Alma-Tadēma

[354] Alma-Tadēma, Laurens, holländ. Maler, geb. 8. Jan. 1836 zu Dronryp in Friesland, widmete sich seit 1852 nach kurzem Aufenthalt in Amsterdam und im Haag der Malerei auf der Antwerpener Akademie, besonders unter der Leitung von Hendrik Leys, dessen archaisierende Richtung auf die seinige von entscheidendem Einfluß wurde. Er begann seine selbständige[354] Tätigkeit 1861 mit einem historischen Genrebilde: die Erziehung der Söhne Klothildens, und der Erfolg, der diesem Werk zu teil wurde, veranlaßte ihn in seinen spätern Jahren noch häufig, Motive aus der fränkischen Geschichte zu wählen, wobei er eine umfassende Kenntnis der archäologischen Details bekundete. Die gleiche Kenntnis bildet auch einen Hauptvorzug seiner ethnographischen Genrebilder aus dem ägyptischen, griechischen und römischen Altertum. Ihre Reihe begann 1863 mit: Wie man sich vor 3000 Jahren in Ägypten unterhielt. Es folgten 1864: Fredegunde und Prätextatus, 1865: Galloromanische Weiber und Catullus bei Lesbia, 1866: Der Eintritt in ein römisches Theater, der römische Tanz, Agrippina mit der Asche des Germanicus, 1867–69: Die Mumie, Tarquinius Superbus, die Siesta, Pheidias am Fries des Parthenon arbeitend und der pyrrhichische Tanz. In diesen Gemälden entwickelte er besonders in der Nachahmung der Stoffe, des Marmors, der Bronzen, Mosaiken, der antiken Originalen nachgebildeten Gerätschaften eine große Virtuosität. Wie die alten vlämischen Meister liebt er die hellen, klaren Töne und ein volles, gleichmäßiges Licht ohne starke Schatten. 1870 siedelte er von Brüssel, wo er bis dahin gewohnt hatte, nach London über und ließ sich daselbst naturalisieren. Von jetzt ab malte er fast ausschließlich Bilder aus dem römischen Altertum, unter denen das Fest der Weinlese (1872), das Bildhaueratelier und das Maleratelier (1874) seine Begabung von der glänzendsten Seite zeigten. Eine tiefere Empfindung und Erregung in den Köpfen seiner Figuren widerzuspiegeln, ist ihm versagt, wie z. B. seine Porträte beweisen. Auch für lebensgroße Figuren reicht seine mehr auf das Zierliche gerichtete malerische Kraft nicht aus. Das Beste leistete A. in Genrebildern kleinern Umfanges, wie: Eine Frage, Willkommen! die Badewärterin, der römische Garten, Vorlesung aus Homer. Von den Bildern der letzten Jahre sind noch zu erwähnen: Eine Audienz bei Agrippa, Claudius Imperator, Sappho, Sklavin im römischen Frauenbad, Hadrian, eine britisch-römische Töpferei besuchend, und römisches Frühlingsfest. A. ist auch ausgezeichneter Aquarellmaler. – Seine Gattin Laura A. und seine Tochter Anna sind ebenfalls Malerinnen. Erstere sowie seine Tochter Laurence sind auch als Schriftstellerinnen tätig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 354-355.
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