Dinter

[21] Dinter, Christian Friedrich, namhafter Pädagog der rationalistischen Richtung, geb. 29. Febr. 1760 in Borna (Kursachsen), gest. 29. Mai 1831 in Königsberg (Preußen), besuchte die Fürstenschule in Grimma, studierte seit 1779 zu Leipzig Theologie und Philosophie, ward 1787 Pfarrer in Kitscher bei Borna und 1797 Direktor des Schullehrerseminars in Friedrichstadt-Dresden. 1807 wurde er Pfarrer zu Görnitz bei Borna, wo er aus Liebe zum Lehramt ein Progymnasium zur Vorbildung künftiger Kaufleute, Lehrer, Landwirte und Gymnasiasten eröffnete, und 1816 Konsistorial- und Schulrat für die Provinz Ostpreußen in Königsberg und daneben an der Universität Professor der Pädagogik und Theologie. Großes[21] Aufsehen und viel Streit unter Rationalisten und Orthodoxen erregte seine praktische, aber nüchterne und oberflächliche »Schullehrerbibel« (Neustadt a. d. Orla 1826–30, 9 Bde.). Dinters Selbstbiographie (»Dinters Leben, von ihm selbst geschrieben, ein Lehrbuch für Eltern, Pfarrer und Erzieher«, Neustadt a. d. Orla 1829; 3. Aufl., Plauen 1860; neue Ausg., Wien 1879) spiegelt treu seinen verständigen, wohlwollenden Sinn wieder, wie seinen volkstümlichen Humor und harmlosen, etwas platten Witz. Als Pädagog war D. von den sogen. Philanthropen berührt, aber hauptsächlich Anhänger der Sokratik und als Theolog der Aufklärung. Er galt in Theorie und Praxis seiner Zeit als Meister der katechetischen Kunst. Von seiner Popularität zeugen mehrere seinen Namen tragende Stiftungen und das Standbild auf dem Dinterberge bei Görnitz. Von seinen Schriften sind zu nennen: »Die vorzüglichsten Regeln der Katechetik« (Neust. 1802; 13. Aufl., Plauen 1862); »Die vorzüglichsten Regeln der Pädagogik, Methodik und Schulmeisterklugheit« (Neust. 1806, 7. Aufl. 1836); »Kleine Reden an künftige Volksschullehrer« (das. 1803–1805, 4 Bde.; 3 Aufl. 1837–38, Langensalza 1897, 3 Tle.); »Predigten zum Vorlesen in Landkirchen« (das. 1809, 2 Bde.; 5. Aufl. 1844); »Anweisung zum Gebrauch der Bibel in Volksschulen« (das. 1814 bis 1815, 3 Bde.; 2. Aufl. 1822 ff.); »Malwina, ein Buch für Mütter« (das. 1818, 5. Aufl. 1860); »Unterredungen über die Hauptstücke des Lutherschen Katechismus« (über die vier letzten, das. 1806–18, 4 Bde.; 4. Aufl. 1830; über die beiden ersten, 1819–23, 9 Bde.; 2. Aufl. 1824–26); »Religionsgeschichte« (3. Aufl., das. 1836). Sein letztes Werk: »Die Bibel als Erbauungsbuch«, das er nur bis zum 55. Psalm ausarbeitete, ward von Brockmann und Fischer fortgesetzt (Neust. 1831–33, 5 Bde.). Seine »Sämtlichen Schriften« hat Wilhelm (Neust. 1840–51, 43 Bde.), eine Auswahl Seidel herausgegeben (2. Aufl., Langensalza 1887–89, 2 Bde.). Vgl. Amelungk, Dinters Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts (Plauen 1881); Fröhlich, Gustav D. (Klassiker der Pädagogik, Bd. 21, Langensalza 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 21-22.
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