Soest

[566] Soest, 1) (spr. sōst) Kreisstadt im preuß. Regbez. Arnsberg, in einer fruchtbaren Ebene (Soester Börde), Knotenpunkt der Staatsbahnlinien S.-Seesen-Börßum, Düsseldorf-Hagen-S., Hamm-S. u. a., 98 m ü. M., hat 6 evang. Kirchen (darunter die gotische, 1314 begonnene, 1846 restaurierte Wiesenkirche), einen kath. Dom, eine Synagoge, ein evang. Schullehrerseminar, ein Predigerseminar, eine landwirtschaftliche Winterschule, eine Taubstummen- und eine Blindenanstalt, 2 Waisenhäuser, ein Versorgungshaus für gefallene Mädchen, ein Amtsgericht, 2 Spezialkommissionen, eine Reichsbanknebenstelle, ein Puddel- und Walzwerk, Fabrikation von Zucker, Nieten, Hüten, Seife, Zigarren, Blechwaren und landwirtschaftlichen Maschinen, Bierbrauerei, Gerberei, Branntweinbrennerei, Molkerei, Ziegelbrennerei und (1905) 17,394 Einw., davon 7234 Katholiken und 232 Juden.

Wappen von Soest.
Wappen von Soest.

Im Mittelalter eine der angesehensten und reichsten Hansestädte mit reichsstädtischen Rechten und einer starken Bevölkerung. Ihr Stadtrecht (jus Susatense), zuerst zwischen 1144 und 1165 ausgezeichnet, wurde auf viele andre Städte, Lübeck, Hamburg etc., übertragen. Nach Auflösung des Herzogtums Sachsen 1180 besaß der Erzbischof von Köln das Schultheißenamt daselbst, während den Grafen von Arnsberg bis 1278 die Vogtei (Blutbann) zustand. Unter dem Erzbischof Dietrich von Köln entzog sich die Stadt der erzbischöflichen Botmäßigkeit, begab sich 24. Okt. 1441 unter den Schutz Adolfs, Herzogs von Kleve und Grafen von der Mark, und veranlaßte dadurch 1444 eine langwierige Belagerung (Soester Fehde). Infolge päpstlicher Entscheidung kam S. mit der Börde 1449 unter die Landeshoheit des neuen Herzogs von Kleve, Johann. Vgl. Schmitz, Denkwürdigkeiten aus Soests Vorzeit[566] (Leipz. 1873); Hansen, Zur Vorgeschichte der Soester Fehde (Trier 1888); »Chroniken der deutschen Städte«, Bd. 21 und 24 (Leipz. 1889 u. 1895); Pechel, Die Umgestaltung der Verfassung von S. 1715 bis 1752 (Götting. 1905); Schmitz, Die mittelalterliche Malerei in S. (Soest 1906); Ludorff und Vogeler, Kunstdenkmäler des Kreises S. (das. 1905); »S., seine Altertümer und Sehenswürdigkeiten« (das. 1890); »Zeitschrift des Vereins für die Geschichte von S. und der Börde« (das. 1882 ff.). – 2) (spr. sūst) Dorf in der niederländ. Provinz Utrecht, Bezirk Amersfoort, am Eem und der Eisenbahn Doldersche Weg-Baarn, mit (1904) 4593 Einw. Dabei das Lustschloß Soestdyk, vom Prinzen von Oranien (nachmals König Wilhelm III. von England) 1674 erbaut, Sommeraufenthalt der Königin-Mutter Emma.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 566-567.
Lizenz:
Faksimiles:
566 | 567
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika