Wasserdicht

[895] Wasserdicht, die Eigenschaft eines Stoffes od. eines Verschlusses vom Wasser nicht od. nur sehr schwer durchdrungen zu werden. Gefäße, Schiffe, Dächer u. dgl. werden wasserdicht, indem man sie ganz mit Harz, Theer, Kautschuk etc. überzieht, od. mit diesen Körpern faserige Stoffe, wie alte Stricke, tränkt u. damit od. auch mit einem wirklichen Kitt (s. d.) die Fugen ausfüllt. Wasserbauten werden durch einen fetten Thon od. durch hydraulischen Mörtel (s. Cement) wasserdicht; einzelne Steine werden nach dem Erwärmen mit Steinkohlentheer angestrichen od. darin gesotten; im letzteren Falle ist auch eine Mischung aus 85 Thln. Theer, 10 Thln. Asphalt, 3 Thln. Talg u. etwas Leinöl anzuwenden. Sehr poröse Steine bedürfen eines Zusatzes von pulverigen Körpern (Thon, Eisenoxyd) zu diesen Flüssigkeiten, damit die Poren ausgefüllt werden Die wasserdichten Kleidungsstücke (Waterprooftuch), wie Regenmäntel, Regenröcke, [895] Hüte, werden gewöhnlich aus Zeugen verfertigt, welche von einer Substanz durchdrungen sind, die zwar den Durchgang des Wassers (z.B. wenn man daraus einen Beutel bindet u. Wasser hineinfüllt), aber nicht den Durchgang der von der Körperausdünstung herrührenden Gase hindert. Zeuge, welche ganz mit Kautschuk überzogen sind, haben, die hierzu nöthigen kleinen Poren nicht mehr u. können deshalb schädlich auf den menschlichen Körper wirken. Die ältesten dieser Art, nach ihrem Erfinder Mackintosh genannt, waren aus mit Kautschuklösung bestrichenen Lagen eines Zeuges hergestellt, s.u. Kautschuk S. 400. Man hat auch den natürlichen Gummisaft durch Versetzen mit 1/20 Thl. Ammoniak u. Einschließen in Gefäße haltbar zu machen u. in Europa statt der künstlichen Lösungen zu benutzen gesucht. Das Zeug wird erst auf einer Mangel gequetscht, die Lösung mit Kellen darauf gestrichen u. durch einen einfachen Mechanismus aus zwei Walzen od. einer Walze u. einer Streichklinge gleichmäßig ausgebreitet. Bessemer stellt poröse wasserdichte Zeuge durch Präpariren des Fadens vor dem Verweben her; er empfiehlt dazu die Fäden durch Firniß aus Terpentinöl, Leinöl, Anime u. Copal u. einen Lederspalt gehen zu lassen u. auf eine Walze aufzurollen. Andere Methoden bestehen darin, die Fäden der fertigen Zeuge mit pulverigen od. fettigen Körpern zu umhüllen, damit letztere zwar die Poren behalten, aber wegen sehr verminderter Adhäsion vom Wasser nicht berührt werden. So sollen Zeuge durch Tränken mit einer Bleizucker- od. Kupfervitriollösung u. nachheriges Behandeln mit Wasserdampf u. Schwefelwasserstoffgas durch gebildetes Schwefelmetall wasserdicht u. sehr glänzend werden. Ebenso soll eine Umhüllung mit schwefelsaurem Bleioxyd durch Tränken mit Bleizucker u. Schwefelsäure od. Alaun wasserdicht machen. Essigsaure Thonerde, welche beim Vermischen von Bleizucker u. Alaun entsteht, macht die damit getränkten u. später gebügelten Stoffe auch wasserdicht. Als fettiger Stoff wird ölsaure Thonerde (durch Vermischen von Alaun mit Seife od. mit alkoholischer Lösung von Öl- od. Stearinsäure) empfohlen, welche man nach folgendem Recept anwendet: 1 Pfund Leim u. 1 Pfd. Kerntalgseife werden in 10 Maß siedendem Wasser gelöst, hierzu 11/2 Pfd. Alaun gesetzt; 1/4 Stunde lang wird gekocht u. die Flüssigkeit warm angewendet. Zum Wasserdichtmachen von Segelleinwand dient folgende Mischung: zu einem kochenden Seifenbrei aus 112 Pfd. weicher Seife u. 300 Pfd. Wasser setzt man circa, 60 Pfd. Zinkvitriol u. schmelzt die gebildete Seife in Wasser um; 30 Pfd. derselben setzt man zuletzt zu einer kochenden Mischung aus 467 Pfd. Leinöl, 5 Pfd. Pottaschen. 10 Pfd. Wasser, nachdem man hierzu 21/2 Pfd. Bleizucker, 2 Pfd. Bleiglätte, 4 Pfd. Mennige u. 21 Pfd. braunes Harz zugesetzt u. damit gekocht hat. Schließlich verrührt man das Ganze mit einer Lösung von 3 Pfd. Kautschuk in 17 Pfd. 6 Loth Terpentinöl u. streicht dann die Mischung heiß nach einander auf beide Seiten auf Zwillich u. dergl. zum Bedecken von Militärwagen kann mit einer kochend bereiteten Mischung aus 128/30 Pfd. Asphalt, 15 Loth Colophonium, 15 Pfd. Firniß, 528/30 Pfd. Terpentinöl u. 5 Pfd. Kienruß bestrichen werben. Leder kann durch Tränken mit einer geschmolzenen Mischung aus 8 Thln. Kautschuk, 16 Thln. Wachs u. 6 Colophonium od. durch Aufbürsten einer heißen u. kochend bereiteten Mischung von 4 Loth Kautschuk 6 Loth Schweinefett u. 24 Loth Leberthran ob. durch Einschmieren mit einer Mischung aus 2 Thln. Schweinefett, 1 Thl. Talg u. 1/8 Thl., Kautschuklösung wasserdicht gemacht weiden. Über die Herstellung wasserdichten Papiers s.u. Papier S. 619.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 895-896.
Lizenz:
Faksimiles:
895 | 896
Kategorien: