Joest

[265] Joest (spr. jōst), 1) Jan, niederländ. Maler, der Schöpfer des mit 20 Darstellungen aus der Heiligen Geschichte versehenen Hauptaltars in der Nikolaikirche zu Kalkar, der, zwischen 1505 und 1508 ausgeführt, ein wichtiges Denkmal der niederrheinischen Malerei ist (hrsg. und beschrieben von Beissel, M.-Gladbach 1900, 21 Tafeln). J., über dessen Persönlichkeit noch nichts ermittelt worden ist, stand unter dem Einfluß Memlings und der italienischen Renaissance.

2) Wilhelm, Ethnolog und Reisender, geb. 15. März 1852 in Köln, gest. 25. Nov. 1897 auf den Santa Cruz-Inseln, studierte in Bonn, Heidelberg und Berlin Naturwissenschaften und Sprachen, bereiste 1874 die nordafrikanischen Küstenländer und 1876–1878 ganz Amerika. 1879 begab er sich nach Ceylon, durchreiste Indien bis zum Himalaja, begleitete die britische Armee im afghanischen Kriege, besuchte Birma und Siam, beschäftigte sich auf Borneo, Ceram und Celebes mit dem Studium der dortigen wilden Völkerschaften, wohnte dem Kriege der Holländer gegen Atschin bei, durchreiste Kambodscha und die Philippinen und lebte längere Zeit unter den wilden Stämmen Formosas. Von Peking unternahm er einen Ausflug in die Mongolei, ging darauf nach Japan, hielt sich auf Jeso unter den Aino auf und kehrte 1881 von Wladiwostok durch die Mandschurei, Mongolei und Sibirien nach Deutschland zurück. 1883 umschiffte er ganz Afrika, 1890 besuchte er Guayana, 1892 Oberägypten, 1895 Südamerika, 1897 trat er eine auf drei Jahre berechnete Forschungsreise in die Südsee an, starb aber gleich im Beginn derselben. Er veröffentlichte: »Aus Japan nach Deutschland durch Sibirien« (Köln 1883, 2. Aufl. 1887); »Das Holontalo, ein Beitrag zur Kenntnis der Sprachen von Celebes« (Berl. 1883); »Ein Besuch beim König von Birma« (Köln 1883); »Um Afrika« (das. 1885); »Tätowieren, Narbenzeichnen und Körperbemalen« (Berl. 1887); »Die außereuropäische deutsche Presse« (Köln 1888); »Spanische Tiergefechte« (Berl. 1889); »Ethnographisches und Verwandtes aus Guayana« (Supplement zum Internationalen Archiv für Ethnographie, Bd. 5, Leid. 1893) und »Weltfahrten« (Berl. 1895, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 265.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: