Hering [3]

[210] Hering, 1) Eduard von, Mediziner, geb. 20. März 1799 in Stuttgart, gest. daselbst 28. März 1881, studierte seit 1819 Tierheilkunde in Tübingen, Wien und München, ward 1822 Lehrer an der Tierarzneischule in Stuttgart und 1828 Direktor der Klinik. Seit 1832 wurde er auch bei dem königlichen Medizinalkollegium beschäftigt, wo er namentlich das Gesetz über die Gewährsmängel bearbeitete, und 1859 wurde er Referent im Kriegsministerium. 1872 trat er in den Ruhestand. H. bestimmte die Schnelligkeit des Blutumlaufs und die Druckkraft des Herzens und arbeitete über die Krätzmilben der Tiere. 1863 rief er die internationalen Versammlungen der Tierärzte ins Leben. Er schrieb: »Physiologie für Tierärzte« (Stuttg. 1832); »Vorlesungen für Pferdeliebhaber« (das. 1834, mit Zeichnungen von Baumeister); »Tierärztliche Arzneimittel« (das. 1846; 3. Aufl. von Weiß, 1870); »Spezielle Pathologie und Therapie für Tierärzte« (das. 1842, 3. Aufl. 1858); »Handbuch der tierärztlichen Operationslehre« (das. 1857; 6. Aufl. von E. Vogel, 1897); »Biographisch-literarisches Lexikon der Tierärzte« (mit Schrader, das. 1863); »Etymologisches Wörterbuch für Tierärzte« (das. 1871). Er redigierte von 1839–76 das »Repertorium der Tierheilkunde« und bearbeitete 1846–65 den tierärztlichen Teil des Canstattschen »Jahresberichts«.

2) Konstantin, homöopath. Arzt, geb. 1. Jan. 1800 zu Oschatz in Sachsen, gest. 23. Juli 1880 in Philadelphia, studierte in Leipzig und Dresden, ließ sich 1834 als Arzt in Philadelphia nieder und gründete in Allentown die erste amerikanische homöopathische Akademie. Er schrieb: »Amerikanische Arzneiprüfungen« (Leipz. 1856); »Condensed Materia medica« (Philad. 1877 u. ö.; deutsch nach der 3. Auflage als »Kurzgefaßte Arzneimittellehre«, Berl. 1890–93, 2 Bde.); »Homöopathischer Hausarzt« (1837; 19. Aufl., Stuttg. 1904; neueste engl. Ausg., Philad. 1883). Auch gab er die »Comparative materia medica« von H. Groß (Philad. 1867, 2. Aufl. 1897; deutsch von Faulwasser, Leipz. 1892) heraus.

3) Ewald, Physiolog, geb. 5. Aug. 1834 zu Altgersdorf in Sachsen, studierte Medizin, ließ sich 1860 als Arzt in Leipzig nieder, habilitierte sich 1862 als Privatdozent für Physiologie an der dortigen Universität, wurde 1865 Professor der Physiologie und medizinischen Physik an der medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie in Wien, 1870 Professor der Physiologie in Prag und 1895 in Leipzig. Seine Arbeiten betreffen hauptsächlich den Bau der Leber, die Diapedese und Auswanderung der Blutkörperchen, die Selbststeuerung der Atmung, die allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie, die Sinnesphysiologie und die Psychophysik. Er vertrat in seinen Untersuchungen über den Raumsinn des Auges die nativistische Theorie im Gegensatz zur rein empiristischen von Helmholtz, bekämpfte das Fechnersche psychophysische Grundgesetz und stellte eine neue Farbentheorie auf. Auch schrieb er: »Über das Gedächtnis als eine allgemeine Funktion der organisierten Materie« (Wien 1870, 2. Aufl. 1876).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 210.
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