Schirmer

[811] Schirmer, 1) August Wilhelm Ferdinand, Maler, geb. 6. Mai 1802 in Berlin, gest. 8. Juni 1866 auf einer Studienreise in Nyon am Genfer See, begann seine Laufbahn als Blumenmaler und Schüler Völkers und ward bei der königlichen Porzellanmanufaktur beschäftigt. Dies Verhältnis löste er 1823, widmete sich dann der Landschaftsmalerei, verweilte 1827 bis 1831 in Italien, wo ihn Koch, Reinhart und der Engländer Turner beeinflußten, und ließ sich nach der Rückkehr in Berlin nieder, wo er 1839 Lehrer der Landschaftsmalerei an der Akademie und 1843 Professor wurde. Er behandelte vorzugsweise die südliche, namentlich die italienische Natur; besonders wußte er durch Luft- und Lichtwirkungen eine seine, poetische Stimmung hervorzurufen. Neben Ölgemälden (Tassos Haus in Sorrento, italienischer Park und Strand bei Neapel, in der Berliner Nationalgalerie) hat er auch monumentale Landschaftsbilder an den Wänden des ägyptischen Hofes und des griechischen Saales im Neuen Museum zu Berlin in Stereochromie ausgeführt.

2) Johann Wilhelm, Maler, geb. 5. Sept. 1807 in Jülich, gest. 11. Sept. 1863 in Karlsruhe, besuchte seit 1826 die Akademie zu Düsseldorf und bildete sich unter dem Einfluß Lessings und auf Reisen nach der Mosel, dem Schwarzwald, der Schweiz etc. zum Landschaftsmaler aus. 1834 wurde er Hilfslehrer, 1839 Professor an der Akademie. Infolge einer von ihm 1838 nach der Normandie unternommenen Reise verließ er die von ihm zuerst eingeschlagene, mehr zeichnerische Richtung und legte das Gewicht auf Farbe und Tonwirkung, wie die Werke: Herbstlandschaft, das Wetterhorn, die Jungfrau in der Schweiz, die Bergstraße dartun. Von seiner 1840 angetretenen italienischen Reise datiert ein neuer Umschwung, der ihn schließlich zur stilisierenden Richtung führte. Von seinen etwa 300 Ölgemälden sind die hervorragendsten: Grotte der Egeria, im städtischen Museum zu Leipzig; italienische Landschaft mit Pilgern, in der Kunsthalle zu Düsseldorf; Schweizerlandschaft, im Museum zu Christiania. Seine berühmtesten Werke entstanden in den letzten Jahren seines Lebens: die biblischen Landschaften in 26 Kohlezeichnungen (1855 bis 1856, Kunsthalle in Düsseldorf); vier Bilder zur Geschichte des barmherzigen Samariters (1856–57, Kunsthalle in Karlsruhe) und die Geschichte Abrahams in 12 Ölgemälden (1859–62, Berliner Nationalgalerie). 1853 zum Professor, 1854 zum Direktor an der Kunstschule in Karlsruhe ernannt, brachte er sie in kurzem zu gedeihlichem Aufschwung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 811.
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