Phosphor

[492] Phosphor (der) ist einer von den einfachen Körpern oder Grundstoffen (s. Elemente) und wurde im J. 1669 von einem bankerottirten Kaufmanne Brandt in Hamburg bei alchemistischen Arbeiten zufällig entdeckt. Er hielt die Bereitung desselben geheim, der gleichzeitig lebende Chemiker Kunkel aber, welcher erfuhr, daß Urin dazu gebraucht werde, entdeckte ihn 1674 zum zweiten Mal. Da er blos in sehr geringer Menge aus Harn gewonnen werden kann, so war er außerordentlich theuer, 1769 aber fand man, daß er ein Hauptbestandtheil thierischer Knochen sei und aus diesen sich weit reichlicher darstellen läßt. Auch kommt er als Nebenbestandtheil anderer thierischer Stoffe, sowie im Mineralreiche unter andern als phosphorsaures Eisen- und Bleioxyd vor. Im reinen Zustande hat der Phosphor bei gewöhnlicher Temperatur ungefähr die Festigkeit des Wachses, ist halbdurchsichtig und von gelblicher Farbe. Da er zu den entzündlichsten Körpern gehört und sich schon entzünden kann, wenn er blos längere Zeit in der warmen Hand gehalten oder nur leicht zwischen den Fingern, an Tuch oder Löschpapier gerieben wird, so ist beim Handthieren mit demselben viel Vorsicht nöthig und er wird am besten unter Wasser aufbewahrt. Verkauft wird er gewöhnlich in Form von kleinen Stengeln und entbindet in Berührung mit der Luft fortwährend weißliche, knoblauchähnlich riechende Dämpfe, die von einer schwachen Verbrennung des Phosphors herrühren und im Dunkeln mit grünlichweißem Lichte leuchten, von welcher Eigenschaft er auch den Namen hat. Im Sauerstoff verbrennt er mit einer Lichtentwickelung, welche dem Sonnenlichte nahe kommt. Der Phosphor ist sehr giftig, besitzt einen widerlichen, scharfen Geschmack und wird in sehr geringen Mengen als ein heftiges Reizmittel in der Medicin gebraucht; auch werden Feuerzeuge (s.d.) damit verfertigt. Ebenfalls zu Heilmitteln und noch mehr zu chemischen Zwecken wird die Phosphorsäure, d.h. die an Sauerstoff reichste Verbindung des Phosphors, angewendet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 492.
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