Wittekind [1]

[300] Wittekind (Wittikind, Wittichind), 1) W. der Große, aus einer edeln Familie Westfalens; als Karl der Große seine Eroberungszüge nach dem Sachsenland begann, wurde W. Heerführer der Westfalen u. zog mit den Ostfalen unter Albin 774 gegen die Eresburg u. in den Hessengau. Als die Sachsen von Karl besiegt worden waren u. sich 777 in Paderborn unterworfen hatten, floh W. nach Jütland zum König Sigfrid, mit dessen Tochter Geva er vermählt war. Als Karl 778 nach Spanien zog, kehrte W. nach Sachsen zurück, fiel, in das Fränkische Gebiet ein u. war schon bis Deuz vorgedrungen, als Karl aus Spanien zurückkam u. W. sich zurückziehen mußte. 782 überfiel er das fränkische Heer am Süntelberg u. vernichtete dasselbe; schon hatte er sich mit allen Sachsen u. den Ostfalen wieder gegen Karl verbunden, als dieser ihn u. seinen Bundesgenossen 785 durch Unterhandlungen gewann u. W. sich in Attiguy taufen ließ, s. Sachsen S. 653. W. verliert sich von nun an aus der Geschichte; er scheint an den ferneren Kriegen der Sachsen gegen die Franken nicht Theil genommen, sondern ruhig auf seinen Gütern in Engern u. Westfalen, bes. auf seinem Schlosse Babilonie (Minden) an der Weser, gelebt zu haben u. soll 807 in einer Schlacht gegen die Schwaben geblieben sein. W-s Grab in Enger wurde später von Karl IV. erneuert u. 1414 seine Gebeine nach Herford gebracht, 1822 aber wieder nach Enger zurückversetzt. Von seiner ersten Gemahlin, Geva, hatte er einen Sohn, Wigbert, u. eine Tochter, Gisela; von seiner zweiten, Suatana, Tochter des Böhmenherzogs Czech, einen Sohn, W.; dieser, 2) W. II., war der Vater Roberts des Starken u. angeblich Urgroßvater von Hugo Capet u. von mancher deutschen Familie, namentlich vom Hause Sachsen. 3) (Widukind), Benedictinermönch im 10. Jahrh., Sachse, Vorsteher der Stiftsschule in Corvey; er schr.: Annales de rebus Saxonum gestis (unter Heinrich I. u. Otto I.); herausgeg. zuerst Bas. 1532, Fol., von R. Reineccius, Frankf. 1575, Fol., mit andern historischen Schriften, von Heinr. Meibom, ebd. 1620, auch im 1. Band von Meiboms Scriptores rerum Germanicarum, in Leibnitz Scriptores rerum Brunsuicensium, im 3 Band von Pertz's Scriptores rerum Germanicarum (deutsch von Schottin, Berl. 1852).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 300.
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