Neuburg [1]

[541] Neuburg (N. an der Donau), unmittelbare Stadt im bayr. Regbez. Schwaben, an der Donau und der Staatsbahnlinie Neuoffingen-Ingolstadt, Hauptstadt des ehemaligen reichsunmittelbaren Fürstentums N. (s. unten), 392 m ü. M., hat eine evangelische und 7 kath. Kirchen, ein ehemaliges Schloß, ein vormaliges Jesuitenkollegium, ein Gymnasium mit Studienseminar, eine Realschule, eine landwirtschaftliche Winterschule, ein Priesterhospiz, ein Kloster der Barmherzigen Brüder, ein Kloster der Elisabethinerinnen, eine weibliche klösterliche Anstalt, ein Englisches Fräulein-Institut, einen Historischen Verein mit wertvollen Sammlungen, Theater, Landgericht, Amtsgericht, Bezirksamt, 2 Forstämter, ein Elektrizitätswerk, Bierbrauerei, Kreideschlemmerei, Dampfsägemühlen, Obst- und Gemüsebau und (1905) mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 15) 8532 Einw., davon 1000 Evangelische. In der Nähe das ehemalige Lustschloß Grünau, das Hofgestüt Rohrenfeld, die Ruinen der Altenburg und Kaiserburg und das Dorf Oberhausen, bei dem das Denkmal des hier gefallenen Latour d'Auvergne (s. d.) steht. Zum Landgerichtsbezirk N. gehören die elf Amtsgerichte zu Dillingen, Donauwörth, Geisenfeld, Höchstädt a. D., Lauingen, N., Nördlingen, Öttingen, Pfaffenhofen, Rain und Schrobenhausen. – N. war 778–809 Bischofssitz (später Bistum Augsburg), dann Hauptort einer Pfalzgrafschaft, deren Inhaber Vögte über das Reichslehen N. waren. Sie kam im 10. Jahrh. an die Grafen von Scheyern (s. d.) und somit an Bayern. Das ehemalige Fürstentum N., 2750 qkm (50 QM.) groß mit gegen 100,000 Einw., bestand aus drei Gebieten: um Lauingen (links der Donau), um N. (zu beiden Seiten der Donau) und um Allersberg (zwischen Nürnberg und Eichstätt). Am Ende des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1503–07) trat Bayern N. an die Pfalz ab. Pfalzgraf Otto Heinrich überließ 1557 das Fürstentum (die sogen. Junge Pfalz) an Wolfgang von Zweibrücken, und dessen ältester Sohn, Philipp Ludwig, begründete 1569 die ältere Linie Zweibrücken-N., von der sich 1614 die Linie Pfalz-Sulzbach abzweigte. Jene bekam 1614 im Jülichklevischen Erbfolgestreit (s. Jülich) die Herzogtümer Jülich und Berg, trat bei dieser Gelegenheit zur katholischen Kirche über, folgte 1685 in der Kurpfalz und erlosch 1742; diese erbte 1742 die Besitzungen der ältern Linie und 1777 Bayern (s. Pfalz, Geschichte). Bei der neuen Landeseinteilung Bayerns 1837 ward N. mit Schwaben zu einem Regierungsbezirk (Schwaben) vereinigt. Vgl. Gremmel, Geschichte des Herzogtums N. (Neuburg 1872); Hasselmann, N. und seine Umgebung mit seinen Mineralien etc. (Münch. 1895); Hübl, Bayrisch-Schwaben und N. (Stuttg. 1901); »Führer durch die Stadt N. und deren Umgebung« (Neuburg 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 541.
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