Benkendorf

[635] Benkendorf, 1) Alexander von, russ. General, geb. 1783 in Reval, gest. 23. Sept. 1844, wurde deutsch erzogen und kam durch den Einfluß seiner Schwester, der Fürstin Dorothea Lieven (s. d.), nach St. Petersburg, wo er den Umgang der Großfürsten genoß. Bei der Ermordung des Kaisers Paul stand er stark im Verdacht der Mitwissenschaft. Trotzdem war er Alexanders I. nächster Vertrauter, begleitete den Kaiser aufallen seinen Feldzügen in Deutschland und Frankreich, wurde zum General befördert und dem Großfürsten Nikolaus als Adjutant beigegeben. Eingeweiht in die Verschwörung im Dezember 1825, trug er zu ihrer Unterdrückung das meiste bei, weshalb er 1826 vom Kaiser Nikolaus zum Chef der Gendarmerie und zum Kommandanten des kaiserlichen Generalquartiers ernannt wurde. Als Chef der dritten Abteilung der eignen Kanzlei des Kaisers ward er der Schöpfer jener durch ganz Europa verzweigten geheimen Polizeispionage. 1832 ward B. in den erblichen Grafenstand erhoben und zum Mitgliede des Reichsrats ernannt. Schließlich doch hinter Kleinmichel zurückgesetzt, legte er seine Ämter nieder.

2) Konstantin von, Bruder des vorigen, russ. Diplomat, geb. 1785, gest. 6. Aug. 1828, machte den Feldzug von 1812 mit und drang 1813 an der Spitze eines eignen Korps bis Kassel vor. Auf französischem Boden focht er 1814 als Generalmajor an der Spitze eines fliegenden Korps bei Soissons und Brienne und entschied 7. März bei Craonne den Sieg. Nach Beendigung des Krieges war er bis 1826 Gesandter zu Stuttgart und Karlsruhe. Beim Ausbruch des persischen Krieges zum Generalleutnant und Generaladjutanten ernannt, siegte er bei Etschmiadsin und Eriwan und rieb am Araxes den doppelt überlegenen[635] Feind fast auf. Im Türkenkrieg besetzte er 19. Juli 1828 die Stadt Pravady in Bulgarien.

3) Konstantin, Graf von, russ. General und Diplomat, geb. 1817, gest. 29. Jan. 1858, Sohn des vorigen, focht unter Weljaminow und Woronzow im Kaukasus, 1855 im Orient und wurde 1857 Gesandter in Stuttgart. Vgl. sein »Souvenir intime d'une campagne an Caucase« (Par. 1858).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 635-636.
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