Holland [4]

[478] Holland, 1) Henry Richard Fox Vassall, Lord, brit. Staatsmann, geb. 21. Nov. 1773, gest. 22. Okt. 1840, studierte in Oxford und unternahm sodann größere Reisen. Dabei lernte er in Italien die Gattin Sir Godfrey Websters, Elisabeth Vassall (gest. 16. Nov. 1845), kennen, verführte sie und wurde deshalb zu einer Entschädigung von 6000 Pfd. Sterl. verurteilt; 1797 heiratete er sie und nahm ihren Familiennamen Vassallan. Im Oberhaus bekämpfte er Pitts kriegerische Politik gegen Frankreich sowie seine Repressivmaßregeln in England und Irland und drang auf eine Reform der Parlamentswahl. Nach dem Frieden von Amiens (1802) lebte er aus Gesundheitsrücksichten mehrere Jahre in Spanien; Früchte seines dortigen Aufenthalts waren die trefflichen Biographien von Guillem de Castro und Lope de Vega (Lond. 1805; 2. Aufl. 1817, 2 Bde.) und die Übersetzung dreier spanischer Komödien (das. 1807). Nach Pitts Tod (1806) trat er als Geheimsiegelbewahrer in das sogen. »Ministerium aller Talente« ein, das sich aber bald nach Fox' Tode wieder auflöste. In den Jahren 1814 und 1815 bereiste er den Kontinent und hatte im Februar 1815 in Neapel eine Unterredung mit Murat, über die er in »A letter to a Neapolitan nobleman« berichtete. In den Jahren 1816–18 befürwortete H. im Parlament die Beschwerden der Freunde des Kaisers Napoleon über dessen Behandlung auf St. Helena. 1828 unterstützte er die Emanzipation der Katholiken und trat im November 1830 unter Grey als Kanzler des Herzogtums Lancaster in das Kabinett; in gleicher Eigenschaft war er auch Mitglied des Ministeriums Melbourne. Sein Haus war ein Sammelplatz von Künstlern und Gelehrten. Er schrieb eine Biographie seines Oheims Charles Fox, die er mit dessen Werk »History of the early part of the reign of King James II.« (Lond. 1808) veröffentlichte; auch gab er die »Memoirs of Waldegrave« (1822, 2 Bde.) heraus. Über seine parlamentarische Tätigkeit vgl. »Opinions of Lord H. in the house of Lords« (1841). – Sein Sohn Henry Edward Fox, Lord H., geb. 7. März 1802, gest. 18. Dez. 1859, war seit 1838 englischer Gesandter beim Deutschen Bunde, dann bis 1846 in Toskana und später in Holland. Er gab Reiseerinnerungen seines Vaters (»Foreign reminiscences«, 1850) und dessen »Memoirs of the Whig party during my time« (1852–54, 2 Bde.) heraus. Nach seinem Tod erschienen von ihm: »Recollections of past life« (1871) und »Fragmentary papers on science and other subjects« (1875). Beiträge zur Geschichte der Familie H. gab die Fürstin Marie Liechtenstein in dem Werk »Holland House« (Lond. 1873, 2 Bde.).

2) Josiah Gilbert, amerikan. Schriftsteller, geb. 24. Juli 1819 in Belchertown (Massachusetts), gest. 12. Okt. 1881 in New York, studierte Medizin, praktizierte einige Jahre und trat dann in die Redaktion des »Springfield Republican« ein, wo er unter dem Pseudonym Timothy Titcomb durch seine Briefe und Essays populär wurde, die später unter verschiedenen Titeln in Buchform erschienen. Er schrieb auch die Dichtungen »Bitter sweet« (1858), »Kathrina« (1867), »The mistress of the manse« (1874), einen Band Gedichte: »Garnered sheaves« (1873), die Romane »Miss Gilbert's career« (1860), »Arthur Bonnicastle« (1873), »Nicholas Minturn« (1876), »Sevenoaks« etc., und »Life of Abraham Lincoln« (1865, neue Ausg. 1887). H. gründete »Scribner's Magazine« (1870), später »Century«. Seine gesammelten Werke erschienen zuletzt 1897 in New York in 16 Bänden. Vgl. Plunkett, Life of Josiah Gilbert H. (New York 1884).

3) Wilhelm, Germanist und Romanist, geb. 11. Aug. 1822 in Stuttgart, gest. 22. Aug. 1891 in Tübingen, studierte in Tübingen und Berlin und ließ sich, nachdem er ein Jahr lang in Paris gearbeitet, 1847 als Dozent in Tübingen nieder, wo er später Professor wurde. Auf romanischem Gebiet veröffentlichte er: »Crestien von Troies« (Tübing. 1854), Chrétiens »Chevalier an Lyon« (Hannov. 1862; 3. Aufl., Braunschw. 1886), »Bruchstücke aus der Chronik des Alonso de Palencia« (Tübing. 1850) und »La estoria de los siete infantes de Lara« (das. 1860); auf deutschem (in den Veröffentlichungen des Literarischen Vereins in Stuttgart): »Meister Altswert« (mit Keller, 1850), die »Schauspiele des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig« (1855), das »Buch der Beispiele der alten Weisen« (1860), die »Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans« (Bd. 2 bis 7,1867–82), die »Schreiben des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz und der Seinen« (1884). Mit Keller und Pfeiffer gab er »Uhlands Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage« (Stuttg. 1865–1873, 8 Bde.) heraus; auch hat er von Uhlands poetischen Werken zuerst kritische Ausgaben geliefert und als Probe eines Kommentars zu Uhlands Gedichten[478] die Schrift: »Über Uhlands Ballade Merlin der Wilde« (das. 1876); ferner: »Zu Ludwig Uhlands Gedächtnis, Mitteilungen aus seiner akademischen Lehrtätigkeit« (Leipz. 1886).

4) Sir Henry Thurstan, s. Knutsford.

5) Jan, Pseudonym, s. Vitringa.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 478-479.
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