Kasimir [2]

[716] Kasimir (Kazimierz), slaw. Name (»Friedensstifter«). Die namhaftesten Träger desselben waren:

Könige von Polen: 1) K. I., der Friedfertige, geb. 1015, gest. 1058, Sohn Mieczislaws II., stand nach seines Vaters Tode 1034 unter Vormundschaft seiner Mutter Richeza, Tochter des Pfalzgrafen Ezo bei Rhein, ward 1037 samt dieser vertrieben und widmete sich nun in Paris den Studien; ja er trat zu Cluny in den Benediktinerorden. 1041 durch Vermittelung Kaiser Heinrichs III. zurückgerufen, befestigte er das Christentum in Polen durch Anlegung mehrerer Klöster, brachte 1054 von Böhmen Schlesien und das abtrünnige Masovien wieder an sich und zwang die Preußen zur Zahlung eines Tributs. Seine Frau Maria Dobroguewa war eine Schwester des Großfürsten Jaroslaw. Ihm folgte sein Sohn Boleslaw II.

2) K. II., Sprawiedliwy, der Gerechte, geb. 1138, gest. 1194, fünfter Sohn des Königs Boleslaw III., erhielt von seinem Vater kein Erbe, jedoch von seinem Bruder Heinrich 1167 die Herrschaft Sendomir und wurde nach der Absetzung Mieczislaws III. 1177 von den Polen zum Oberregenten gewählt. Er begünstigte dafür Adel und Klerus; die Begründung des Klosters Belbuck (s. d.) in Pommern wird ihm zugeschrieben. Vermählt war er mit Helene, Tochter des Herzogs Wesewold von Belz. Ihm folgte sein Sohn Lezko.

3) K. III., der Große, geb. 1309, gest. 5. Nov. 1370, Sohn des Königs Wladislaw Loketek, kam 1333 auf den Thron. Die Feindseligkeiten seiner Vorgänger mit dem Deutschen Orden beendete er 1343 durch den Frieden von Kalisch, nach dem der Orden auf das Palatinat von Kujavien und den Bezirk Dobrzyn, K. auf das Kulmerland, Michelau und Pommern verzichtete. Dem König von Böhmen trat K. 1335 die Oberhoheit über Schlesien ab, eroberte aber dafür Kleinrußland. Masovien machte er Polen lehnspflichtig. Wegen Begünstigung des unterdrückten Volkes wurde er vom Adel Bauernkönig genannt. Er gab das erste Gesetzbuch in Polen heraus. K. gründete mehrere Städte und förderte Industrie sowie Wissenschaften und Künste, gründete 1364 die Universität Krakau und stiftete Schulen und Hospitäler. Mit ihm erlosch der Piastenstamm in Polen, und die Regierung fiel an seinen Schwestersohn, Ludwig d. Gr. von Ungarn.

4) K. IV. Andreas, geb. 1427, gest. 1492 in Grodno, zweiter Sohn Jagellos, wurde 1447 König von Polen. Durch seine Bemühungen, Litauen auf Kosten Polens zu vergrößern und dasselbe möglichst von Polen unabhängig zu machen sowie durch seine Streitigkeiten mit dem Erzbischof von Krakau und seine Weigerung, die ihm vorgelegte Kapitulation zu unterzeichnen, machte sich K. den Polen verhaßt. Er brachte Teschen an Polen. In dem Thorner Frieden (1466) mußten ihm die Ordensritter Westpreußen überlassen und Ostpreußen als polnisches Lehen anerkennen. Sein Sohn Wladislaw wurde zum König von Böhmen gewählt, aber erst lange Kriege konnten dessen Thron befestigen. Unter K. fand 1468 in Petrikow der erste Reichstag statt. Vermählt war K. mit Elisabeth, Tochter des Kaisers Albrecht II. Ihm folgte sein Sohn Johann Albert.

5) Johann K., Herzog zu Sachsen, s. Johann 42).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 716.
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