Hirzel

[412] Hirzel, eine im Schweizercanton Zürich zahlreich verbreitete angesehene Familie; bekannt sind: 1) Hans Kaspar, geb. 21. März 1725 in Zürich; war Arzt u. Mitglied des Großen Raths in Zürich u. st. daselbst 19. Febr. 1803; er gab heraus: Tissot, Anleitung für das Landvolk in Absicht auf die Gesundheit, Zür. 1762, 3. Aufl. 1785; u. schr.: Die Wirthschaft eines philosophischen Bauers, ebd. 1761, 2. A. 1774; Das Bild eines wahren Patrioten, ebd. 1767, 2. A. 1775; An Gleim über Sulzer, Winterth. 1780, 2 Bde.; Auserlesene Schriften zur Beförderung der Landwirthschaft, Zür. 1792, 2 Bde. u. m. a. 2) Salomon, Bruder des Vor.; geb. 1727 in Zürich, legte durch seine jährlichen Zusammenkünfte (seit 1760) mit Iselin in Schinznach den Grund zur Helvetischen Gesellschaft, wurde 1768 Rathsherr, 1773 Mitglied des geheimen Rathes u. 1785 Standesseckelmeister; durch die Revolution 1798 seines Dienstes entsetzt, lebte er den Wissenschaften bis 1803, wo er wieder in den Großen Rath gewählt wurde, aber er legte diese Stelle bald nieder u. st. 1818. Er schr.: Junius Brutus (Drama), 1761; Denkmal Jos. Iselins, Bas. 1782; Andenken meines Bruders etc., Zür. 1804; Denkmal H. Kilchspergers, 1805; Edle Züge aus der Schweizergeschichte, Bas. 1806 ff.; Zürcherichsche Jahrbücher, 1814–16, 4 Bde., der 5. erschien 1819 nach seinem Tode. 3) Hans Kaspar, Sohn von H. 1), geb. 1751 in Zürich; war Arzt u. 1799 Begründer der jetzt noch bestehenden Zürichschen Hülfsgesellschaft u. st. 1817 als Archiater in St. Gallen; H-s Lebensbeschreibung von Wirz, Zür. 1818. 4) Heinrich, geb. 1766 in Weiningen bei Zürich; studirte Theologie daselbst, wurde 1789 Professor der Kirchengeschichte, dann der Logik u. Mathematik, 1809 Professor der Philosophie u. Canonicus daselbst u. st. 1833; er schr.: Eugeniens Briefe an ihre Mutter, Zür. 1807, 2 Bde., 3. Aufl. 1820, 3 Bde. Über das Alter, aus dem Französischen, Winterth 1811; übersetzte Chateauvieux's Briefe über Italien, Lpz. 1820, 2 Bde.; Ansichten von Italien, ebd. 1823–25, 3 Bde., u. gab Goethe's Briefe an Lavater 1774–83, Lpz. 1833, heraus. 5) Kaspar, Bruder Vor., geb. 1785 u. gestorben 1823; er ist der Verfasser der Französischen Grammatik, Aarau 1820, 17. A. 1853, u. der Astronomie de l'amateur, [412] Genf 1820; 6) Konrad Melchior, geb. 31 Aug. 1793 in Zürich, Sohn eines Advocaten, studirte 1811–13 in Heidelberg die Rechte, machte dann die Feldzüge 1813–15 unter den Schweizertruppen mit, wurde Advocat, 1818 Secretär der Justiz- u. Polizeicommission in Zürich, 1823 Oberamtmann in Kronau u. kam 1824 in den Großen Rath, auch wurde er, obgleich er keinen Antheil an der Veränderung der Verfassung hatte, doch 1831 wieder in den Großen Rath u. in die Verfassungscommission gewählt, im April Präsident des Großen Rathes u. später des Erziehungsrathes, 1832 aber Bürgermeister des Cantons. 1834 war H. Präsident des Vororts u. der Tagsatzung; als solcher suchte er die politischen Verhältnisse zum Ausland, bes. wegen des Savoyerzuges, möglichst auszugleichen, 1838 in den Großen Rath gewählt wurde er Präsident des Regierungsrathes, aber in der abermaligen Staatsveränderung 1839 unterlag seine Partei, er dankte ab u. st. 8. Juli 1843 in Zürich. Er nahm sich auch der Sache der Griechen sehr thätig an u. schr.: Beiträge zur Verbesserung der Verfassung des Cantons Zürich von 1814, Zür. 1831, u.a. 7) Ludwig, Sohn von H. 4), geb. 1801 in Zürich, war Professor der Theologie daselbst u. st. 1841; er schr.: Commentar zu Hiob, Lpz. 1839, 2. A. 1851. 8) Bernhard, geb. 1807 in Zürich, Pfarrer in Pfäffikon, betheiligte sich 1839 an den kirchlichen Bewegungen, u. unter seiner Anführung zog den 6. Sept. das Landvolk nach Zürich; er st. im Juni 1847 in Paris u. schr.: Mein Antheil an den Ereignissen des 6. Sept., Zür. 1839; Das Hohe Lied, ebd. 1840; Das hebräische Gedicht: Gesicht des Todesboten über dem Erdkreis, 1844; u. übersetzte Kalidasas Sakontala, 1833, u. dessen Urwasi, Frauens. 1838. 9) Heinrich, geb. 1828 in Zürich, seit 1852 Privatdocent der Chemie u. Pharmacie der Universität in Leipzig. Er schr.: Das Opium u. seine Bestandtheile, Lpz. 1851; Der Führer in die unorganische Chemie, ebd. 1852. Der Führer in die organische Chemie, ebd. 1855; Grundzüge der Chemie (1. Bd. von Roßmäßlers Bücher der Natur), ebd. 1857, u. redigirt seit 1850 die Zeitschrift für Pharmacie (herausgegeben vom Pharmaceutenverein, Leipzig), worin er seine sämmtlichen chemischen Untersuchungen (namentlich über die Zusammensetzung ätherischer Öle) niederlegte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 412-413.
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