Kayser

[795] Kayser, 1) Ludwig, Philolog, geb. 3. Febr. 1808 in Heidelberg, gest. daselbst 5. Mai 1872, studierte dort 1825–30, habilitierte sich 1833 in Heidelberg und wurde 1841 außerordentlicher, 1863 ordentlicher Professor. Zu Philostratos veröffentlichte er: »Notae criticae in Philostrati vitas sophistarum« (Heidelb. 1831); »Philostrati vitae sophistarum« (das. 1838); »Philostrati libri de gymnastica« (das. 1840); »Philostrati quae supersunt« (Zürich 1844 bis 1846, 3 Bde.; 2. Aufl. 1853); »Philostrati opera auctiora« (Leipz. 1870–71, 2 Bde.). Von Cicero lieferte er eine Ausgabe der »Cornifici rhetoricorum ad Herennium libri IV« (Leipz. 1854) und mit Baiter eine Gesamtausgabe (Bd. 1–5, das. 1860 ff.). Eine Ausgabe seiner Homerischen Abhandlungen besorgte Usener (mit Biographie, Leipz. 1881).

2) Heinrich, Architekt, geb. 28. Febr. 1842 in Duisburg, erlernte das Maurerhandwerk, bildete sich dann in Berlin durch praktische Tätigkeit in städtischen Baubureaus und durch Studien auf der Bauakademie weiter und vereinigte sich 1872 mit Karl v. Großheim (geb. 15. Okt. 1841 in Lübeck), der nach einer praktischen Lehrzeit als Zimmermann sich ebenfalls durch Studien auf der Berliner Bauakademie[795] weitergebildet hatte, zur Gründung eines Ateliers. Bei der ersten Konkurrenz um den Bau des Reichstagsgebäudes (1872) errangen sie einen zweiten Preis, ebenso wie zehn Jahre später bei der zweiten Konkurrenz. In diesem Jahrzehnt waren sie ausschließlich im Privatbau tätig, indem sie sich anfangs der italienischen Renaissance (Norddeutsche Grundkreditbank etc.), später mit großem Erfolg der deutschen Renaissance (Kaufhaus Spinn, Geschäftshaus der Germania, Villa Reichenheim in Berlin) zuwendeten. Spätere Bauten sind: Villa Hardt, Geschäftshäuser von Henninger und Laer, Geschäftshaus der New Yorker Germania, Palast des Pschorrbräuhauses in Berlin (s. Tafel »Berliner Bauten II«, Fig. 6), die Schlösser Klitschdorf in Schlesien und Altdöbern in der Lausitz, das Geschäftshaus der Germania in Straßburg i. E., Pschorrbräuhaus, Domhotel und Hotel Disch in Köln, Deutsches Buchhändlerhaus in Leipzig (s. Tafel »Leipziger Bauten II«, Fig. 6), Geschäftshaus der Straßenbahngesellschaft in Berlin und eine Reihe von Geschäfts- und Privathäusern in Berlin und in andern deutschen Städten, in denen sie sich, den Wandlungen des Geschmackes folgend, z. T. mit großem Geschick auch im Barock- und Rokokostil bewegten. Ihr Hauptwerk monumentalen Stils sind die durch wirkungsvolle Gruppierung ausgezeichneten Gebäude der Hochschule für die bildenden Künste und der Hochschule für Musik in Charlottenburg (1898–1902). Mit einem stark ausgeprägten Gefühl für malerische Komposition verbinden K. und v. Großheim auch den Sinn für strenge Gliederung der Bauteile zum Zweck eines imposanten Gesamteindrucks. Durch zahlreiche Entwürfe für Decken- und Wandmalereien, Stein-, Stuck- und Schmiedearbeiten, Möbel etc. haben sie einen hervorragenden Anteil an der Förderung des Berliner Kunstgewerbes gewonnen. Für ihre Beteiligung an der Berliner Jubiläumsausstellung von 1886 erhielten sie die große goldene Medaille. Sie sind Mitglieder der Akademie der Künste und königliche Geheime Bauräte.

3) Emanuel, Geolog, geb. 26. März 1845 in Königsberg i. Pr., studierte in Halle, Heidelberg und Berlin, habilitierte sich 1872 als Privatdozent in Berlin und war zugleich als Landesgeolog an der Geologischen Landesanstalt tätig. 1881 wurde er Professor der Geologie an der Bergakademie in Berlin, 1885 Professor der Geologie und Paläontologie in Marburg. Er arbeitete über Stratigraphie, Tektonik und Paläontologie der paläozoischen Formationen Deutschlands, vorzüglich des Harzes und des Rheinischen Schiefergebirges, und schrieb: »Lehrbuch der Geologie«, 1. Teil: Allgemeine Geologie (Stuttg. 1893, 2. Aufl. 1905), 2. Teil: Geologische Formationskunde (das. 1891, 2. Aufl. 1902). 1883–97 war K. Mitherausgeber der »Paläontologischen Abhandlungen« (mit Dames, Berl., seit 1883).

4) Heinrich, Physiker, geb. 16. März 1853 in Bingen a. Rh., studierte in Straßburg, München, Berlin, war 1878–85 Assistent von Helmholtz und Privatdozent, wurde 1885 ordentlicher Professor an der Technischen Hochschule in Hannover und 1894 Professor in Bonn. Außer zahlreichen, namentlich spektralanalytischen Abhandlungen, die in den Berichten der Berliner Akademie 1888–98 erschienen sind, schrieb er: »Lehrbuch der Spektralanalyse« (Berl. 1883); »Lehrbuch der Physik für Studierende« (Stuttg. 1890, 3. Aufl. 1900); »Handbuch der Spektroskopie« (Leipz. 1900–05, 3 Bde.); »Die Elektronentheorie«, Rede (Bonn 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 795-796.
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