Pizarro

[507] Pizarro (Francisco), Entdecker und Eroberer von Peru, war der natürliche, aber vernachlässigte Sohn eines span. Edelmanns, um 1478 geboren und Schweinehirt, bis er als Jüngling seine Heerde heimlich verließ und Soldat wurde. Nachdem er einige Zeit in Italien gedient hatte, schiffte er sich 1509 mit nach Amerika ein, wo er bei mehren höchst beschwerlichen Unternehmungen durch Beweise von Muth, Ausdauer und militairischer Umsicht seine Fähigkeiten zum Befehlshaber darlegte. Im J. 1524 unternahm P. mit einem Offizier, Diego de Almagro, und dem Weltpriester Hernando Luque, welche die Kosten hergaben, eine von ihm befehligte Entdeckungsreise nach den Ländern an der Westküste von Südamerika. Schon vor ihm hatten mehre habsüchtige Spanier ihr Glück in dieser Richtung versucht, allein von dem damaligen span. Gouverneur von Panama aus Feigheit und Neid eher gehemmt als gefördert, nichts ausgerichtet. Auch P., der blos mit einem Fahrzeuge und 112 M. von Panama absegelte, hatte mit Krankheiten, Mangel und Widerwärtigkeiten aller Art zu kämpfen, wurde sogar bis auf 13 Mann von seinen durch den Statthalter von Panama zurückgerufenen Begleitern verlassen, entdeckte aber doch mit einer ihm von Almagro zugesandten Verstärkung am Ende die Küste von Peru und kehrte von da 1527 nach Panama mit der Überzeugung zurück, daß große Reichthümer dort zu erbeuten wären. Im Einverständniß mit seinen Genossen begab er sich nach Europa, wo er von Karl V. günstig aufgenommen, zum Statthalter der von ihm zu erobernden Länder ernannt, hinsichtlich der dazu erfoderlichen Kräfte aber ganz auf seine eignen Mittel angewiesen ward. Diese waren aber beschränkt und als P. mit seinen drei Brüdern in Amerika wieder anlangte, fand er Almogro und Luque, für die er vom Hofe keine Ernennung mitbrachte, sehr [507] misvergnügt, vereinigte sich aber doch von Neuem mit ihnen und ging im Febr. 1531 mit drei kleinen Schiffen, 144 M. Fußvolk und 36 Reitern, von Panama zur Eroberung von Peru ab, wo grade in Folge eines innern Krieges, den zwei Söhne des verstorbenen Inka um die Herrschaft führten, Zerrüttung herrschte. P. ward von beiden um Beistand gebeten, bemächtigte sich treuloserweise der Person des Einen, den er zu sich eingeladen hatte, und ließ ein schreckliches Blutbad unter dem überraschten Heere desselben anrichten, das gleich dem Volke vor Bestürzung über die Gefangenschaft des Fürsten jede Gegenwehr aufgab. Die dabei gemachte Beute und das Lösegeld für den gefangenen Inka waren so außerordentlich, daß der Antheil jedes Fußsoldaten über 20,000 Thlr., der eines Reiters das Doppelte betrug und ein Bruder von P. mit wenigstens einer Million an den König von Spanien abgeschickt wurde, von wo er mit einer Menge beutelustiger Abenteurer zurückkam, denn Alles wollte nun in Peru sein Glück machen. Dem gefangenen Inka wurde inzwischen der Proceß gemacht und derselbe als Empörer gegen den König von Spanien hingerichtet, was die in Peru eingerissene Verwirrung noch vermehrte, sodaß P. 1533 mit 500 M. nach der Hauptstadt Cuzco vorrücken und sich derselben bemächtigen konnte. Während er nun die Verwaltung des Landes ordnete und 1534 die neue Hauptstadt Ciudad de los Reyes, das jetzige Lima, gründete, war Almagro, der sich mit P. entzweit hatte, noch weiter südl. vorgedrungen, wo ihm eine Statthalterschaft bestimmt worden war, und hatte Chile erobert. Die namenlose Bedrückung der Spanier veranlaßte inzwischen in Peru einen gefährlichen Aufstand, und P.'s drei Brüder wurden plötzlich in Cuzco, er selbst in Lima angegriffen und belagert. Jene waren in der größten Bedrängniß, als Almagro herbeikam, die Peruaner schlug, allein auch die span. Besatzung von Cuzco gefangen nahm. Einer von P., der davon noch nichts wußte, unter Alonzo de Alvarado den Belagerten zu Hülfe geschickten Abtheilung von 500 M. erging es nicht besser, gleichwol ließ sich Almagro, nachdem er so entschieden gegen P. aufgetreten, doch zur Entlassung der beiden Pizarro bewegen, denn der dritte war in Cuzco gefallen und die angeknüpften, von P. absichtlich verlängerten Unterhandlungen gaben diesem Zeit, 700 M. zu sammeln, mit denen er nun gegen Cuzco anrückte, den 75jährigen Almagro im Apr. 1538 in einem blutigen Gefechte besiegte, gefangen nahm und als Hochverräther hinrichten ließ. Da P. aber auch auf die Freunde desselben seinen Haß ausdehnte und sie überall zurücksetzte, vereinigten sich eine Anzahl mit Almagro's Sohn zu einem Anschlage gegen P.'s Leben, der von ihnen im Jun. 1541 eines Sonntags in seinem Palast zu Lima nach der Mittagstafel überfallen und nach tapferer Gegenwehr niedergemacht wurde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 507-508.
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