Lernen

1. As (wenn) dü lernst, Chasergüt. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wortspiel mit Chaser = Schwein, und dem Zeitworte chasern = wiederholen.


2. Bat me lärt hiät, dat friet' iäm kain Brot af. (Iserlohn.) – Woeste, 72, 184.


3. Bei was man ist, das lernt man.Blass, 7.


4. Besser gar nicht gelernt als unrecht.


5. Besser ist es, einer lerne, dass man jhm hofire, denn dass er andern eins auffpfeiffen vnd auff dem gelechter ein pösslein reissen müsse.Petri, II, 37.


6. Besser nichts lernen, denn böss lernen.Henisch, 323, 14; Petri, II, 39.


7. Das Lernen hat kein Narr erfunden.Mayer, II, 27; Simrock, 6352; Braun, I, 2242; Reinsberg VII, 100.


8. Der lernt nichts, der nach seinem Kopf will gelehrt werden.

Sowie der Kranke nicht zur Gesundheit gelangt, der nach seinem Gefallen will curirt sein.

9. Durch Lernen wird man zum Meister.

Frz.: En apprenant l'on devient maistre. (Leroux, II, 100.)


10. Ein yeder lern sein Lection, so wird es wohl im Hause stohn.Petri, II, 201.


11. Er lernt, dass ihm der Kopf raucht.

Strengt den Kopf sehr an durch Lernen.

Frz.: Il se casse la tête à apprendre.


[37] 12. Es ist allezeit gut lernen.Lehmann, II, 128, 141.


13. Es lernet sich wol, wenn einer die Füess vnter sein aigen Tisch stecket.Henisch, 1324, 1.


14. Es lernt sich selber, dass die Kühe gebären Kälber.


15. Es will alles gelernt sein.


16. Es wollte mancher wol was lernen, aber das Schulgeld reut ihn.

Lat.: Scire volunt omues, mercedem solvere nemo. (Juvenal.) (Binder I, 1599; II, 3046; Philippi, II, 170; Seybold, 543.)


17. Ginge das Lernen ein wie der Wein, es würde jeder wollen gelehret sein.

Lat.: Scire volunt omnes, studiis incumbere pauci. (Binder I, 1600; II, 3047; Seybold, 544.)


18. Ham skal liar, so laang üüs'm lewwet. (Amrum.) – Haupt, VIII, 368, 292.

Auf Sylt: En mut liar sa lung lewwed.


19. Je länger man lernt, je weiter man kommt, sagte Töffel, und er konnte ausrechnen, wie viel Beine in ein Paar Strümpfe gehören.

Holl.: Die lang leert, die veel leert, zei de mooije breister, en zij wist uit te cijferen, hoeveel steken er in een paar kousen gaan. (Harrebomée, I, 444a.)


20. Je mehr man lernet, je mehr man thun muss.Petri, II, 395.


21. Lange gelernet ist übel gelernet.Petri, II, 431; Henisch, 1457, 36.


22. Lehr nebes, so chast nebes.Tobler, 296.

Lerne was, so kannst du was.


23. Leicht gelernt, schwer abgewöhnt.

Von Unarten.


24. Lêr wat, so kannst du wat.Bueren, 796; Hauskalender, I.


25. Lêre wat, so wêst du wat; still wat, so hast du wat; awer lat elk dat Sine.Eichwald, 1170.


26. Lern', als lebst du immerfort, und leb', als müsstest du morgen fort.Caspari, 16.


27. Lern es in der Jugend, so kannstu es im Alter.Lehmann, II, 378, 36.


28. Lern nicht zu viel, du must sonst viel thun. Petri, III, 9.


29. Lern vor selbst, ehe du ander lehrest.Petri, II, 428.


30. Lern, was du bist vnd werden wirst.Petri, I, 71.


31. Lerne dich selbst kennen.Müller, 56, 1.


32. Lerne jung, das dir alt nütz.Franck, I, 159a.

Mhd.: Empsleiches lernen daz ist guot, unstâtes allen schaden tuot. (Ring.) (Zingerle, 88.)


33. Lerne mit fleiss, so wirst du weiss.Henisch, 1139, 59; Petri, II, 436.


34. Lerne, so kannst du was vergessen.Mayer, II, 27; Simrock, 6350; Braun, I, 2243; Reinsberg VII, 100.


35. Lerne viel, sage wenig, höre alles.Winckler, XIII, 54.


36. Lerne vnd höre viel, rede wenig.Lehmann, II, 378, 35.


37. Lerne was, so kannst du was.Petri, II, 437; Lehmann, II, 378, 33; Gaal, 1086; Körte, 3771; Simrock, 6309; Braun, I, 2239.

»Stiehl dir was, so hast du was, aber lass jedem das Seine«, setzt man in manchen Gegenden hinzu, wo Handwerker und Künstler das Bedürfniss der Fortbildung fühlen. In Pommern: Lere wat, so wettstu wat. (Dähnert, 274a.)

Lat.: Discat, qui nescit, nam sic sapientia crescit. (Gaal, 1086.)

Schwed.: Lär något so westu något. (Grubb, 486.)

Ung.: Tanúly tinó, okör lesz belőled. (Gaal, 1086.)


38. Lernen, fragen, repetiren, thut dich in kunst vnd weissheit füren.

Lat.: Discere, quaerere, saepe reuoluere sit tibi cura: Haec tria sunt uia qua sapientia sit ualitura. (Loci comm., 48.)


39. Lernen führt zum Wissen und Wissen zum Geniessen.

Frz.: Par sçavoir vient avoir. (Leroux, II, 278.)


40. Lernen hat eine bittere Wurzel, aber es trägt süsse Frucht.

Böhm.: Učení kořen hořký, ale plod sladký. (Čelakovský, 216.)


[38] 41. Lernen ist keine Schande, aber nichts wissen.

Vorausgesetzt, dass man wissen könnte.

Lat.: Discere non est vitiosum, sed ignorare. (Binder I, 341; II, 802; Seybold, 129.) – Ne pudeat, quae nescieris te velle doceri. ( Cato.) (Binder II, 2002; Philippi, II, 17; Seybold, 342.)


42. Lernen kann man alle Tage.


43. Lernen kostet Schweiss.

Frz.: L'apprendre est grand sueur, mais son fruict est doulceur. (Leroux, II, 247.)

Kroat.: Bez muke neima nauke. (Haug.)


44. Lernen und Probiren machen den Künstler.

Böhm.: Cvičení a zkušení dávají umĕní.


45. Lernen was guts, ist nie zu spat.Lehmann, II, 378, 37.


46. Lernest du nicht ita, sagte der Bauer zu seinem Sohne, so musst du lernen Hottsta. Mathesy, Ehespiegel, 1592.

47. Lernest du wol, so wirstu der Plagen vol. Petri, II, 457.


48. Lernest du wol, so wirstu gebratner Hüner vol, lernest du vbel, so friss mit den Sewen aus dem (oder: aus Einem) Kübel.Lutheri Colloquia, 1576; Gruter, III, 63; Petri, II, 437; Henisch, 481, 7; Lehmann, II, 378, 39; Latendorf, II, 21; Eiselein, 420; Simrock, 6348; Körte, 3773; Braun, I, 2240.

In Sutor's Chaos schliesst der Spruch: »lehrnst übel, so isst auss dem Sau-Trigl«.

Frz.: De savoir vient avoir. (Masson, 228.) – Qui ne sait l'art sert la boutique. (Leroux, II, 304.)

Lat.: Disce libens, quid dulcius est, quam discere multa? – Discentem comitantur opes, comitantur honores. (Chaos, 808, 56.) – Nectar et ambrosiam, qui bene discit, habet. (Binder I, 1078; II, 2030; Seybold, 334.) – Vescitur assatis gallinis sedulus omnis; cum suibus vero, qui male discit, edit. (Binder II, 3518; Seybold, 628.)


49. Lernest, mein Sohn, du fein, so jssest du Hüner vnd trinkst Wein; lernest du aber vbel, so jssestu mit den Sewen aus dem Kübel.Mathesy, I, 125a.

50. Lernt es bey zeiten, so könt jhrs bey den Leuten.Gruter, III, 62; Lehmann, II, 378, 29; Simrock, 6351; Körte, 3772; Braun, I, 2241; Reinsberg VII, 98.

Böhm.: Uč se, půjdeš za hudce. (Čelakovský, 215.)


51. Man hat lange zu lernen, bis man alles kann.


52. Man ist sein Lebtage nicht zu alt zum Lernen, sagte ein altes Weib, da lernte sie noch hexen.Hoefer, 326.

So sagen die niederrheinischen Bauern, um ihren Respect vor der diabolischen Gefährlichkeit des Lernens auszudrücken, und ihre Abneigung gegen Neuerungen zu bezeichnen. (Riehl, Gesellschaft, 55.)


53. Man lehrnt mehr mit ohren als mit den Augen.Lehmann, 454, 10; Sutor, 288; Simrock, 7673.

Dän.: Man lerer meere med ørene end med øyene. (Prov. dan., 381.)


54. Man lernet viel in kurzer Frist, wenn der heilige Geist Meister ist.Petri, II, 574.


55. Man lernt eher eine Sprache in der Küche als in der Schule.Sailer, 280.

Ohne Hausübung erstrebt die Schule nur kümmerliche Erfolge.


56. Man lernt fürs Leben, nicht für die Schule.

Lat.: Non scholae, sed vitae discimus. (Egeria, 179.)


57. Man lernt, indem man lehrt.

Frz.: En faisant on apprend. (Cahier, 649.)


58. Man lernt mehr im Leben als in der Schule.

Dän.: Man lærer meere af en times omgiængelse, end en heel dags studering. (Prov. dan., 375.)


59. Man lernt mehr (leichter), wo die Liebe lehrt, als wo der Stock regiert.

Lat.: Iste parentum est vitabilis liberis ubi malunt metui, quam vereri a suis. (Philippi, I, 213.) – Nulla aetas ad perdiscendum sat est. (Seybold, 387.)


60. Man lernt nie aus.Mayer, II, 27; Braun, I, 2244.


61. Man lernt so viel newes, dass man dz alt vergisset.Lehmann, 780, 6.


62. Man lêrt mit Schâr of Schande.Bueren, 883.


63. Man mus lernen biss in das Grab.Gruter, III, 66; Lehmann, II, 409, 25.

64. Man muss erst lernen, ehe man lehren kann.

Frz.: Il faut apprendre, puis le rendre. (Leroux, II, 232.)


[39] 65. Man muss erst selber lernen, ehe man andere lehrt.

Lat.: Quod parum novit nemo docere potest. (Ovid.) (Philippi, II, 145.)


66. Man muss lernen, so lange man lebt.Simrock, 6345; Gaal, 1088; Schottel, 1120b; Reinsberg II, 98.

»Im Reiche der Vernunft gibt es keinen Stillstand. Wer darin nicht vorwärts kommt, geht zurück; wer nicht täglich klüger wird, der wird täglich dümmer. «

Böhm.: Vĕčnĕ žíti, vĕčnĕ se učiti. (Čelakovský, 217.)

Dän.: Man lærer mens man lever. (Prov. dan., 102.)

Engl.: One may live and learn. (Bohn II, 113.)

It.: Non si finisce mai d'imparare. – Sin che si vive sempre s'impara. (Pazzaglia, 414, 16.)

Kroat.: Čovĕk se do smĕrti uči.

Lat.: Discentes vita deficit. (Seybold, 129.) – Discere necesses: cura saprentia crescit; rara datur longo prudentia temporis usu. (Cato.) (Philippi, I, 122.) – Dum vixero, discam. (Egeria, 54.) – Res aetas usus semper apportat aliquid novi. (Philippi, II, 155.) – Tam diu discendum est homini, quam diu nesciat. (Publ. Syr.) (Seybold, 594; Binder I, 1714; II, 3272; Schonheim, T, 1.) – Tam diu discendum est, quam diu vivas. ( Seneca.) (Seybold, 594; Froberg, 585; Philippi, II, 210.)

Schwed.: Ingen är för gammal til lära. (Grubb, 396.) – Man lärer så länge man lefwer. (Wensell, 53; Grubb, 68 u. 518.)


67. Man muss lernen, so lange man lebt, sagte der Teufel, da wollte er in die Schule gehen und gerieth aufs Landrathamt.


68. Man soll lernen, was noth und nütze ist.

Lat.: Intendas animum studiis et rebus honestis. (Horaz.) (Philippi, I, 204.)


69. Mit Lernen wird man zum Meister.Grubb, 386.


70. Nichts lernen ist besser als Böses lernen.


71. So lange du lernst, bist du klug; sobald du meinst, du könnest es, bist du ein Thor.


72. Viel lernen thut's nicht, besser wenig und gut.

Lat.: Non multa, sed multum. (Egeria, 175; Philippi, II, 39.)


73. Vom Lernen, Behalten und Repetiren nimmt der Jüngling zu im Studiren.


74. Was du glernt vnd glesen hast ein mal, liss wider, so wirds dir der recht verstand lenger je mehr werden bekandt.

Lat.: Lectio lecta semel decies repetita placebit, sin decies repetas decies repetita patebit. (Loci comm., 49.)


75. Was einer gelernt, dabei soll er bleiben.


76. Was einer gelernt hat, das soll er treiben, sagte der Spitzbube, da er aus dem Zuchthause kam und wieder stahl.


77. Was hat gelernt der junge Mann, das hängt ihm all sein Lebtag an.


78. Was jeder gelernt, davon redet er gern.


79. Was lernt man zu Hofe nicht!


80. Was man einmal recht gelernt hat, vergisst man so leicht nicht.

Lat.: Dediscit animus sero, quod didicit diu. (Seneca.) (Binder II, 725; Philippi, I, 112; Seybold, 115; Schonheim, D, 1.)


81. Was man gelernt, das soll man auch treiben.

Lat.: Artem, quam quisque norit in hac se exerceat. (Cicero.) (Philippi, I, 42.)


82. Was man gelernt, soll man nicht wieder vergessen.

Lat.: Haud aequum fecit, qui, quod didicit, id dediscit. (Plautus.) (Philippi, I, 174.)


83. Was man gern lernt, lernt man leicht.

Schwed.: Han lärer snart som willian haar. (Grubb, 469.)


84. Was man langsam gelernt, bleibt lange hängen.

Im Bezug auf das Lernen und Behalten sagen die Hebräer: Mancher lernt schnell und vergisst ebenso schnell; er verliert hier, was er dort gewinnt; mancher lernt und vergisst schwer und gewinnt hier, was er dort verliert. Mancher fasst ohne Mühe und vergisst schwer, das ist das beste Los; mancher endlich begreift schwer und vergisst leicht, das ist das schlimmste. (Cahier, 2522.)

Lat.: Ingenio tardo praeceptum firmius haeret. (Philippi, I, 196.)

Schwed.: Länge lärt, blijrt sent glömt. (Grubb, 485.)


85. Was man lernt, daran trägt man nicht schwer.


86. Was man lernt in der Wiegen, das bleibt in die Würme.Grubb, 887.

D.i. bis zum Tode.


87. Was man nicht gelernt hat; macht man nicht recht.


[40] 88. Was man selber nicht gelernt hat, kann man andere nicht lehren.

It.: E mal insegnare ciò, che non si hà imparato. (Pazzaglia, 182, 2.)


89. Was man wohl (früh, jung) gelernt hat, vergisst man nicht bald.

Dän.: Længe og vel lærd bliver seent glemt. (Prov. dan., 373.)

Lat.: Natura tenacissimi sumus eorum, quae rudibus annis percepimus. (Philippi, II, 6.)


90. Wat einer nich erlärt het, dât versteit he âk nich.Schambach, II, 414.

Lernen ist die Bedingung des Könnens, Verstehens, Wissens.

Dän.: Man skal holde den tilgode, som ei veed det han ei har lærd. (Prov. dan., 297.)


91. Wat me lêrt fräu, hänget emme lange täu. (Westf.)


92. Wat mer gelehrt hät, dat friss einem kein Brûd aw. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 215.


93. Wei wat lêren will, mot wat liyen. (Westf.)


94. Wenn Lernen keine Mühe machte, so würde jedermann geschickt sein wollen.


95. Wer etwas gelehrnet hat, der kommet vberal fort.Henisch, 1182, 69.

Schwed.: Den något will lära, kommer till ära. (Wensell, 16; Grubb, 112.)


96. Wer etwas lernen will, darf nicht faulenzen. Grubb, 859.


97. Wer etwas lernen will, darf nicht zu viel schlafen.

Böhm.: Kdo chce mnoho znáti, nesmí mnoho spáti. (Čelakovský, 216.)


98. Wer etwas (Ordentliches, Tüchtiges) lernen will, darf sich nicht auf die Löffelei legen. Philippi, II, 169.


99. Wer etwas lernen will, der muss Lust dazu haben.Petri, II, 707.


100. Wer etwas lernen will, muss den Kopf daran strecken.

Lat.: Gaudent sudoribus artes et sua difficilem reddunt ad limina cursum. (Seybold, 198.)


101. Wer etwas lernen will, muss schon etwas können.

Frz.: Pour sçavoir duit avoir. (Leroux, II, 284.)


102. Wer etwas lernen will, muss sich sawer werden lassen.Grubb, 423.


103. Wer etwas lernt und etwas kann, bricht überall sich Bahn.


104. Wer etwas nicht gelernt hat und nicht darauf gewandert ist, der gibt keinen Meister.


105. Wer etwas will lernen, muss es von dem lernen, der es kann.


106. Wer lernen vnd gewinnen will, muss leyden vnd ertragen viel.Sutor, 995.

Lat.: Nobile vincendi genus est patientia, vincit qui patitur; si vis vincere disce pati. (Binder I, 1105; II, 2105; Froberg, 780; Gartner, 153; Seybold, 358.)


107. Wer (zu viel auf einmal oder nebeneinander) lernen wil, der lernt nichts.Mathesy, I, 67b.

108. Wer lernen wil, muss leiden viel, erfrieren sehr vnd schwitzen mehr, damit er kan gewinnen an Kunst vnd Lehr, an Gut vnd Ehr.Petri, II, 732.


109. Wer lernen will ohne Buch, schöpft mit einem Siebe Wasser in einen Krug.Körte, 760.


110. Wer lernt am Morgen, hat abends keine Sorgen.

Böhm.: Ráno učí se sladko. (Čelakovský, 216.)


111. Wer lernt, muss so lange glauben, bis er's besser versteht.

Lat.: Oportet discentem credere, donec melius intelligat. (Seybold, 417.)


112. Wer nicht will lernen ita, der lerne hotta.

Frz.: C'est le signe d'un fou, qu'avoir honte d'apprendre. (Cahier, 117.)


113. Wer nichts gelernt hat, kann alle Tage sehen, wie er fortkommt.

Lat.: Remum ducat, qui nihil didicit. (Philippi, II, 154.)


114. Wer nichts gelernt hat, muss die Schweine hüten.

In der Schweiz: Wer nid g'lehrt het, muess Söu hüete. (Sutermeister, 136.)

It.: Chi non sà niente, non è buon da niente. (Pazzaglia, 333, 2.)

Schwed.: Den något lärt och något kan, han tar sig alltid fram. (Wensell, 15.)


[41] 115. Wer nichts lernt, nichts lehrt, ist kein alten Gluffen-Knopff werth.

Lat.: Nec docet, nec docetur. (Chaos, 808, 48.)


116. Wer nit vil lernet, hat nit vil zu vergessen.

Lat.: Lectio varia delectat, certa autem prodett. (Chaos, 803, 7.)


117. Wer nix lärnt un nix aus sich macht, der wärd ausgelacht.Curtze, 364, 608.


118. Wer selber nicht gelehrnet hat, der kan andere nicht lehren.Henisch, 1457, 39.

Lat.: Et quod non didicit, nemo docere potest. (Henisch, 1457, 41.)


119. Wer sich befleisst etwas zu leren, kan sich allezeit mit erneren.

Lat.: Artem qui sequitur, raro pauper reperitur. (Loci comm., 12.)


120. Wer sich zu lernen schemet, der schämet sich seiner Besserung.Herberger, I, 428.


121. Wer viel lernt, muss viel thun (treiben). Sutor, 918; Braun, II, 209.

»Es bleibt dabey: war viel larnt, dar muss viel thun; war viel thun muss, dar hot viel mühe; war viel mühe hot, dar mergelt sich ob; war sich obmergelt, stirbt leichte; und su studirt ma sich och bald zu tude.« (Keller, 141a.)

Lat.: Qui addit scientiam, addit laborem. (Binder I, 1450; II, 2750; Froberg, 546; Seybold, 479.)


122. Wer was gelernt hat, ist noch nie verdorben.

Schwed.: Den något är lärd han blijr wål närd. (Törning, 19.) – Den något godt har lärt blir mycket godt beskärdt. (Wensell, 15; Grubb, 149.)


123. Wer wat lehrt hett, de kann sik in alle Lagen fägen (schicken). (Rendsburg.)


124. Wer zu lernen lust hat, dem ist genug gesagt.Herberger, I, 2, 311.

Lat.: Sapienti sat. (Philippi, II, 166; Wiegand, 1047.)


125. Wer zum Lernen sich lässt zwingen, wird's im Wissen nicht weit bringen.

Lat.: Studium discendi voluntate constat, quae cogi non potest. (Seybold, 581.)

126. Wiltu nicht lernen Ita, so lerne hottesta, saget der Bawer zum groben Sohn.Mathesy, I, 125b.


127. Wiltu nicht lernen mit der Feder schreiben, so schreibe mit der Mistgabel (oder: mit dem Schmier Eymer).Henisch, 1330, 30; Mathesy, I, 125.


128. Wir lernen das new vnd vergessen das alt. Lehmann, 780, 4.


129. Wir lernen, was wir vergessen sollten, und vergessen, was wir lernen sollen.Sutor, 265 u. 732.

Lat.: Cordi non chartae tradas, quae noveris ante. (Sutor, 265 u. 732.)


130. Wut1 du nich léiern2 Latin, Latan, dann sas3 du léiern: Spannut, Spannan. (Bielefeld.) – Firmenich, I, 282, 19.

1) Willst.

2) Lernen.

3) Sollst.


131. Ze liere es men ze lêve net se alt, sât et o't Wîf, da lieret se nog hexe. (Niederrhein.)


132. Zu lernen soll sich niemand schämen.

Schwed.: Ingen skam at lära. (Grubb, 388.)

133. Zum Lernen ist keiner zu jung oder zu alt. Petri, II, 825; Gaal, 1087; Eiselein, 420; Tendlau, 833; Simrock, 6346; Braun, I, 2238; Reinsberg VII, 98.

Dän.: Man lærer altid noget; og ingen er for gammel til at lære. (Prov. dan., 375.)

Engl.: Never too old to learn. (Gaal, 1087.)

Frz.: On n'est jamais trop vieux pour apprendre. (Masson, 227.)

It.: S'impara tanto, quanto si vive. (Masson, 229.)

Lat.: Discentes vita deficit. – Nulla aetas ad discendum sera. (Philippi, II, 49; Gaal, 1087; Egeria, 184.) – Res, aetas, usus semper aliquid apportat novi. – Tam diu discendum est tibi, quam diu vivas.

Schwed.: Bättre seent lära än aldrig. – Ingen är för gammal til lära. (Grubb, 681; Wensell, 43.)


*134. Dei well äuk mähr lähren, os Iulenspiegel's Iesel. (Sauerland.)

Der es so weit gebracht hatte, aus dem Buche i-a zu lesen.


*135. Er hat nichts gelernet.Henisch, 691, 35.

»D.i. er ist ein dieb.«


*136. Er hat zu viel gelernt.Agricola II, 196.


*137. Er lernt treighe Pussel1. (Jüd.-deutsch.)

1) Unerlaubtes, Verpöntes. – So hiess, wie Bernstein bemerkt, in früherer Zeit bei den Rechtgläubigen [42] das Lernen nicht-jüdischer Gegenstände. Das Lesen eines deutschen Buchs z.B. war verpönt und so mancher Gebildete der heutigen Generation musste seinen Schiller im geheimen lesen, um nicht vom gestrengen Vater bei dieser »unwürdigen« Beschäftigung betroffen zu werden.


*138. Er lernts von seim nachbaurn.Franck, II, 130b; Gruter, I, 29.


*139. Ich bin zum Lernen zu alt.Eiselein, 420.


*140. Ich ho gelarnt, wu Bortel Must hullen sol. Keller, 151a.


*141. Lernen, dass der Kopf raucht.


*142. Sie haben nichts gelernt und nichts vergessen.

Ursprünglich von den französischen Junkern, die durch die Revolution vertrieben wurden und nach ihrer Rückkehr ebenso waren, wie sie gewesen.


*143. So lernt man dem Bären die Künste ab.

Antwort der Schlesier, wenn sie auf eine Anfrage keine Auskunft geben wollen.


[Zusätze und Ergänzungen]

144. Das Lernen ist schwer, das Können leicht. Harssdörffer, 1633.


145. Ein jeder kann lernen, aber nicht jeder kann lehren.Harssdörffer, 743.


146. Jung gelernt, alt geruht. (Rumänisch.) – Volksblatt für Stadt und Land, Wien 1877.


147. Lerne was, so kannst du was, schaffe was, so hast du was.

It.: Affaticati per sapere, e lavora per avere. (Giani, 880.)


148. Lernen kostet Schweiss; doch wohl dem, der was weiss.Lausch, 28.


149. Lernen macht Meister.Lausch, 28.


150. Man lernt so lang das Leben währt, und dennoch bleibt man ungelehrt.Schuller, 42.


151. Man soll allzeit lernen, als wollt man ewig leben, vnd leben, als solte man datelich (von Stund an) sterben.Zinkgref, IV, 88.

152. Schnell gelernt, ist schnell vergessen.

It.: Presto imparato, presto dimenticato. (Giani, 832.)


153. Viel lernen und wenig nützen, viel wissen und sich nicht kennen, wird jeder grosse Thorheit nennen.Abschatz, Gedichte.


154. Wer gern lernt, der mästet den Bauch nicht.Gryphius, 53.


155. Wer mehr nicht lernte, als er musst', hat, was er musste, nie gewusst.


156. Wer nichts kan vnd doch lehrnen will, der mag bekommen weissheit vihl.

Lat.: Discat qui nescit, nam sic sapientia crescit, crescit et augetur, si temporis usus habetur: Nam datur immensus in longo tempore sensus. (Loci comm., 62.)


157. Wer was gelernt hat, der hat vier Augen. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4581.


*158. Er lernt mit ihm Bulek1. (Jüd.-deutsch.)

1) Bulek ist ein Abschnitt in 4 Mos. 22, 23, welcher vom König Balak erzählt, wie dieser den Zauberer Bileam zu sich eingeladen, um den Israeliten zu fluchen. Der mit vieler Allegorie vermischte Inhalt macht den Schülern viel zu schaffen und wird deshalb die Redensart gebraucht, um auszudrücken: Er setzt ihm zu; er plagt ihn.


*159. Er lernt nichts und vergisst nichts.

»Mit Recht sagt man von jenen trägen Stillstandsmenschen, die mit beschränktem Eigensinn an den gewohnten Anschauungen festhalten, sie lernten und vergässen nichts.« (Bohemia, 1875, 231.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Der Weg ins Freie. Roman

Der Weg ins Freie. Roman

Schnitzlers erster Roman galt seinen Zeitgenossen als skandalöse Indiskretion über das Wiener Gesellschaftsleben. Die Geschichte des Baron Georg von Wergenthin und der aus kleinbürgerlichem Milieu stammenden Anna Rosner zeichnet ein differenziertes, beziehungsreich gespiegeltes Bild der Belle Époque. Der Weg ins Freie ist einerseits Georgs zielloser Wunsch nach Freiheit von Verantwortung gegenüber Anna und andererseits die Frage des gesellschaftlichen Aufbruchs in das 20. Jahrhundert.

286 Seiten, 12.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon