Bronze

[339] Bronze (Aes campanum, A. caldarium, ital. Bronzo, franz. Bronce, spr. Brongß), Metalllegirung aus Kupfer, Zinn u. zuweilen aus Kupfer, Zinn u. Zink. Die Alten verfertigten, ehe das Eisen in Gebrauch kam, Statuen, Hausgeräth, auch Schneidewerkzeuge u. Waffen aus B.; vergoldeten sie auch. Meist setzten sie dem Kupfer 4–5 Procent Zinn zu; in Herculanum hat man auch versilberte Gefäße von B. gefunden, welcher 12 Proc. Zinn zugesetzt war. Den aus B. verfertigten Gefäßen gaben sie mit der ihnen eigenen Zierlichkeit elegante Formen, welche noch jetzt zum Muster dienen. Der Edle Rost (Aerugo nobilis, s. Patine) auf antiken B-n dient gewöhnlich zum Zeichen, daß die B. echt sei; indessen hat die Chemie in neuerer Zeit Mittel gefunden, ihn vollkommen nachzuahmen. Je nach der Art der Anwendung setzt man dem Metalle mehr od. weniger Zinn zu; so verhält sich bei Glockengut das Kupfer zum Zinn wie 8_: 2 od. wie 3_: 1, bei Kanonengut (Geschützmetall) wie 9_: 1, bei den zur Verkupferung der Schiffe dienenden Platten wie 19_: 1. Eigenthümlich ist die Eigenschaft des mit Zinn legirten Kupfers, daß es durch schnelles Abkühlen nach dem Glühen geschmeidiger u. hämmerbar wird. Durch Beimischung von Zink erhält die B. eine größere Dehnbarkeit u. bekommt, der Witterung ausgesetzt, von selbst einen grünen Überzug (Patina antiqua), den sie behält, ohne weiter zu rosten. Wegen dieser Eigenschaft eignet sie sich vorzüglich zu Sculpturwerken. Das Mischungsverhältniß des Zinks zum Kupfer u. Zinn ist verschieden, bei größeren Statuen ist der Zinkzusatz geringer, etwa 6 Theile auf 91 Theile Kupfer 2 Theile Zinn u. 1 Theil Blei, bei kleineren nimmt man etwa 15 Theile Zink auf 80 Theile Kupfer, wobei dann noch 5 Theile auf Zinn u. Blei kommen. Man verfertigt in Paris, London, Wien, Berlin, Braunschweig Lüstres, Armleuchter, Kronleuchter, Tafelaufsätze von V. Gold-V. (Bronce d'or mouillée) ist eigentlich keine B., sondern stark im Feuer vergoldetes Messing. Münzen aus einer der B. ähnlichen Metallmischung (Bronzemünzen) wurden schon im Alterthum gegossen (s. Erzmünzen), im Mittelalter u. in der neueren Zeit selten od. gar nicht; doch sind die Münzen der französischen Republik aus Glockenmetall, der holländisch-ostindischen Compagnie, englischen Fabrikeigenthümer u.a. dahin zu rechnen. In der neuesten Zeit werden aber in den meisten Medaillenpräganstalten Abdrücke der Medaillen in B. gefertigt. – Obgleich die Kunst des Bronzegusses weit in das Alterthum hinausreicht, so kam dieselbe doch erst um 700 v. Chr. zu einer höheren Ausbildung durch Theodoros u. Rhökos von Samos. Doch gossen die Alten fast reines Kupfer, da der Zinngehalt, weil der Schmelzungsproceß nicht so rasch als jetzt bewerkstelligt werden konnte, durch Oxydation zum Theil verloren ging. Eine großartige Ausdehnung erhielt der Bronzeguß unter Alexander dem Gr. durch Lysippos, der ein verbessertes Schmelzverfahren einführe. Mit ihm begannen die Bildgießer kolossale Werke in Bronze zu gießen, u. wie sehr die Bronzestatuen in Aufnahme kamen, läßt sich daraus ermessen, daß der Consul Mutianus in Athen allein an 3000 u. eben so viel in Rhodos, Olympia u. Delphi fand, obschon Plünderungen namentlich den letzten Ort um viele Schätze dieser Art gebracht haten. Mit dem Verfall des Römischen Reiches ging die Gießkunst gänzlich verloren u. erst im 12. Jahrh. tauchen wieder aus Bronze egossene Werke auf, u.a. Bronzethüren an Kirch en in Mainz, Rom etc. Der eigentliche Kunstguß kam indeß erst im 15. Jahrh. durch Lor. Ghiber wieder in Aufnahme, vervollkommnete sich unter Benvenuto Cellini in Italien u. Peter Vischer in Nürnberg u. erreichte in der neuesten Zeit durch die Fortschritte der Technik den höchsten Grad der Ausbildung. Vgl. Bildgießerkunst.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 339.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: