Nordenskiöld

[756] Nordenskiöld (spr. nūrdenschöld), Adolf Erik, Polarforscher, geb. 18. Nov. 1832 in Helsingfors, gest. 12. Aug. 1901 auf seinem Landgut Dalbyö bei Lund, studierte in Helsingfors und Berlin Mineralogie, fand dann in Stockholm Anstellung am Reichsmuseum, begleitete 1858 und 1861 Torell nach Spitzbergen und leitete 1864 und 1868 zwei weitere[756] Expeditionen dorthin. 1870 besuchte er die Westküste Grönlands und drang 45 km weit in das Binneneis vor. 1872 führte N. eine neue Expedition nach Spitzbergen, die in der Mosselbai überwinterte. 1875 durchfuhr er mit der Segeljacht Pröven das als »Eiskeller« verschrieene Karische Meer bis zur Jenisseimündung, von wo er mit einem Teil der Expedition über Petersburg nach Schweden gelangte, während Kjellmann den Pröven nach Hammerfest zurückführte. Ende Juli 1876 fuhr N., unmittelbar nach einem Besuch der Weltausstellung in Philadelphia, mit dem Dampfer Ymer wiederum zum Jenissei, befuhr ihn aufwärts bis 71° nördl. Br. und langte 16. Sept. wieder am Kap Nordkyn an. Nunmehr entschloß er sich, eine Fahrt durch das Sibirische Meer nach der Beringstraße zu wagen. Mit zwei Schiffen, Vega und Lena, fuhr er 4. Juli 1878 von Gotenburg ab und gelangte durch das Karische Meer und um die Nordspitze Asiens herum 27. Aug. vor das Lenadelta, von wo die Lena stromaufwärts nach Jakutsk dampfte, während N. mit der Vega die Fahrt längs der sibirischen Küste fortsetzte, aber kurz vor Erreichung der Beringstraße in der Nähe der Koliutschinbai einfror. Erst im folgenden Jahre löste er durch Umsegelung von Asien das alte Problem der nordöstlichen Durchfahrt. Durch den Suezkanal nach Europa zurückgekehrt, wurde N. überall mit Auszeichnung empfangen und vom König von Schweden in den Freiherrenstand erhoben. Auf Kosten von Oskar Dickson (s. d.), der auch die frühern Fahrten Nordenskiölds freigebigst unterstützt hatte, unternahm N. 1883 eine zweite Reise nach Grönland, auf der er mit Schlitten 117 km, die ihn begleitenden Lappen auf Schneeschuhen sogar 230 km (was jedoch Nansen bezweifelt) in das Innere vordrangen, ohne aber das vermutete eisfreie Land zu finden. In den letzten Jahren beschäftigte sich N. besonders mit historisch-kartographischen Studien. Außer zahlreichen Abhandlungen und Mitteilungen veröffentlichte N. »Vega's fard kring Asien och Europa« (Stockh. 1881, 2 Bde.; deutsch u. d. T.: »Die Umsegelung Asiens und Europas auf der Vega«, Leipz. 1882, 2 Bde.; für weitere Kreise bearbeitet von Erman, 2. Aufl., das. 1890); »Vega expeditionens vetenskapliga jaktagelser« (Stockh. 1872–87, 5 Bde.; Bd. 1 auch deutsch u. d. T.: »Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Vega-Expedition«, Leipz. 1883); »Studier och forskningar af mina resor i höga norden« (Stockh. 1884; deutsch, Leipz. 1885); »Den andra Dicksonska expeditionen till Grönland« (Stockh. 1885; deutsch u. d. T.: »Grönland, seine Eiswüsten im Innern und seine Ostküste«, Leipz. 1886); »Facsimile Atlas till kartografiens äldsta historia« (Stockh. 1889, zugleich englisch), mit Reproduktionen der wichtigsten vor 1600 veröffentlichten Karten; »Periplus. Utkast till sjökortens och sjöböckernas äldsta historia« (das. 1897). Vgl. auch Leslie, Arctic voyages of A. E. N., 1858–1879 (mit Autobiographie; deutsch, Leipz. 1880); Andersson, Adolf Erik N. (Stockh. 1901); Forsstrand, A. E. N. och hans forskningsfarder (das. 1901). – Sein Sohn Gustav N., geb. 1868 in Stockholm, gest. 6. Juni 1895 in Mörsill, unternahm 1890 eine Reise nach Spitzbergen und untersuchte 1891 die großartigen Höhlenwohnungen am Rio Mancos in Colorado. Er veröffentlichte: »Från fjärran västern. Minnen från America« (Stockh. 1892); »Redogörelsen för den svenska expeditionen till Spetsbergen 1890« (das. 1892) und »Ruiner af klippboningar i Mesa Verde's canons« (das. 1893; engl. von Morgan: »The cliffdwellers of the Mesa Verde«, 1893). Sein zweiter Sohn, Erland N., geb. 1877 in Södertelge (Schweden), unternahm 1901–02 hauptsächlich zu ethnologischen Studien eine Reise nach dem Gran Chaco von Argentinien und 1904 nach Bolivien.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 756-757.
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