Triént

[708] Triént (ital. Trento, lat. Tridentum), Stadt mit eignem Statut in Südtirol, Hauptort des Trentino genannten italienischen Landesteils und bedeutender Fremdenverkehrspunkt, 195 m u. M., links an der von einer eisernen Brücke überspannten, schiffbaren Etsch (s. Lageplan), in die nahe unterhalb die Fersina mündet, an der Südbahnlinie Kufstein-Ala, der Valsuganabahn (T.-Borgo-Tezze) und der elektrischen Lokalbahn T.-Malè, hat Reste der alten Stadtmauer mit zwei Türmen, schöne Parkanlagen, zahlreiche Villen an ben gegen O. ansteigenden Hügeln und ganz im italienischen Stil erbaute Häuser. In den letzten Jahren ist T. durch Anlage von Außenforts zu einer Lagerfestung umgewandelt worden. Die ansehnlichsten Plätze sind die Piazza del Duomo mit dem Neptunsbrunnen und altem Stadtturm und die Piazza Dante mit Gartenanlagen und dem Denkmal Dantes (von Zoccchi, 1896). Von den kirchlichen Gebäuden sind zu erwähnen: der Dom, eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit zwei Kuppeln (im 11. Jahrh. begonnen, im 16. vollendet, 1886–1906 restauriert); die Kirche Santa Maria Maggiore (aus dem 16. Jahrh., 1904 umgebaut), mit den Bildnissen der Kirchenfürsten, die dem in dieser Kirche abgehaltenen Konzil (s. unten) beiwohnten; die Kirche San Pietro mit gotischer Fassade und einer Kapelle des heil. Simon von T., der als Kind 1475 angeblich von den Juden ermordet wurde; die Jesuiten-, jetzt Seminarkirche; die Kirche dell' Annunziata mit hoher, von vier Säulen getragener Kuppel; das Kapuzinerkloster mit schöner Terrasse.

Wappen von Trient.
Wappen von Trient.

Andre ansehnliche Gebäude sind: das Kastell Buon Consiglio (einst Residenz der Fürstbischöfe, jetzt Kaserne) mit einem alten sogen. Augustusturm und Fresken, das Rathaus, der Justizpalast, das Theater, das Gebäude des Landeskulturrats, die neuen Kasernen und mehrere Privatpaläste. Die Stadt ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung), eines Kreisgerichts, einer Finanzbezirksdirektion, einer Sektion des Landeskulturrats, eines Festungskommandos, eines Fürstbischofs mit Domkapitel und hat ein fürstbischöfliches Seminar mit theologischer Lehranstalt, ein Staatsgymnasium (mit italienischer und deutscher Abteilung), ein bischöfliches Gymnasium mit Konvikt, eine Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Bau- und Kunsthandwerkerschule, eine Handelsmittelschule, eine Musikschule, ein bischöfliches Taubstummeninstitut, ein städtisches Museum mit Bibliothek (60,000 Bände), ein Artilleriezeugdepot, eine Seidenzuchtanstalt, verschiedene Wohltätigkeitsanstalten, eine Filiale der österreichisch-ungarischen Bank, eine Volksbank, Sparkasse und (1900) mit dem Militär (2231 Mann) 24,868 meist ital. Einwohner (2049 Deutsche). T. besitzt Seidenspinnereien, Werkstätten für Steinbearbeitung, Fabriken für Möbel, Hüte, Kanditen u. Schokolade, Spirituosen, Teigwaren, Salami (sogen. Veroneser Salami), Glockengießerei. Färberei, Kunstmühle, ein städtisches Elektrizitätswerk und Gasanstalt, ein Schlachthaus, Marmorbrüche, Obst- und Weinbau und lebhaften Handel. Auf dem rechten Etschufer liegt der befestigte Felshügel Doß Trento (289 m), auf dem einst das Römerkastell Verruca stand, mit schöner Aussicht; östlich der 38 m hohe Wasserfall der Fersina; südwestlich der aussichtsreiche Monte Bondone (2090 m). – Im Altertum war T., die älteste Stadt Tirols, römische Provinzialstadt. Im 4. Jahrh. wurde es Bischofssitz, litt zur Zeit der Völkerwanderung außerordentlich und wurde vom Ostgotenkönig Theoderich wieder hergestellt. Um 574 Residenz eines langobardischen Herzogs, kam es unter Karl d. Gr. an das fränkische Reich. König Konrad II. belehnte 1027 den Bischof von T. mit der fürstlichen Würde und weltlichen Herrschaft über die Stadt. Das älteste Statut der Stadt, nur in deutscher Übersetzung[708] aus dem 15. Jahrh. erhalten, stammt noch aus dem 13. Jahrh. (vor 4307).

Lageplan von Trient.
Lageplan von Trient.

Das Konzil von 1545–63 (s. Tridentinisches Konzil) gab T. eine welthistorische Bedeutung. 1803 wurde das Hochstift säkularisiert und Österreich einverleibt. 1805 fiel es an Bayern, nach den Kämpfen von 1809 an Italien, 1814 wieder an Österreich. Vgl. Barbacovi, Memorie storiche della città e del territorio di Trento (Trient 1821–24, 2 Tle.); Ambrosi, Trento e il suo circondario (das. 1881) und Commentari della storia trentina (Rovereto 1886, 2 Bde.); Voltelini, Die ältesten Statuten von T. (Wien 1902); Atz und Schatz, Der deutsche Anteil des Bistums T. (Bozen 1902 ff.); Battisti, Il Trentino (Trient 1898); Jülg, T. und Umgebung (Münch. 1892); Oberosler, Führer durch T. und Umgebung (Trient 1905) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 708-709.
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