Circus [1]

[156] Circus (lat.), 1) in Rom der zu gymnastischen Spielen bestimmte, dachlose, geräumige Platz; er bildete ein rechtwinkeliges Oblongum, nur daß er sich an dem einen Ende nach einem Halbzirkel, an dem anderen nach einem flachen Cirkelstück schloß. Haupttheile waren: Arena, der offene Platz, in deren Mitte die Spina, eine bis zu der Porta triumphalis reichende, niedrige, breite, mit Statuen, Altären etc. geschmückte Mauer, welche das Überfahren der Wagen aus einer Bahn in die andere verhinderte; die Metae, Spitzsäulen, oben u. unten, um welche die Wettkämpfer fahren mußten, u. der Obelisk, die Hauptzierde des C.; an 3 Seiten die Sitze für die Zuschauer (Spectacula), von Treppen durchschnitten; die erkerartigen Vorbanten auf der halbcirkelförmigen Seite hießen Maeniana; auf der 4. Seite die Carceres (Oppidum), 12 gewölbte, durch Mauern getrennte Zellen, wo die Gespanne hielten, bis das Zeichen zum Auslaufen gegeben war. Damit alle Wagen zugleich in die rechts liegende Bahn laufen konnten, so waren die Carceres nach einem Cirkelstück gebildet u. hatten eine schiefe Richtung nach der Arena zu; darüber das Podium, ein für den Kaiser u. die Vornehmsten bestimmter Platz. Die Eingänge in die Arena waren in der Umfassung des Circus angelegt, einer in dem halbcirkelrunden Theile war die Porta triumphalis(Triumphthor), durch welche, nach vollendeten Spielen, die Sieger im Wettrennen feierlich geführt wurden; 2 andere bei den beiden Anfängen der Carceres, der eine bestimmt zum Einzuge aus der Stadt in den Circus (Pompa circensis), der andere zum Auszuge nach vollendeten Spielen u. vollbrachtem Opfer. Einige C. hatten einen 4. Ausgang (Porta libitinaria) zum Fortschaffen der Verunglückten. Von Außen umgaben die C. Säulenreihen, Gallerien, Kramladen u. öffentliche Plätze. Der berühmteste C. in Rom war der C. Maxĭmus, zwischen dem Palatinus u. Aventinus gelegen, angeblich von Tarquinius Priscus angelegt, er wurde von Julius Cäsar erweitert, hatte eine Länge von 31/2 Stadien bei 400 Fuß Breite u. war zum Schutze gegen die wilden Thiere, mit welchen die Gladia toren kämpften, mit einem 10 Fuß breiten u. eben so tiefen Kanal (Euripus) umgeben; der ganze Umfang betrug 8 Stadien, der Zuschauerraum faßte 150,000 Menschen. Augustus ließ auf der 6 Fuß hohen u. 20 Fuß breiten Spina einen Obelisk errichten. Die späteren Kaiser verschönerten u. erweiterten das kolossale Bauwerk, so namentlich Nero u. Trajan u. nach Publius Victor hatten nun darin 383,000 Menschen Platz. Kaiser Constantius ließ auf der Spina einen zweiten, aus Ägypten herbeigeschaften Obelisk errichten, welcher jetzt vor der Kirche S. Giovanni im Lateran steht. Das Podium erstreckte sich an beiden Langseiten u. an der 3. kurzen Seite hin u. hatte einen Gang (Via) zum Herumgehen, über welchen sich eine senkrechte Mauer (Balteus od. Praecinctio) erhob; das 2. Stock war für die Mittelklassen, das 3. für das gewöhnliche Volk bestimmt. Die Portiken, welche den C. äußerlich umgaben, wurden von Trajan auf mehrere Etagen erhöht, u. über diesen erhoben sich die 2 oberen Stockwerke der Sitzreihen. Die Loge des Kaisers u. der kaiserlichen Familie (Pulvinar) war mit architektonischen Verzierungen reich ausgestattet; an heiden Enden der Carceres erhoben sich Thürme; die Spina war mit verschiedenen Bildwerken geschmückt u. mit einem Säulengerüste versehen, welches 7 von Holz gebildete Eier trug, an denen die 7 Wagenumläufe abgezählt wurden; die Metae waren doppelt so hoch als die Spina u. trugen 3 kegelförmige Säulen mit einem kleinen eiförmigen Aufsatze. Weiter sind zu nennen: der C. agonalis (C. Alexandrinus), C. Caracallae (C. Antonini), von welchem noch bedeutende Überreste erhalten sind; C. castreusis, C. Flaminius, C. Florae, C. Hadriani, C. Heliogabali (C. Aurelia nus), C. Julii Caesăris, C. Nerōnis, u. zwar C. Caligŭ lae (C. Vaticanus) u. C. Domitii, C. Sallustii, s. diese alle unt. Rom (a. Geogr.). 2) Stadttheil in Rom; u. zwar C. Flaminius, die 9. Region Roms, u. C. Maximus, die 11. Region, s. u. Rom (a. Geogr.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 156.
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