Bern

1. Bern hat schöne Gassen und ein wüstes wildes Land.Kirchhofer, 61.

Ein bernerischer Schriftsteller meint, dass dies Sprichwort in alten Zeiten entstanden und besonders von der nächst um die Stadt gelegenen Landschaft zu verstehen sei. Auf die Gegenwart passt es nicht mehr; denn die Italiener vergleichen sprichwörtlich das berner Gebiet sogar mit Mailand: Berno ed il Bernese, vale Milano ed il Milanese. (Kirchhofer, 434.)


2. Bist du von Bern, so demüthigest dich gern. Kirchhofer, 59.


3. Bist du von Bern, so duck und lass übergau. Kirchhofer, 59.

Diese beiden Sprichwörter, von denen das letztere in Mywe's Commentar, das andere in Justinger's Chronik vorkommt, entstanden gleichzeitig. Die Berner hätten den Krieg mit dem Adel gern vermieden und schlugen daher wegen der verschiedenen Aufforderungen, die an sie gemacht wurden, das Recht vor. Diese Friedensliebe zog ihnen den sprichwörtlichen Spott zu, weil man sie für Zaghaftigkeit auslegte. Wo daher ein Berner hinkam, wurde ihm zugerufen, sich zu ducken. Der bald darauf errungene Sieg bei Lauchen war die beste Widerlegung des Spottes.


4. Die beiden Städte Bern und Luzern in Freundschaft sind der rechte Kern und setzen zueinander gern.Kirchhofer, 62.

Mit diesem Spruche begrüssten die berner Knaben die luzerner, als zu Anfang der burgundischen Kriege die Luzerner nach Bern kamen und als treue Brüder und Eidgenossen begrüsst wurden. Der Schultheiss von Scharnachthal sprach den Wunsch aus, man möge für ewige Zeiten den Reim nachsagen, wodurch er zum Sprichwort wurde. Die Luzerner trugen, als sie nach Hause kamen, den Spruch in ihr Stadtbuch ein.


[318] 5. Die von Bern leiden eher eine Schand' als einen Schaden.Kirchhofer, 123; Eiselein, 67.


[319]

6. Bern wird bleiben Herr im Land, es stehe kurz oder lang.Berckenmeyer, 134.

Ein Wort, das der Hofnarr Kaiser Rudolfs an diesen richtete, als er 1207 diese Stadt belagerte.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 962.
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