Antonius [2]

[94] Antonĭus ist der Name mehrer Heiliger, unter denen besonders zwei berühmt sind. – A. der Heilige oder der Große, der ums I. 300 in Ägypten lebte, vereinigte zuerst die in den dortigen Wüsten einsam wohnenden und einem beschaulichen Leben sich weihenden Christen in besondere Gesellschaften, wodurch er zur Errichtung der Klöster die erste Veranlassung gab. Schwärmerei trieb ihn 311 nach Alexandria, um während der damaligen harten Christenverfolgung als Märtyrer für seinen Glauben zu sterben. Man ließ ihm jedoch das Leben, worauf er wieder in seine klösterliche Einsamkeit zurückkehrte und sich bis zu seinem Tode, im I. 356, alle Bequemlichkeiten des Lebens versagte. Er ward hierauf unter die Heiligen versetzt, der 17. Jan. ihm als Festtag geweiht und erlangte, nachdem seine Gebeine im 10. Jahrh. aus Konstantinopel nach St.-Didier la Mothe, später St.-Antoine im franz. Departement Isère gebracht worden waren, große Berühmtheit durch die wunderthätige Kraft derselben gegen das sogenannte Antoniusfeuer, eine namentlich im 11. und 12. Jahrh. wüthende, äußerst schmerzhafte, die befallenen Theile sogleich in Brand versetzende Krankheit. Die deshalb häufigen Wallfahrten nach seinem Grabe veranlaßten einen dortigen Edelmann, Gaston, dessen Sohn in Folge des Gebets zum heil. A. von einer schweren Krankheit genesen war, 1095 daselbst die Hospitalbrüderschaft des heil. A. zu stiften, welche die Pflege der dahin Pilgernden zum Zwecke hatte, nach und nach nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland große Verbreitung fand, von deren Klöstern aber keines das 19. Jahrh. erlebt hat. Die Bilder dieses Heiligen betrachteten Abergläubige noch vor nicht allzulanger Zeit als Schutzmittel gegen Feuersbrünste. – Nächst ihm ist am Berühmtesten der heil. A. von Padua, von Geburt ein Spanier, der um 1220 eine Reise nach Afrika unternahm, aber nach Sicilien verschlagen, daselbst lange Zeit als Einsiedler lebte, dann mit großem Beifall in Italien und Frankreich predigte, 1231 zu Padua starb und schon 1232 unter die Heiligen versetz wurde, worauf Padua und später Portugal ihn als Schutzheiligen verehrte. Sein Fest fällt auf den 13. Jun.; an demselben pflegt man in erzkatholischen Ländern die Thiere mit Weihwasser zu besprengen und einzusegnen, weil der Legende nach A. einst am Ufer des Meeres die Fische versammelte und ihnen über ihre Freiheiten und Vorrechte vor den übrigen Geschöpfen eine Predigt hielt, worauf sie durch Kopfnicken und andere Bewegungen ihren Beifall zu erkennen gaben und erst, nachdem sie von ihm den Segen erhalten hatten, sich wieder entfernten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 94.
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