Reichenbach [2]

[726] Reichenbach, 1) (R. in Schlesien) Kreisstadt im preuß. Regbez. Breslau, an der Peile, am Fuß des Eulengebirges, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Ziegenhals-Raudten und R.-Oberlangenbielau sowie der Kleinbahn R.-Wünschelburg, 259 m ü. M., hat eine evangelische und 3 kath. Kirchen, Synagoge, ein Realgymnasium, ein neues Rathaus, ein Amtsgericht, eine Reichsbanknebenstelle, ein Waisenhaus, bedeutende mechanische Weberei (2522 Stühle), Spinnerei, Färberei, Appreturanstalten, Eisengießerei und Maschinenbau, Molkerei, Dampfbrauerei und (1906) 15,984 Einw., davon 5298 Katholiken und 92 Juden.

Wappen von Reichenbach in Schlesien.
Wappen von Reichenbach in Schlesien.

Dabei das Dorf Ernsdorf mit Baumwollweberei und Wagenbau, jetzt mit R. vereinigt. Der Kreis R. enthält die größten schlesischen Weberdörfer: Langenbielau (s. d.), Peilau (s. d.) und Peterswaldau (s. d.). R. wurde 1633 von den Kaiserlichen erstürmt, die Befestigung geschleift. Am 16. Aug. 1762 siegten hier die[726] Preußen unter dem Herzog von Bevern über die Österreicher unter Daun. Der Kongreß zu R. (27. Juli 1790) und die Konvention zwischen Preußen, Polen, England, Holland und Österreich sicherte den fernern Bestand des türkischen Reiches. Von Juni bis August 1813 verhandelten hier England, Rußland und Preußen; die Folge war der am 14. und 15. Juni 1813 abgeschlossene doppelte Subsidienvertrag. Ein ebenfalls hier 27. Juni geschlossener Allianztraktat zwischen den Verbündeten und Österreich wurde 27. Juli 1813 in Prag ratifiziert. Vgl. »Kurze Geschichte der Stadt R.« (Reichenb. 1874). – 2) (R. in der Oberlausitz) Stadt im preuß. Regbez. Liegnitz, Landkreis Görlitz, an der sächs. Staatsbahnlinie Dresden-Görlitz, 248 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein evang. Lehrerseminar, Präparandenanstalt, Waisenhaus, Mädchenerziehungsanstalt (Bethanien), ein Amtsgericht, eine chemische, eine Glas-, eine Knopf- und eine Farbenfabrik, eine Maschinenbauanstalt, Färberei, Bierbrauerei, ein Elektrizitätswerk und (1905) 2085 meist evang. Einwohner. In der Nähe der Töpferberg mit Aussicht. Hier siegten 22. Mai 1813 die Franzosen über die Russen unter Herzog Eugen von Württemberg. – 3) (R. im Vogtlande) Stadt in der sächs. Kreish. Zwickau, Amtsh. Plauen, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Leipzig-Hof, R.-Chemnitz u. a., 337–400 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, Denkmäler des Kaisers Wilhelm I., des Königs Albert, Bismarcks, Moltkes und des Realschuldirektors Weinhold, eine Realschule mit Progymnasium, eine Handels- und eine höhere Webschule, ein Waisenhaus, ein Amtsgericht, eine Reichsbanknebenstelle, Filialen der Sächsischen und der Vogtländischen Bank, bedeutende Wollwaren-, Tücher- und Deckenfabrikation, Roßhaar- und Wollspinnerei,-Wäscherei,-Färberei,-Bleicherei und Appreturanstalten, Eisengießerei und Maschinenbau, Maß-, Nägel-, Pappen- und Parfümeriefabrikation, Wagenbau und (1905) 24,915 Einw., davon (1900) 672 Katholiken und 54 Juden.

Wappen von Reichenbach im Vogtlande.
Wappen von Reichenbach im Vogtlande.

In der Nähe der großartige Eisenbahnviadukt über das Göltzschtal (s. Göltzsch). R., als Stadt bereits 1140 erwähnt, ist Geburtsort der Schauspielerin Karoline Neuber. – 4) (Klosterreichenbach) Dorf und Luftkurort im württemberg. Schwarzwaldkreis, Oberamt Freudenstadt, an der Murg und der Staatsbahnlinie Freudenstadt-Klosterreichenbach, 520 m ü. M., hat eine ehemalige Benediktinerabtei (1080 gegründet) mit romanischer evang. Kirche (1894–97 renoviert), Forstamt, Maschinenfabrik, Sägewerk, Kunstmühle, Elektrizitätswerk und (1905) 905 Einw.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 726-727.
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