Helferich

[135] Helferich, 1) Johann Alfons Renatus von, Nationalökonom, geb. 5. Nov. 1817 zu Neuchâtel in der Schweiz, gest. 8. Juni 1892 in München, ward auf Grund seiner Schrift »Über die Schwankungen im Werte der edlen Metalle« 1843 Privatdozent, 1844 außerordentlicher, 1847 ordentlicher Professor an der Universität zu Freiburg, 1849 nach Tübingen, 1860 nach Göttingen und 1869 nach München berufen. H. hat in der »Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft« eine größere Zahl Arbeiten veröffentlicht, darunter namentlich über die österreichische Valuta seit 1848, über Thünens naturgemäßen Arbeitslohn (1852), über württembergische Agrarverhältnisse (1853), über die Waldrente (seit 1867), über die Reform der direkten Steuern in Bayern etc.

2) Heinrich, Mediziner, Sohn des vorigen, geb. 4. Mai 1851 in Tübingen, studierte in München und Leipzig, war Assistent an der Leipziger chirurgischen Klinik, habilitierte sich daselbst 1878 als Privatdozent, ging 1879 als außerordentlicher Professor zur Leitung der chirurgischen Universitätspoliklinik nach München, 1885 als ordentlicher Professor und Direktor der chirurgischen Klinik nach Greifswald und 1899 in gleicher Eigenschaft als Esmarchs Nachfolger nach Kiel. Er machte Experimentaluntersuchungen über das Wachstum der Knochen, arbeitete über künstliche Vermehrung der Knochenneubildung durch örtliche Erschwerung des venösen Rückflusses des Blutes, über Behandlung deform geheilter Knochenbrüche, über die Biologie der wachsenden Röhrenknochen etc. Auch lieferte er Beiträge zur Lehre von den Geschwülsten, besonders zur Lehre vom Krebs. Er gab Operationsverfahren an zur Beseitigung der winkligen Verknöcherung des Kniegelenks und der Verknöcherung des Kiefergelenks und veröffentlichte Arbeiten über die Knochennaht, über die Technik der Unterschenkelabtragung, über Nasenplastik, über Behandlung der Elefantiasis, über den Bruchschnitt beim Verdacht brandiger Erscheinungen, über die Technik der Gastrotomie und Gastroenterostomie, über die chirurgische Behandlung der Vergrößerung der Vorsteherdrüse etc. Er veröffentlichte: »Atlas und Grundriß der traumatischen Frakturen und Luxationen« (6. Aufl., Münch. 1903), auch ist er Mitherausgeber der »Deutschen Zeitschrift für Chirurgie«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 135.
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