Borghēse, Camillo Filippo Ludovico

[224] Borghēse, Camillo Filippo Ludovico, Fürst zu Solmona und Rossano, geb. 15. Juli 1775 in Rom aus einer sienesischen Familie, die durch Camillo B. als Papst Paul V. (1605–21) zu Ehren und Reichtümern gelangte, gest. 9. Mai 1832, trat 1796 in französische Dienste und heiratete 1803 Bonapartes zweite Schwester, Pauline, Witwe des französischen Generals Leclerc. Darum erhielt er 1804 die Würde eines französischen Prinzen, ward 1805 Eskadronschef der kaiserlichen Garde, darauf Oberst und später Divisionsgeneral und 1806 Herzog von Guastalla, 1808 Generalgouverneur von Piemont und 1809 Oberkommandant der 27. und 28. Militärdivision. Nach Napoleons Sturz trennte er sich von seiner Gemahlin und lebte seit 1818 in Florenz und Rom. – Ihn beerbte sein Bruder Francesco B., Fürst Aldobrandini, Generalmajor in französischen Diensten, geb. 9. Juni 1776 in Rom, gest. 29. Mai 1839. Dieser hinterließ drei Söhne: Marco Antonio, Fürst B., geb. 23. Febr. 1814, gest. 5. Okt. 1886, Camillo B., Fürst Aldobrandini, geb. 16. Nov. 1816, im Frühjahr 1848 päpstlicher Kriegsminister, und Scipione B., Herzog von Salviati, geb. 23. Juni 1823, gest. 15. Juni 1892. Von den Söhnen des Fürsten Marco Antonio erbte ein jüngerer, Prinz Giulio, geb. 19. Dez. 1847, durch seine Vermählung mit der Tochter des Prinzen Alessandro Torlonia (s.d.) Titel und Besitzungen dieses Hauses. Der älteste, Fürst Paolo (geb. 13. Sept. 1845), verlor durch gewagte Bauspekulationen in Rom den größten Teil seines Vermögens, so daß die kostbaren wissenschaftlichen und Kunstsammlungen des Hauses B. in den Jahren 1891 und 1892 verkauft und versteigert werden mußten. Das Familienarchiv erwarb Papst Leo XIII. für den Vatikan. Die berühmte Gemäldesammlung der Villa B. kaufte neuerdings der italienische Staat (s. den vorhergehenden Artikel).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 224.
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