Holland

[406] Holland, ein Theil des Königreichs der Niederlande, hat einen Flächeninhalt von 94 ! M. und etwa 860,000 Einw., die sich größtentheils zur reformirten Kirche bekennen. Es wird im W. und N. von der Nordsee, im O. von der Zuydersee, Utrecht und Geldern, im S. von Nordbrabant und den Stromarmen der Maas begrenzt und ist eine durchaus flache, aber reich bewässerte und so tief liegende Gegend, daß sie nur durch Dämme und Deiche gegen den Andrang der Meereswellen geschützt ist. Man kann den größten Theil mit einer einzigen, üppigen Wiese vergleichen, die nur von ausgedehnten Gärten und Wasserstrecken unterbrochen wird, wohin z.B. das harlemer Meer gehört, welches durch das Y (sprich Ei) mit der Zuydersee in Verbindung steht. Die bedeutendsten Flüsse sind der Rhein und die Maas. Die Nordspitze von H., welche nur durch einen schmalen Meeresarm von der Insel Texel getrennt wird, ist durchaus sandig und dabei so dürr und unfruchtbar, daß man sie im Lande selbst das holländ. Sibirien nennt. Das Klima ist feucht und nebelig und für den Ausländer, der zugleich den Mangel an gutem Trinkwasser unangenehm empfindet, sehr ungesund. Die Hauptbeschäftigung der sehr fleißigen und betriebsamen Bewohner, Nachkommen der alten Bataver, besteht außer der Schiffahrt, Fischerei und dem Handel, worauf das Meer sie hinweist, besonders in Viehzucht, Gartenbau und Blumencultur, die hier auf einen hohen Grad der Vollendung gebracht worden ist. H. zerfällt in zwei Provinzen, Nord- und Südholland. In jenem ist Amsterdam (s.d.), in diesem der Haag (s.d.) die Hauptstadt. (Vergl. Niederlande.)

Den Norden von H. bewohnten zu den Zeiten der Römer die Friesen, während die Bataver den südl. Theil inne hatten. Die letztern verschwinden im Kampfe mit den Franken im 5. Jahrh. n. Chr. in der Geschichte, die Friesen (s.d.) aber behaupteten ihre Selbständigkeit noch lange Zeit. Mächtig und selbständig wurden allmälig die Grafen, welche sich in den Besitz von H. theilten, und 1247 wurde Wilhelm, Graf von H., zum deutschen Kaiser gewählt. Als 1299 der letzte Graf von Holland, Johann I., gestorben war, wurde der Graf von Hennegau, Johann von Avesnes, mit H. belehnt, und durch die Tochter des Grafen Ludwig VI., Jakoba, wurden die Besitzungen dieser Familie 1430 an Philipp den Guten, Herzog von Burgund, abgetreten. (Vgl. Burgund und Niederlande.) – Der Name Holland wird häufig auch in allgemeinerer Bedeutung gebraucht. Man hat mit demselben nicht allein die ehemaligen sieben vereinigten Provinzen (s. Niederlande) bezeichnet, sondern wol auch das ganze Königreich der Niederlande, und im Allgemeinen das Land westl. vom ehemaligen westfäl. Kreise und nördl. vom Rhein.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 406.
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