Drillen

[338] Drillen, 1) im Allgemeinen herumdrehen; 2) die Strafe im Drehhäuschen, s.d.; 3) so v.w. Exerciren mit der Nebenbedeutung des Pedantischen u. Peniblen; 4) (Seew.), die schwere Arbeit am Steuerruder, um das Schiff im Curse zu erhalten; 5) eine Art, das Schiff zu verholen (s.d.), um es über seichte Stellen wegzubringen; die Arbeit geschieht mittelst Tauen, die an einem festen Punkte belegt, vom Schiffe aus mit Flaschenzügen od. Winden eingeholt (s.d.) werden; 6) Eisen mit einer kleinzähnigen Stahlsäge (Drillsäge) durchschneiden; 7) (Reihensaat), ein von Jos. v. Tocatelli in Kärnten u. John Tull in England erfundenes Säe- u. Culturverfahren, bei welchem die Samen entweder mittelst besonderer Säemaschinen (Drill maschinen) od. mit der Hand in 10–12 Zoll von einander entfernte Reihen ausgestreut u. die leeren Räume zwischen den Pflanzenreihen später mit Behack- u. Behäuselinstrumenten bearbeitet werden. Das D. ist in England ganz allgemein, findet aber auch in Deutschland, selbst bei Getreide, mehr u. mehr Verbreitung. Die Vortheile des D-s sind: es geht kein Samenkorn verloren, u. in Folge dessen findet eine Samenersparniß von 25–30 Procent statt; die Samen werden bei Anwendung von Drillmaschinen regelmäßig u. zu einer bestimmten Tiefe ausgelegt, weshalb jedes Samenkorn eine seinem Wachsthum günstige Lage hat u. jede Pflanze einen angemessenen Raum bekommt u. stärker in den Halm treiben u. volle Ähren ansetzen kann; die Einwirkung der atmosphärischen Einflüsse auf Boden u. Pflanzen ist bei der Drillsaat weit stärker, als bei der breitwürfigen Saat, weshalb erstere auch besser lohnt, auch ist sie dem Lagern u. Erfrieren weniger ausgesetzt. Die Drillsaat. setzt aber einen steinfreien, nicht mit langem strohigem Mist gedüngten, durch sorgfältige Bearbeitung gut gemürbten u. seinen klaren Boden voraus. Die Drillmaschinen besorgen durch die Furchenziehereisen vor den Saatröhren ganz leicht das Unterbringen der Samen; zuweilen sind auch noch kleine Eggen od. Walzen hinter dem Säeapparat angebracht. Zuweilen sind die Drillmaschinen auch so eingerichtet, daß sie noch einen Apparat zum Ausstreuen pulverförmiger Düngemittel haben, so daß die Reihen gleichzeitig besäet u. gedüngt werden. In neuester Zeit hat man ferner Drillmaschinen erfunden, welche den Samen in Unterbreitung ausfallen lassen, indem entweder die Saatröhre durch bewegliche Schieber abwechselnd geschlossen od. geöffnet werden, od. der [338] Samen auf sich deckende horizontale Säeschieber ausfällt, welche nur in gewöhnlichen Entfernungen mit Löchern zum Durchlassen des Samens versehen sind: Drillmaschinen zur Tropf- od. Horstsaat. Die gebräuchlichsten Drillmaschinen, die entweder durch Zugthiere od. mit der Hand fortbewegt werden, sind: die Hohenheimer Raps-, die Hohenheimer Walzen-, Schönleutners Klee-, Burgers Mais-, Möhlsche, Benners, Hensmanns, Garrets u. Cookes Hand-, Albansche, Burgers Bohnen-, Runkelrüben-Drillmaschine. Außer mit Maschinen kann man auch folgendermaßen drillen. Beim Saatpflügen hängt man in der ersten Furche das Streichbret auf; die zweite Furche wird mit dem Streichbret gegeben. Hierdurch kommt die zweite Furche auf die erste zu liegen u. es entsieht ein kleiner Rücken; auf diese Weise wird fortgefahren u. dadurch der ganze Acker in kleine gelockerte, 4._– 5 Zoll von einander entfernte Rücken getheilt. Auf diese Rücken wird breitwürfig, ober etwas dünn gesäet, die ausgestreuten Körner rollen von den Rücken in die Tiefe, die Rücken werden durch die angewendete Egge eben geschleift u. dadurch die Samen mit Erde bedeckt. Oder man fährt 1–2 Pflugfurchen leer u. streut in die 2. od. 3. Pflugfurche den Samen mit der Hand ein. Oder man zieht mit den Morgner Linien, vertieft diese etwas mit der Handhacke, streut die Samen hinein u. zieht die Rinne zu. Die Bearbeitung des in engen Reihen stehenden Getreides geschieht mit Handgeräthen, der Drillsaathacke u. dem Drillpfluge, die Bearbeitung der leeren Zwischenräume od. weiter von einander entfernten Pflanzenreihen mit der Furchenegge, dem Igel, der Pferdehacke u. dem Häufelpfluge, bei Wintersaaten das erste Mal schon im Herbst.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 338-339.
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