Jakobiten

[483] Jakobiten sind griech. Christen, die eine Separatkirche der orthodox-griech. Kirche bilden und jetzt nur noch in Syrien und Ägypten, hier in den Kopten (s.d.) vorhanden sind und daher wol auch koptische Christen genannt werden. Sie bekennen sich zu der von der Synode zu Ephesus 449 gebilligten, von der Kirchenversammlung zu Chalcedon 451 aber als ketzerisch verdammten Meinung: daß das Göttliche und Menschliche in Christo zu Einer Natur vereinigt sei, während die rechtgläubige Kirche festsetzt, daß in Christus zwei Naturen, eine göttliche und eine menschliche, ohne Vermischung zu einer Person und Substanz vereinigt sind. Wegen jener Annahme hießen sie Monophysiten, nannten sich aber Jakobiten, seitdem es in der ersten Hälfte des 6. Jahrh. dem apostol. Eifer des Syrers Jakob Baradai gelang, die zahlreichen Monophysiten Syriens und Ägyptens unter der kirchlichen Oberherrschaft des Patriarchen von Alexandria zu vereinigen und denselben, als einer besondern Kirchenpartei, ein von der allgemeinen Kirche unabhängiges Bestehen zu geben. Von den Griechen verfolgt, unterlagen sie im 7. Jahrh. den Mohammedanern, welche ihnen jedoch gegen bedeutende Abgaben rechtliche und Glaubensfreiheit ließen. Gegenwärtig sind die ägypt. Jakobiten (die syrischen sind bis auf wenige Gemeinden verschwunden) in zehn Bisthümer getheilt, die unter einem Patriarchen, der zu Kairo seinen Sitz hat, aber den Titel des alexandrinischen führt, stehen. Außer der Lehre von Einer Natur in Christus stimmen sie in den Hauptpunkten des Glaubens mit der griech. Kirche überein und weichen nur noch in gewissen Religionsgebräuchen ab. Die Taufe wird nie vor dem 40. Tage nach der Geburt, oft erst im siebenten Jahre ertheilt, und der Getaufte ist sogleich zur Theilnahme am Abendmahle berechtigt, das nur in den großen Fasten gehalten wird und wobei man sich des gesäuerten und gebrochenen Brotes bedient und den Wein mit Löffeln genießt. Die Beschneidung, der sich die Jakobiten gleichfalls unterwerfen, gilt für keine religiöse Ceremonie und wird daher auch nicht von dem Priester verrichtet, sondern ist nur als eine Gewohnheit des Landes beibehalten worden. Ihren Gottesdienst begehen sie, nach einer in den Zeiten der Verfolgung entstandenen Gewohnheit, in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag. Er besteht aus dem Altardienst, bei welchem geweihete Meßknaben aufwarten, aus Gesang und Gebet, womit das Vorlesen von Schriftstellen, jedoch nur in der alten koptischen Sprache, und älterer erbaulicher Schrifterklärung (Homilien) abwechselt. Die jakobitischen Priester gleichen nach Rang und Würden den griech., sind nicht wissenschaftlich gebildet, erhalten keine Einkünfte, stehen aber bei dem Volke in großem Ansehen. Sie predigen nie, tragen aber die Sorge für die weltliche Gerichtsbarkeit, und der Patriarch, der jährlich nur Einen Vortrag an das Volk hält und trotz der Armuth desselben beträchtliche Einkünfte genießt, vereinigt in seiner Person mit dem kirchlichen das weltliche oberrichterliche Ansehen. Klöster sind bei ihnen nur in geringer Anzahl, die meisten in den Wüsten Oberägyptens. Die Mönche sind in der Regel verheirathet, beschäftigen sich neben den frommen Übungen mit Ackerbau und andern mechanischen Arbeiten und zeichnen sich durch Gastfreiheit aus.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 483.
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