Paris [2]

1336. Paris.
1336. Paris.
Frankreich. I. (Karten)
Frankreich. I. (Karten)
Gotik. I. 1. Notre-Dame zu Paris (12. bis 13. Jahrh.). 2. Mittelschiff der Kathedrale zu Amiens (13. Jahrh.). 3. Kathedrale zu Burgos (1221-1487). 4. Kathedrale zu York (1291 bis um 1410). 5. Chor der Barbarakirche zu Kuttenberg (Ende des 14. Jahrh.). 6. Dom zu Mailand (1386-1577). 7. Marienkirche zu Lübeck (1280-1304). 8. Innenansicht des Chors der Elisabethkirche zu Marburg i. H. (1235-83). 9. Dom zu Halberstadt (1235-1492). 10. Münster zu Freiburg i. Br. (13. bis 14. Jahrh.). 11. Inneres des Münsters zu Straßburg i. E. (11. bis 15. Jahrh.). 12. Dom zu Köln (1248 begonnen, 1880 vollendet).
Gotik. I. 1. Notre-Dame zu Paris (12. bis 13. Jahrh.). 2. Mittelschiff der Kathedrale zu Amiens (13. Jahrh.). 3. Kathedrale zu Burgos (1221-1487). 4. ...
Renaissance. I. 1. Palast Vendramin zu Venedig (Ende des 15. Jahrh.). 2. Säulenhof des Palastes Sauli bei Genua (16. Jahrh.). 3. Ehemalige Markusbibliothek zu Venedig (1536 begonnen). 4. Markuskloster in Leon (16. Jahrh.). 5. Uhrpavillon des Louvre zu Paris (1624 begonnen). 6. Treppe am Schlosse zu Blois (16. Jahrh.). 7. Friedrichsbau des Schlosses zu Heidelberg (1556-59). 8. Portal des Piastenschlosses zu Brieg (16. Jahrh.). 9. Treppe des Rathauses zu Görlitz (1537). 10. Rathaus zu Bremen (1602-12 umgebaut). 11. Vorhalle des Rathauses zu Köln (1569-71).
Renaissance. I. 1. Palast Vendramin zu Venedig (Ende des 15. Jahrh.). 2. Säulenhof des Palastes Sauli bei Genua (16. Jahrh.). 3. Ehemalige Markusbibliothek zu ...

[355] Paris (lat. Lutetĭa Parisiōrum), Hauptstadt Frankreichs [Karte: Frankreich I, 3], im Dep. Seine, an beiden Ufern der Seine, im N. (Höhen von Charonne, Menilmontant, Buttes-Chaumont, 101 m, Montmartre, 128 m) wie im S. (Maison Blanche, Buttes-aux-Cailles) von Hügeln umgeben; außerhalb der Stadt liegen im S. und W. die Höhen von Montrouge, Bicêtre, Chatillon, Meudon, Saint-Cloud und der Mont-Valérien (130 m); Meereshöhe 26-60 m; mittlere Jahrestemperatur 10,75°, des Sommers 18,11°, des Winters 3,3° C. Flächeninhalt 7802 ha; Bevölkerung im 13. Jahrh. 120.000 E., 1605: 200.000, 1715: 500.000, 1856: 1.174.346, 1861, nach Einverleibung des Weichbildes, 1.696.000, 1896: 2.536.834, 1901: 2.714.068 E. (mit Einschluß der nächst umliegenden Ortschaften 3.054.338 E.); Dichtigkeit 348 E. auf den Hektar, stärker als in jeder andern Stadt Europas.

Anlage der Stadt. P. zerfällt in 20 Arrondissements; am l. Ufer der Seine das alte P. mit den gelehrten Anstalten, bes. der Sorbonne im Quartier Latin; der älteste Teil der Stadt, die von der Seine umschlossene Ile de la Cité mit dem Justiz- und Polizeigebäude, der Notre-Dame-Kirche und dem Krankenhause Hôtel-Dieu, sehr verkehrsreich; das rechte Ufer besitzt große Boulevards und Promenaden, Handels-und Finanzinstitute, die wichtigsten Kunstsammlungen und Theater, schöne Privathäuser. Die heutige Gestalt von P. stammt von dem Seinepräfekten Haußmann (1853-70) her, der alte Boulevards durchlegte und verlängerte, neue anlegte (Boulevard Haußmann), Parks erweiterte und neu schuf, den zoolog. Garten gründete etc. 28 Brücken, darunter Pont d'Austerlitz, Pont Sully, Pont d'Arcole, Pont Neuf (12 Bogen, 328 m lg., Reiterstandbild Heinrichs IV.), Pont des Arts, Pont Royal, Pont de la Concorde, Pont Alexandre III., Pont des Invalides, Pont de l'Alma, Pont d'Jéna, Pont Mirabeau, Pont du Point du Jour etc. Von den Straßen (zusammen 985 km) hervorzuheben die Rue de Rivoli (3 km) von der Place de la Concorde zur Place de la Bastille, Rue de St.-Honoré (4 km), Rue de Richelieu, Rue Lafayette (3 km), Rue Montmartre, Rue du Faubourg-Poisonnière, Turbigo, Vaugirard (41/2 km), Rue du Temple, Rue St.-Denis, Rue Castiglione, Rue de la Paix; Avenue des Champs-Elysées; über 180 (überdachte) Passagen oder Galerien (Passage Jouffroy). 136 Plätze: Place de l'Etoile, auf welchen 12 Avenuen sternförmig auslaufen, Place de la Bastille, Place du Châtelet (Siegesfontäne von 22 m), Place du Carrousel, Place de Clichy, Place de l'Europe, Place de l'Hôtel de Ville, Place d'Italie, Place Malesherbes, Place des Pyramides (Denkmal der Jeanne d'Arc), Place de la Nation (Standbilder des heil. Ludwig [355] und Philipp II. August), Place de la République (Kolossalstatue der Republik), Place de la Concorde (zwischen dem Tuileriengarten und den Champs-Elysées; früher Place de la Révolution; hier Ludwig XVI., Marie Antoinette, Charlotte Corday, überhaupt von 1793-95 gegen 3000 Menschen hingerichtet; in der Mitte der Obelisk von Luxor; an der Peripherie 8 Marmorgestalten franz. Städte); Place Vendôme (Vendômesäule mit dem Standbilde Napoleons, Nachahmung der Trajanssäule, 43,5 m hoch, 1806 errichtet, 1871 von den Kommunarden umgestürzt, 1875 neu errichtet), Place des Victoires (Reiterbild Ludwigs XIV.), Place des Vosges (Reiterbild Ludwigs XIII.), Marsfeld (s.d.) mit dem Eiffelturm (s.d.). Sonstige Denkmäler: Arc de Triomphe de l'Etoile (größter Triumphbogen der Welt, 50 m hoch, 45 m br., 22 m tief, zur Verherrlichung Napoleons I., doch erst 1836 vollendet), Arc de Triomphe du Carrousel, Julisäule (auf dem Bastilleplatz, mit Gräbern der Julikämpfer von 1830), Gambetta-Denkmal, Reiterstandbild von Etienne Marcel, Doppelstandbild Lafayettes und Washingtons. Kirchen: Notre-Dame, erzbischöfl. Kathedrale (gotisch, 1182 geweiht [Tafel: Gotik I, 1]), Sainte-Chapelle (gotisch, 1242-47, schöne Glasmalereien), Saint-Germain des Prés (roman., 11. Jahrh.), Saint-Germain l'Auxerrois (aus der Merowingerzeit), Pantheon (ursprünglich Kirche der heil. Genovefa; 1764 begonnen, 112 m lg., 84 m br., 90 m hoch; 130 korinth. Säulen; abwechselnd als Kirche und als Ehrentempel berühmter Männer benutzt), St.-Sulpice (1646-49), der Invalidendom (1693-1706, Gräber von Napoleon I., Turenne, Vauban), Madeleinekirche (1764 begonnen, 1842 vollendet, von einer korinth. Säulenhalle umgeben); 21 Kirchhöfe (bes. Père Lachaise, Montmartre, Mont-Parnasse) mit Denkmälern berühmter Toten. Weltliche Bauten. Aus der Römerzeit Ruinen des Palais des Thermes; aus dem Mittelalter meist befestigte Schlösser, z.B. die Bastille, das Louvre, das alte Hôtel de Ville. In der Renaissance wurden das Louvre (s.d. und Tafel: Renaissance I, 5) und die Tuilerien (1564) ausgebaut; spätere Bauten sind Palais du Luxembourg (1615 begonnen), Palais-Royal, von Richelieu erbaut, und die Sorbonne (s.d.); Hôtel des Invalides, 1670 begonnen, jetzt Museum; Theâtre de l'Odéon (1779), das Elysée (s.d.), aus Napoleons I. Zeit das Palais de Justice (jetzt Deputiertenkammer), die Börse; aus Napoleons III. Zeit das Palais de l'Industrie, die Zentralhallen und das Tribunal de Commerce; Opernhaus (1863-74), Hôtel de Ville (1872-82), Palais du Trocadéro (1878).

Bildungswesen. Universität, älteste nach Bologna, besteht aus der prot.-theol., jurist., mediz., mathem.-naturwiss. und philos. Fakultät (letztere beide in der Sorbonne vereinigt; hier auch die Urkundenschule [École nationale des chartes] und Universitätsbibliothek); Collège de France (Vorlesungen bedeutender Lehrkräfte); École pratique des hautes études (histor.-philol. und naturwiss. Seminare), École normale supérieure (zur Heranbildung der Lehrer), drei freie Fakultäten, Kunstschule, Ingenieur- und Bergbeamtenschule, technische Hochschule (École centrale des arts et manufactures), polytechnische Schule militär. Lehranstalten, höhere Fachschulen für Anthropologie, Elektrizität, Architektur etc., zentrale meteorolog. Anstalt für Frankreich; Sternwarten; das Institut de France (s.d.); Nationalbibliothek (2.600.000 Druckbände, 250.000 Karten, 102.000 Handschriften). Museen: Musée du Louvre (6 Abteilungen: ägypt., orient., griech. und röm. Altertümer [Venus von Milo], Skulptur des Mittelalters und der Neuzeit; Kunstgegenstände des Mittelalters und der Neuzeit; Marine und Ethnographie; hervorragend die Gemäldegalerie mit 2800 Bildern); ferner Musée du Luxembourg (moderne Kunst), Musée Carnavalet (Geschichtsdenkmäler von P.), Musée de Thermes et de Cluny, Musée Cernuschi (chines. und japan. Kunstgegenstände), Zeughaus (Musée d'artillerie), Museum für Kunstgewerbe (Conservatoire national des arts et métiers); alljährliche Kunstausstellungen im Salon und auf dem Marsfeld; musikal. Hochschule (Conservatoire national de musique et de déclama tion; 1795 gegründet); 48 Theater: Große Oper (1863-74 erbaut), Komische Oper (1887 niedergebrannt), Théâtre Français (Pflege der klassischen Bühne, Brand vom 8. März 1900) etc.

Behörden und Verwaltung. P. ist Sitz eines Erzbischofs, sämtlicher Ministerien, des Kassationshofs, eines Appellationsgerichts, Gewerbegerichts und der 20 Friedensgerichte, eines Militärgouverneurs etc. An der Spitze der Verwaltung der Seinepräfekt, der Polizeipräfekt und für jedes Arrondissement ein Maire und 3 Adjoints; daneben der Stadtrat (Conseil municipal), 80 auf 4 Jahre gewählte Mitglieder; 13 Gefängnisse. 6 Wasserleitungen (täglicher Wasserbedarf 582.000 cbm). Budget jährlich über 300 Mill. Frs.

Industrie durch elegante Ausführung hervorragend, auf allen Gebieten vertreten; zahlreiche kleine, wenige große Fabriken; Hauptzweige: Weberei, Steinbrüche und Salinen, Metall- und Lederindustrie, Schiff- und Wagenbau, Fabrikation von Chemikalien, Baugewerbe, Kleidungs- und Toilettengegenstände, Nahrungsmittelindustrie, Buchdruck und Buchbinderei, Kunstgewerbe, Schmuckwaren. Im Handel vorwiegend der Geldmarkt, dann der Handel mit edeln Metallen, Nahrungsmitteln, Kleidungs- und Toilettegegenständen; über 30.000 Hotels, Restaurants, Cafés etc. Zentrum des Handels mit Nahrungsmitteln die Halles Centrales; Schlachthöfe (Abattoirs). Verkehrswesen: über 15.000 Fiaker, Omnibus-, Pferde-, elektr. (Straßen-und Untergrund-) und Dampfbahnlinien, zwei Gürtelbahnen (Ceinture de Paris), dienen dem Stadt-, 6 von P. ausgehende Bahnlinien mit 9 Bahnhöfen dem Fernverkehr; auf der Seine drei Dampfschifflinien.

Befestigungen von P., der größten Armeefestung der Welt, bestehen aus der Kernumwallung, dem ältern Fortgürtel und den nach 1872 angelegten Lagern, erstere (1840-44 erbaut, 36 km Umfang) bestand aus 94, seit 1897 teilweise aufgegebenen Bastionen; 1,5-4,8 km von der Umwallung entfernt liegen die 24 ältern Forts und Redouten (70 km Umfang), heute nicht mehr widerstandsfähig; die seit 1872 in einer Entfernung von 15 km von P. neu angelegten Befestigungen (130 km Umfang) umfassen 7 Forts erster Ordnung (je 1200 Mann und 61 Geschütze), 16 Forts zweiter Ordnung (je 600 Mann und 24 Geschütze), 50 Batterien und Redouten (je 200 Mann und 6 Geschütze) und bilden so drei verschanzte Lager im N., W. und O.

Geschichte. P., ursprünglich Wohnsitz des gall. Volksstammes der Parisii, schon zu Cäsars Zeit als Handelsplatz von Bedeutung, war von jeher der polit. Mittelpunkt Frankreichs, bes. aber seit 1789. Durch die Schlacht von P. 30. März 1814 erzwangen die Verbündeten die Kapitulation von P. 31. März 1814 und den 1. Pariser Frieden vom 30. Mai 1814. Nach der Schlacht von Waterloo und den Gefechten vor P. 2. und 3. Juli 1815 zogen die Verbündeten 7. Juli 1815 zum zweitenmal in P. ein, worauf 20. Nov. 1815 der 2. Pariser Friede geschlossen ward. Ein 3. Pariser Friede vom 30. März 1856 beendete den Krimkrieg. Im Deutsch-Franz. Kriege von 1870/71 wurde P. vom 19. Sept. 1870 an eingeschlossen, nach vielen abgeschlagenen Ausfällen und nach der Beschießung der Ostfront seit 27. Dez. (Einnahme des Mont-Avron 29. Dez.), später auch der Süd- und Nordfront, 28. Jan. 1871 zur Ergebung gezwungen und 1. bis 3. März teilweise besetzt. Darauf Herrschaft der Kommune in P.; Zerstörung vieler Gebäude (unter andern der Tuilerien). Erst 1879 ward der Sitz der Regierung und der Kammern von Versailles wieder nach P. verlegt. 1878, 1889 und 1900 wurden in P. Weltausstellungen veranstaltet. – Über die Geschichte vgl. Ménorval (franz., 3 Tle., 1889-97), A. Schmidt, »Pariser Zustände während der Revolutionszeit« (3 Bde., 1874-75), von Meerheimb, »Geschichte der Kommune« (1880), Geschichte der Belagerung 1870/71 von F. Sarcey (deutsch 1872), Heyde und Fröse (1873-75), Lehautcourt (franz., 2 Bde., 1898), Simond, »P. de 1800 à 1900« (3 Bde., 1902).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 355-356.
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