Greenwich

[264] Greenwich (spr. grínnitsch ), 1) Verwaltungsbezirk (metropolitan borough) in der engl. Grafschaft London (s. Karte »Umgebung pou London«), rechts an der Themse, mit (1901) 95,770 Einw., ist weltberühmt durch sein großartiges ehemaliges Hospital für invalide Seeleute und durch seine Sternwarte (Royal Observatory). Das erstere (Greenwich-Hospital), ursprünglich bestimmt, ein königlicher Palast zu werden, wurde von Wilhelm III. diesem menschenfreundlichen Zweck gewidmet und 1705 eröffnet. Es erhebt sich auf einer 270 m langen Terrasse und besteht aus vier Palästen, die sich um ein Viereck von 82 m im Quadrat gruppieren, in dessen Mitte eine Marmorstatue Georgs II. (von Rysbrack) steht. Die beiden nördlichen Paläste (King Charles' und Queen Anne's Buildings) messen 58,8 m in der Länge, die südlichen (King William's und Queen Mary's Buildings) 88 m, und letztere sind mit Kuppeln von 40,9 m Höhe gekrönt. Die Gebäude sind im klassischen Stil von Inigo Jones und Christopher Wren erbaut. Die alten Matrosen, die früher diese Räume bewohnten, beziehen jetzt einen Ruhegehalt von 2 Mk. täglich. Der ehemalige Speisesaal im King William's Building mit Wand- und Deckengemälden von Sir James Thornhill enthält eine Gemäldesammlung, in den beiden nördlichen Palästen befindet sich ein Marinemuseum, und ein ganzer Flügel ist der 1872 gegründeten Marineakademie (Royal Naval College) eingeräumt. Hinter dem Hospital, aber mit ihm einen Komplex von Palästen bildend, liegt die Royal Naval School für 1000 Matrosenkinder; ein Nebengebäude enthält ein Hospital für Matrosen aller Länder. Hinter dem Hospital dehnt sich der von Le Nôtre angelegte Park von G. aus, der, 76 Hektar bedeckend, Hügel und Täler umschließt. Hier steht auch auf einer 97 m hohen Anhöhe die englische Nationalsternwarte (2°20´14´´ westlich von Paris), 1675 von Karl II. gegründet und aufs reichlichste mit astronomischen, meteorologischen und magnetischen Instrumenten ausgestattet. Der Meridian von G. (17°39´40´´ östlich von Ferro), der früher nur in England und auf Seekarten für Längenbestimmungen galt, ist seit 1883 fast allgemein als Anfangsmeridian angenommen worden (s. Länge, geographische). Außerdem hat G. eine von Wren 1718 erbaute Hauptkirche, mehrere moderne Kirchen, Schiffswerft, chemische und Seifenfabriken, Zementwerke, eine Anstalt für Herstellung von Telegraphenmaterial und Eisengießereien. G. ist Geburtsort Heinrichs VIII. und seiner Tochter Marta and Elisabeth. Vgl. L'Estrange, The palace and the hospital, or Chronicles of G. (Lond. 1885, 2 Bde.); Maunder, Royal observatory G., a glance at its history and work (das. 1900). – 2) Stadt im nordamerikan. Staat Connecticut, Grafschaft Fairfield, an einer seichten Bucht des Long Island-Sundes, ist Küstenfahrerhafen und Sommerfrische mit (1900) 12,172 Einw.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 264.
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