Tertiarĭer

[431] Tertiarĭer und Tertiarĭerinnen (Tertius ordo de poenitentia, dritter Orden), Laien, die nach der »dritten Regel« gewisser Orden entweder in der Welt (weltliche T.) oder in klösterlicher Gemeinschaft (regulierte T.) zusammenleben. Die ersten Anfänge des Instituts zeigen sich bei den Humiliaten (s. d.), weltgeschichtliche Bedeutung erhielt es durch die franziskanische Bewegung. Schon zu Lebzeiten des heil. Frau;; entstand eine seit 1247 dem Minoritenorden unterstellte Bußbruderschaft (Ordo de poenitentia), die sich weit verbreitete, hochgestellte Personen, wie Ludwig IX. von Frankreich und die Landgräfin Elisabeth von Thüringen, unter ihren Mitgliedern hatte und 1289 von Nikolaus IV. eine Regel erhielt, die erst durch Leo XIII. 1883 eine neue Fassung bekam. Regulierte T. des heil. Franz bildeten sich seit Ausgang des 13. Jahrh. in fast allen europäischen Ländern und bestehen noch heute in 4 Provinzen mit 25 Klöstern. Von ihnen sind die zahlreichen, auch in Deutschland stark verbreiteten neuern Kongregationen zu unterscheiden, die sich Werken der Nächstenliebe widmen (Hospitalbrüder u. – Schwestern vom dritten Orden des heil. Franz). T. gibt es auch bei Karmelitern (s. d.), Dominikanern (s. d.), Serviten, Trinitariern u. a. Vgl. K. Müller, Die Anfänge des Minoritenordens und der Bußbruderschaften (Freib. 1885); Kleinermanns, Der dritte Orden von der Buße des heiligen Dominicus (Dülmen 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 431.
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