Mendōza [2]

[596] Mendōza, 1) Diego Hurtado de, span. Humanist, Dichter, Geschichtschreiber und Staatsmann, geb. 1503 in der Alhambra, gest. 1575 in Valladolid, Sohn des Iñigo Lopez de M. und Urenkel des gleichnamigen Markgrafen von Santillana, lernte die klassischen Sprachen von Petrus Martyr und das Arabische in direktem Umgang mit maurischen Lehrern, studierte in Salamanca Philosophie und Staatswissenschaften, bereiste Italien als lernbegieriger Humanist und als junger Krieger, focht bei Pavia und ward von Kaiser Karl V. mit diplomatischen Missionen betraut. Er fungierte von 1532–37 als Gesandter in Venedig, ging 1537 nach England, 1542 nach Trient und weilte von 1547–51 in Rom. Unter Philipps II. Regierung blieb er mehrere Jahre als Botschafter in Lissabon und zeitweise am Madrider Hof. Ein Streit zog ihm 1568 Hast in Medina del Campo und Verbannung zu. Diese verbrachte er auf seinen Besitzungen in Granada, mit literarischen Arbeiten beschäftigt, die ihm während seines ganzen Lebens am Herzen gelegen hatten. M. hinterließ drei epochemachende Werke: einen (umstrittenen) Schelmenroman, lyrische Dichtungen und ein Geschichtswerk, neben vielen andern kleinern gedruckten und ungedruckten Schriften. Den Schelmenroman vom »Kleinen Lazarus am Tormes-Flüßchen« soll er als Student geschrieben haben, doch wurde er erst später anonym gedruckt als »Vida de Lazarillo de Tormes«, dreimal 1554 (die »ed. princeps« ist unbekannt), und seitdem sehr oft, auch im 3. Bande der »Biblioteca de autores españoles«; neuerdings von Butler-Clark (1897) und Foulché-Delbosc (1900), der den Urtext herzustellen versucht. Die köstliche Lebendigkeit und Naivität des Stiles verschafft dieser (oft fortgesetzten und nachgeahmten) Jugendarbeit immer neue Bewunderer (deutsch von Keil, Gotha 1810; von W. Laufer, Stuttg. 1889; in Reclams Universal-Bibliothek Nr. 1389). Seine poetischen Werke enthalten Sonette, Kanzonen, Eklogen und ausgezeichnete Episteln im italienischen Geschmack, zu dessen Hauptförderern M. gehörte, doch auch sehr gewandte und tief empfundene Gedichte nach alter Volksweise. Sie erschienen als »Obras poeticas« ed. Hidalgo, Madrid 1610; wieder abgedruckt im 32. Bande der »Biblioteca de autores españoles«. Eine neue, bedeutend vermehrte Ausgabe besorgte W. Knapp (Madr. 1877). Die satirischen und humoristischen Stücke erschienen auch getrennt (Madr. 1876). Das spät gedruckte Geschichtswerk: »Guerra de Granada« behandelt den letzten Aufstand der Moriskos (1568) mit wahrhaft klassischer Größe und verschaffte M. den Namen des spanischen Sallust (Lissab. 1627, verstümmelt; Madr. 1674; vollständig 1720 u. 1776 zu Valencia, und seitdem sehr oft, auch in Bd. 21 der erwähnten Bibliothek). Vgl. darüber R. Foulché-Delbosc in der »Revue Hispanique« (1894). Andre Prosawerke: »Dialogo de Caronte y Farnesio« und »Carta a Salazar«, enthalten die »Obrasen prosa« (Madr. 1881). Vgl. J. Fesenmair, Don Diego Hurtado de M. (Münch. 1883–84), und E. Señany Alonso, Apuntes biograficos (Xerez 1886). Mendozas reiche Klassikerbibliothek ist seit 1576 eine der Zierden des Escorial, ein Brand zerstörte freilich 1671 mehr als die Hälfte der handschriftlichen Schätze.

2) Don Antonio Hurtado de M., Bruder des vorigen, war Vizekönig von Neuspanien und veröffentlichte das naturhistorische Werk »De las cosas naturales y maravillosas de Nueva España«. – Ein andrer, Don Antonio de M., geb. 1590 in Burgos, gest. 1644, war Kommandeur des Calatravaordens, Geheimer Sekretär König Philipps IV. und Mitglied des Inquisitionsgerichts. Er hinterließ mehrere Komödien (abgedruckt in der »Biblioteca de autores españoles«, Bd. 45) und lyrische Gedichte (Lissab. 1696; neueste Ausg., Madr. 1849; im Auszug auch im 16. u. 42. Bande der genannten »Biblioteca«) sowie einige prosaische Schriften.

3) Inigo Lopez de, s. Santillana.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 596.
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