Wilkie

[648] Wilkie (spr. ŭilki), Sir David, engl. Maler, geb. 18. Nov. 1785 zu Cults in der schottischen Grafschaft Fife, gest. 1. Juni 1841 auf einem Schiffe während der Rückreise von Alexandria, bildete sich seit 1799 auf der Akademie in Edinburg und ging 1805 nach London, wo er, durch die Bilder: die Dorfpolitiker (1806), der blinde Fiedler (in der Nationalgalerie daselbst), die Kartenspieler (1808), der verwundete Finger, die Pachtzahlung u. a. bekannt geworden, 1811 zum Mitgliede der königlichen Akademie und 1823 zum schottischen Hofmaler ernannt wurde. Andre Bilder aus jener Zeit sind: die Dorfkirmes (1812, in der Nationalgalerie zu London), das Blindekuhspiel, die Auspfändung (1815), die Familie Walker Scotts (1818), die Pfennighochzeit (1819), die Testamentseröffnung (in der Pinakothek zu München, 1820), die Invaliden in Chelsea, die Nachricht von der Schlacht bei Waterloo lesend (in Apsley House, 1821). Durch diese scharf beobachteten und sorgsam ausgeführten Werke hat er auf die Entwickelung der modernen Genremalerei den nachhaltigsten Einfluß ausgeübt. Zur Wiederherstellung seiner Gesundheit lebte er 1825–28 in Italien und Spanien, wo er Szenen aus dem Krieg auf der Pyrenäischen Halbinsel 1808–14 malte, besuchte aber auch Deutschland und Frankreich. Besonders Velazquez, Correggio und Rembrandt wirkten so auf ihn ein, daß er nach seiner Rückkehr fast nur noch Geschichtsbilder und Bildnisse malte und auch in seiner Technik viel breiter wurde. Die Hauptwerke dieses »zweiten Stils« sind: die Predigt des John Knox in der Kathedrale zu St. Andrews (1832, in der Nationalgalerie), der Herr ist ausgegangen (1834) und Christoph Kolumbus (1835), Papst Pius VII. in Fontainebleau, dem Kaiser Napoleon I. die Unterzeichnung des Konkordats verweigernd, die Flucht der Maria Stuart aus dem Schloß Lochleven (1837), Paul III. und Benvenuto Cellini. Die meisten seiner Werke sind in königlichem Privatbesitz. 1830 ward W. zum ersten Hofmaler ernannt, 1836 geadelt. 1840 unternahm W. eine Reise nach dem Orient, vor deren Beendigung er starb. Er hat auch radiert. Seine Statue ward in der Nationalgalerie zu London aufgestellt. Vgl. A. Cunningham, The life of Sir David W. (Lond. 1843, 3 Bde.); Pinnington, Sir David W. and the Scots school of painters (das. 1900); Lord Gower, Sir David W. (das. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 648.
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