Lorinser

[714] Lorinser, 1) Karl Ignaz, Mediziner, geb. 24. Juli;.796 zu Niemes im nördlichen Böhmen, gest. 2. Okt. 1853 zu Patschkau in Schlesien, studierte in Prag und Berlin, wurde hier 1818 Repetent an der Tierarzneischule und Privatdozent an der Universität, 1822 Mitglied des Medizinalkollegiums in Stettin, 1824 Regierungs- und Medizinalrat in Köslin und 1825 in Oppeln. 1850 nahm er seine Entlassung aus dem Staatsdienst. 1829–30 bereiste er behufs Untersuchungen über Pestepidemien Galizien, Ungarn und Siebenbürgen; Resultate derselben waren seine Werke: »Untersuchungen über die Rinderpest« (Berl. 1831) und »Die Pest des Orients« (das. 1837). Auch hatte seine Schrift über die Cholera (in den »Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik«) die Aufhebung des Militärkordons zur Folge. Seine Schrift »Zum Schutz der Gesundheit in den Schulen« (Berl. 1836, neuer Abdruck 1861) rief den sogen. Lorinserschen Schulstreit hervor und gab den Hauptanstoß zur Wiederaufnahme des Turnens in den Schulen. Lorinsers Selbstbiographie gab sein Sohn Franz heraus (Regensb. 1864). Vgl. Beck, Dr. Karl Ignaz L., sein Leben und seine Verdienste um das Turnen (Oppeln 1896).

2) Franz, kath. Theolog, Sohn des vorigen, geb. 12. März 1821 in Berlin, gest. 12. Nov. 1893 als fürstbischöflicher Konsistorialrat in Breslau, war seit[714] 1868 Kanonikus an der Domkirche in Breslau, veröffentlichte eine Übersetzung von Calderons »Geistlichen Festspielen« (Regensb. 1856–72, 18 Bde.; 2. Ausg. 1882–87), denen sich »Calderons größte Dramen religiösen Inhalts« (Freiburg 1875–76, 7 Bde.) und zwei historische Schauspiele (»König Wamba« und »Das Lager von Santa Fé«) von Lope de Vega (u. d. T.: »Aus Spaniens Vergangenheit«, Regensb. 1877) anschlossen. Auch schrieb er: »Reiseskizzen aus Spanien« (Regensb. 1855–58, 4 Tle.), »Geist und Beruf des katholischen Priestertums« (das. 1858), »Die Lehre von der Verwaltung des heiligen Bußsakraments« (Bresl. 1860, 2. Aufl. 1883), »Das Buch der Natur. Entwurf einer kosmologischen Theodicee« (Regensb. 1876–80, 7 Bde.), »Aus meinem Leben« (das. 1892, 2 Bde.) und übersetzte mehrere Werke des spanischen Philosophen Balmes und aus dem Sanskrit die »Bhagavad-Gîtâ« (Bresl. 1869). Vgl. Meer, Domherr Dr. Franz L. (Bresl. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 714-715.
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