Müffling

[500] Müffling, Friedrich Karl Ferdinand, Freiherr von M. (eigentlich Weißgenannt M.), geb. 12. Juli 1775 in Halle, Sohn des Generals von M., trat als Junker in ein Füsilierbataillon, ging als Offizier 1790 nach Schlesien u. 1792 an den Rhein, wurde 1798 bei den Vermessungen Westfalens gebraucht, nahm Minden u. Ravensberg für die von dem Obersten Le Cocq gefertigte Karte auf, wurde 1802 Premierlieutenant in dem Regiment Wartensleben u. bei der Gradmessung in Thüringen beschäftigt u. 1804 Capitän im Generalstabe; er machte den Feldzug von 1806 mit, erhielt 1809 den erbetenen Abschied u. wurde 1811 Geheimerrath u. Vicekammerpräsident in Weimar, trat aber 1813 wieder in preußische Dienste u. wurde als Oberstlieutenant u. erster Generalstabsoffizier dem Generalstabe Blüchers zugetheilt. Mit demselben machte er den ganzen Feldzug 1813 u. 14 mit u. wurde in dieser Zeit Oberst u. Generalmajor. Im April 1815, nach Napoleons Rückkehr von Elba, kam er in Lüttich wegen der Theilung der sächsischen Truppen mit diesen in bedeutenden Conflict; wurde als Commissar der preußischen Armee an Wellington geschickt, machte mit demselben die Schlacht von Belle-Alliance u. den Feldzug bis Paris mit u. wurde erster Commandant von Paris. Er blieb 1816 als Bevollmächtigter Preußens im Hauptquartier des die Besatzungsarmee der Alliirten befehligenden Herzogs Wellington, wurde 1817 Generallieutenant, ging 1818 zum Congreß nach Aachen u. kam 1819 als Director der großen Vermessungen am Rhein nach Coblenz. 1820 übernahm er die Leitung des Generalstabes in Berlin an Grolmanns Stelle u. führte eine bestimmte Zeichnungsmethode bei der ganzen Armee ein. 1829 ging er nach Constantinopel, um den Frieden zwischen Rußland u. der Pforte zu vermitteln, was ihm auch gelang, u. wurde nach seiner Rückkehr Chef des siebenten Armeecorps in Münster, 1832 General der Infanterie, 1837 Gouverneur in Berlin u. 1841 erster Präsident des Staatsraths; er legte diese Stelle 1847 nieder, wurde später zum Generalfeldmarschall ernannt u. starb 15./16. Jan 1851 in Erfurt. Er schr. (unter der Chiffre C. v.w.): Operationsplan der preußisch-sächsischen Armee, Weim. 1806; Marginalien zu den Grundsätzen der höheren Kriegskunst für die österreichischen Generale, ebd. 1808, 2. A. 1810; Die preußische u. russische Campagne im Jahre 1813, Bresl. 1813, n.A. Lpz. 1815; Geschichte des Feldzugs der englisch-hannöverisch-niederländischen u. braunschweigischen Armee unter Wellington u. der preußischen unter Blücher im Jahre 1815, Stuttg. 1815; Die Feldzüge der Schlesischen Armee, Berl. 1824, 2 Bde.; Betrachtungen über die großen Operationen u. Schlachten etc., ebd. 1825; Napoleons Strategie im Jahre 1813, ebd. 1827. Seine nachgelassene Schrift: Aus meinem Leben, gab sein Sohn Karl heraus, Berl. 1851.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 500.
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