Paris [4]

[449] Paris (auch Alexandros), der zweite Sohn des Priamos und der Hekabe. Vor seiner Geburt träumte der Mutter, sie gebäre einen Feuerbrand, der Ilion einäschere; deshalb ließ Priamos den Neugebornen durch einen Hirten auf dem Ida aussetzen. Als dieser nach fünf Tagen das von einer Bärin gesäugte Kind wohlbehalten fand, gab er ihm den Namen P. und zog ihn auf. Alexandros wurde P. später wegen seiner mutigen Verteidigung der Herden genannt. Auf dem Ida vermählte er sich mit der Nymphe Önone, mit der er in der Einsamkeit glücklich lebte. Da erschienen vor ihm einst, von Hermes geführt, Hera, Aphrodite und Athene, um sein Urteil zu vernehmen,[449] welche von ihnen die Schönste sei (s. Eris). Hera versprach ihm Herrschaft und Reichtum, Athene Ruhm und Weisheit, Aphrodite das schönste Weib. P. entschied für Aphrodite. Als er einst einen Stier zu einem Opferfest nach Troja brachte, wurde er von Kassandra (s. d.) erkannt und von Priamos als Sohn angenommen. Mit Hilfe von Aphrodite entführte er darauf Helena, die Gemahlin seines Gastfreundes Menelaos, aus Sparta nach Troja und veranlaßte so den Trojanischen Krieg (s. d.). Bei Homer ist er bald mannhaft und kampfestüchtig, besonders als Bogenschütze, bald weichlich und feig. Nachdem er Achill hinterlistig getötet, ward er von Philoktetes mit einem Pfeil des Herakles getroffen und starb an der Wunde, da Önone ihn zu heilen verweigerte. Die Kunst stellte P. dar als jugendlich schönen, unbärtigen Mann mit der phrygischen Mütze, auch mit Syrinx und Hirtenstab, auf einem Felsen sitzend. Das Parisurteil gehört zu den beliebtesten Stoffen der antiken Kunst, besonders auf Vasenbildern und Sarkophagreliefs.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 449-450.
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