Avesnes

[99] Avesnes (spr. Awähn), 1) District im französischen Departement Nord; 271/4 QM., 112,000 Ew.; 2) Hauptort desselben u. Festung 3. Ranges an der Großen Helpe, Tribunal, Kathedrale mit 300 Fuß hohem Thurm u. Glockenspiel; Salz-, Blech-, Branntwein-, Mützen-, Bürsten-, Serge- u. Tabakfabrikation u. Marmorschleifereien; 3500 Ew. – A. kommt schon früh im Mittelalter vor, wo es der Sitz der Grafen von A. war, von denen Burkard von A. in der Abwesenheit Balduins von Flandern, der nach Palästina zog, Flandern verwaltete u. 1212 die ältere Tochter Balduins, Margarethe,[99] heirathete. Der Papst erklärte jedoch diese Ehe für nichtig u. erklärte seine Söhne für unehelich; aber sein Enkel, Johann II., erhielt die Herrschaft über Hennegau, der 2., Balduin, den Titel Herzog von Beaumont. Mit Hennegau kam die Grafschaft A. durch Erbschaft an Burgund, Österreich u. Spanien, u. ward im Pyrenäischen Frieden an Frankreich abgetreten. Ludwig XIV. ließ die Festungswerke durch Vauban herstellen, u. lange blieb A. unangegriffen; es ward 1814 nur blockirt, aber den 21. Juni 1815 beschossen; bei den ersten Granatenwürfen der Preußen flog das Hauptpulvermagazin in die Luft, u.a. ergab sich wenige Stunden darauf; 3) A. le Comte (spr. A. l'Congt), kleiner Flecken im Departement Pas de Calais; 4) A. le sec (spr. A. l'Seck), Dorf im Departement Nord, zwischen Cambray u. le Quesnoy. Hier im Französischen Revolutionskriege am 12. September 1793 Niederlage einer französischen Division von 8000 Mann, durch 2000 Mann österreichische Cavallerie unter Bellegarde u. Fürst Liechtenstein.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 99-100.
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