Potter [2]

[442] Potter, 1) Paul, geb. 1625 in Enkhuysen, Landschafts-, Figuren- u. bes. Thiermaler, Schüler seines Vaters Peter P. Berühmt ist sein junger Stier in Lebensgröße in der Haager Gallerie u. die pissende Kuh in der Petersburger (welche der Kaiser Alexander 1814 aus der Gallerie von Malmaison für 6000 Thlr. ankaufte). Auch als Radirer hat er sich einen rühmlichen Namen erworben; er st. 1654 in Amsterdam. Seine Bilder stehen ungemein hoch im Preis. 2) John, geb. 1672 in Wakefield, erst Professor der Griechischen Sprache in Oxford, dann Professor der Theologie, Bischof u. endlich Erzbischof von Canterbury, Primas des Reiches u. Geheimer Rath; er st. 1747 u. schr.: Archaeologica graeca, engl. Oxf. 1697, 9. A. Lond. 1776, deutsch von I. I. Rambach, Halle 1775, 3 Bde. (der 3. Bd. ist von Rambach); gab heraus den Lykophron, Oxf. 1697 u. 1702, u. Clemens Alexandrinus, ebd. 1715, u.a. 3) Louis Joseph Antoine van P., geb. 26. April 1786 zu Brügge in Flandern, studirte in Brüssel, ging zum Weiterstudium 1809 nach Südfrankreich u. 1811 nach Italien, wo er sich namentlich lange in Rom, dann in Florenz aufhielt; 1823 kehrte er nach Brüssel zurück. Als ihm später unter holländischer Regierung mißlang in dem Ministerium des Innern eine Anstellung zu finden, trat er als Schriftsteller gegen Geistlichkeit u. Aristokratie auf u. wurde wegen. aller dieser Schriften von der liberalen Partei Belgiens gepriesen, von der katholischen Partei aber verabscheut u. als Atheist geschmäht. 1828 trat er aus Privathaß gegen van Maanen als Gegner der Verwaltung u. für die Opposition auf u. wurde wegen eines Artikels im Courrier des Pays-Bas zu 18monatlicher Hast verurtheilt. Dies steigerte seine Erbitterung gegen die Regierung so, daß er von seinem Gefängniß aus neue Schmähschriften gegen dieselbe ergehen ließ u. dadurch die Union der Ultramontanen u. Liberalen begründete; in Folge deren wurde er wegen Aufforderung zur Rebellion 30. April 1830 zu achtjähriger Verbannung verurtheilt. Nach der Belgischen Revolution nach Belgien zurückgekehrt, wurde er Mitglied der provisorischen Regierung, veruneinigte sich aber bald mit seinen Collegen, u. da er auch in dem Nationalcongreß mit seinen Ansichten keinen Anklang fand, so zog er sich zurück. Er lebte als Privatmann in Brüssel, begab sich aber später nach Paris, wo er 1838 über die Angelegenheiten des Erzbischofs von Köln u. später eine Broschüre Y aura-t-il une Belgique schrieb, u. dann abwechselnd dort, in Brügge u. in Brüssel lebte, wo er 22. Juli 1850 starb. Er schr.: L'esprit de l'eglise, Par. 1821, 8 Bde.; Vie de Scipion de Ricci, Brüssel 1825 u. 1857, 3 Bde. (deutsch Stuttg. 1827, engl. Lond. 1850); Lettres de St. Pie V., Par. 1826, 2. A. Brüssel 1826; Union des catholiques et des libéraux, 1829; Souvenirs personels, Brüssel 1838, 2. A. 1839, 2 Bde. (holländisch Dordr. 1839 f., 2 Bde.); Histoire du christianisme, Par. 1836 f., 8 Bde.; Dictionnaire rationnel, Brüssel 1859, u. eine große Anzahl politischer u. socialer Broschüren; in seiner Hinterlassenschaft fanden sich noch Souvenirs intimes (Memoiren von 1786–1859); 4) Alonzo, geb. 1800 in der Grafschaft Dutcheß im Staate New-York; wurde 1819 Lehrer u. 1821 Professor der Mathematik u. Naturphilosophie am Union College, 1826 Rector an der St. Paulskirche zu Boston, 1831 Vicepräsident u. Professor der Moralphilosophie am Union College u. 1845 protestantisch-episcopalischer Bischof von Pennsylvanien. Er schr.: Science and the Arts of Industry (ein Elementarbuch); Political Economy; The School, u.a.m.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 442.
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