Kulm

Kulm

[678] Kulm ist ein Dorf im leutmeritzer Kreise des Königreichs Böhmen, drei Stunden von dem Badeorte Teplitz, berühmt durch die hier am 30. Aug. 1813 gelieferte Schlacht.

Der franz. General Vandamme drang mit 30,000 M. nach Böhmen ein und stieß am 29. Aug. in dem teplitzer Thale auf 8000 M. russ. Garden unter dem Oberbefehle des Generals Ostermann. Tapfer stellten sich die Russen dem überlegenen Feinde entgegen und wichen nur in völliger Ordnung Schritt vor Schritt rückwärts. Ostermann selbst wurde der linke Arm durch eine Kanonenkugel abgerissen. Der König von Preußen war nach Teplitz gekommen und hatte die russ. Heerführer über die Wichtigkeit ihrer Stellung unterrichtet. Nicht allein war das russ. Heer im Erzgebirge, bei welchem sich der Kaiser Alexander selbst befand, bloßgegeben, sondern wenn die Franzosen nach Böhmen vordrangen, so stand sogar der Rücktritt Östreichs aus dem Bündniß gegen Napoleon zu befürchten. Ein östr. Dragonerregiment wurde von dem König von Preußen den Russen gegen Mittag zu Hülfegeschickt. Nachdem schon 4000 russ. Garden gefallen waren, wankten die übrigen doch nicht und Vandamme sah sich genöthigt, beim Einbrechen des Abends das Gefecht abzubrechen und ein Lager bei K. zu beziehen. Während der Nacht rückten zwei östr. Heeresabtheilungen heran und am nächsten Tage entbrannte die Schlacht von Neuem. Auf den Höhen von K. und Arbisau war das franz. Heer vortheilhaft aufgestellt; der rechte Flügel desselben wurde durch den steilen Geiersberg geschützt und von der nollendorfer Gebirgsstraße her erwartete ihm zu Hülfe Vandamme eine Abtheilung des franz. Hauptheers, welche jedoch ausblieb. Statt derselben erschien um 11 Uhr der preuß. General Kleist auf den nollendorfer Höhen und fiel den Franzosen in den Rücken. Er hatte durch einen kühnen Zug die Feinde umgangen. Von allen Seiten eingeschlossen, suchte sich Vandamme nun nach Nollendorf hin durchzuschlagen, welches aber nur einem Theile seines Heeres gelang. Er selbst sah sich endlich genöthigt, sich mit dem General Haxo und 10,000 M. als Kriegsgefangene zu ergeben. Fast eine ebenso große Zahl Franzosen war gefallen, 81 Kanonen, mehre hundert Wagen, zwei Adler und drei Fahnen fielen in die Hände der Verbündeten. Diese aber schlossen sich fortan in festem Vertrauen enger aneinder und am 1. Sept. feierte der König von Preußen mit dem ganzen Heere den errungenen Sieg durch einen Gottesdienst auf freiem Felde bei K. Der General Kleist (s.d.) erhielt in der Folge den Titel eines Grafen von Nollendorf und bei Arbisau ließ der König von Preußen ein pyramidalisches Kreuz von gegossenem Eisen zum Andenken aufrichten. Später, 1824, hat auch die östr. Armee dem östr. Feldzeugmeister Fürsten Colloredo-Mansfeld (st. 1822) bei Arbisau ein Denkmal errichten lassen. Die oben stehende Abbildung zeigt beide Denkmale. Das ältere links im Hintergrunde, das spätere rechts im Vordergrunde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 678.
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