Don Juan

[253] Don Juan, mythische Person einer altspanischen Sage, die in Sevilla heimisch ist; D. I. Tenorio, soll liederlich gelebt u. die Giralda, eine sevillesische Jungfrau, deren Andenken auf dem Thurme gl. Nam. bei der Kathedrale verewigt ist, zu entehren versucht haben. Den Vater derselben, Gouverneur von Sevilla, erlegte er im Zweikampf u. lud später im Übermuth die steinerne Statue des Gouverneurs, in die Familiengruft eindringend, zum Nachtessen. Sie erschien u. fuhr mit D. J. zur Hölle. Mit dieser Sage wurde in späterer Zeit eine andere vermischt, deren Gegenstand D. I. de Masaña ist. Dieser soll gleichfalls sehr locker gelebt u. mit dem Teufel ein Bündniß unterhalten haben. Einst ging er in Sevilla an dem Ufer des Quadalquivir spatzieren u. bat einen am Ufer Wandelnden um Feuer für die Cigarre. Dies war aber der Teufel, u. sogleich reichte ein langer Arm das Feuer überden Fluß, welches D. I. kaltblütig zum Anzünden der Cigarre benutzte. Nachdem er gemordet, Nonnen entführt u. in Flandern Kriegsdienste gethan hatte, wurde er, durch von seiner Mutter zu seinem Seelenheil gestiftete Messen bekehrt, Mönch u. starb im Geruch der Heiligkeit nach schweren Büßungen, u. gab den Befehl, ihn unter der Schwelle einer Kirche zu Sevilla zu begraben, damit die Gläubigen immer die Asche des Unwürdigen mit Füßen träten. Die Juansage wurde zuerst in Spanien aufs Theater gebracht durch Tirso de Molina; von da kam sie über Italien nach Paris, wo sie erst Villiers (La festin de guèrre, 1659) u. dann Molière (Don Juan, 1665) u. zuletzt Corneille bearbeitete. In Spanien hat Zorilla den Stoff wieder in neuester Zeit aufgegriffen. Die Oper Mozarts stammt aus einer Umarbeitung des Molinaschen Stücks durch Antonio de Zamora (nach welcher schon Goldini den Giovanni Tenorio u. Vinc. Righini Il convisato di pietra geschrieben hatten) u. den Text für Mozart hatte Lorenzo da Ponte 1781 geschrieben. Mehrere deutsche Dichter, wie Braun von Braunthal, Grabbe, N. Lenau, Holtei etc. haben die Juansage in Gedichten behandelt, auch Byron; zum Sujet eines Romans nahmen ihn Alex. Dumas u. Mallefille.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 253.
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