Masovien

[944] Masovien, ehemals eine der 8 Woiwodschaften (später Gouvernements genannt), in welche 18 16 das russische Polen getheilt wurde; gegenwärtig bildet M. mit dem ehemaligen Gouvernement Kalisch zusammen das russische Gouvernement Warschau. M. liegt etwa in der Mitte des Landes u. fast ganz auf dem linken Weichselufer. Das Wappen des alten M. ist ein gekrönter weißer Adler mit ausgebreiteten Flügeln in Roth. Ehemalige Hauptstadt von Warschau. – M. (Masau, Masovia, Mazovia) war Anfangs ein Theil des Polnischen Reichs. Während der Minderjährigkeit Kasimirs I. u. der Regentschaft seiner Mutter Richenza (1037- 1041) hatte Mazos (Maslaw). der Mundschenk des Königs Mieczislaw II., die Zerrüttung im Reiche benutzt u. sich zum Herrn des Theils von Plozko, zwischen Weichsel, Narew u. Bug, gemacht; dieser Landstrich wurde nach ihm M. genannt. Aber nach Kasimirs Rückkehr 1041 wurde Mazos gestürzt u. M. wieder mit Polen vereinigt. Als König Boleslaw III. 1138 st., erhielt sein zweiter Sohn Boleslaw M. u. Kujavien als Herzogthum, der 1146 nach seinem Bruder Wladislaw als Boleslaw IV. König von Polen wurde u. 1173 in M. seinen Sohn Lesko zum Nachfolger hatte; dieser vermachte 1183 M. seinem Oheim Kasimir II., dem Könige von Polen, welcher es 1194 an seinen zweiten Sohn Konrad vererbte. Als unter ihm die Preußen in M. einbrachen, rief er die Deutschen Ritter zu Hülfe u. übergab ihnen das Schloß Dobrizyn, Kulm u. alles Land fischender Weichsel, Drewenza u. Mocca, Nach seinem Tode theilten seine Söhne das Land: Kasimir erhielt Kujavien, Boleslaw zuerst Sendomir, dann, als er dies verloren hatte, einen Theil von M.; als Boleslaw um 1250 st., erhielt sein jüngerer Bruder Ziemowit (Semowit) I. seinen Antheil. Nach dem Tode der beiden Brüder (1262 u. 1267) theilten deren Söhne; von Ziemowits Söhnen nahm 1262 Boleslaw I. Plozko u. Konrad Czersk; Kasimirs fünf Söhne: Leszek, Ziemomysl, Wladislaw, Ziemowit u. Kasimir theilten Kujavien. Boleslaw I. st. 1313, ihm folgte im Hauptlande sein Sehn Ziemowit II. u. 1333 diesem sein Neffe Boleslaw II., durch den das Land Boleslaws I. wieder vereinigt wurde; er erwarb 1335 für einen Theil M-s Freiheit von der Oberherrlichkeit Polens, entsagte dafür seinen Ansprüchen auf die Krone Polen u. st. 1351. Sein Vetter Ziemowit III. wurde 1355 mit M. belehnt; unter ihm erkaufte König Kasimir III. vom Herzog von Jauer dessen Lehnsansprüche auf M. u. kam Kujavien wieder an die Krone Polin., 1368 fielen die Lithauer in M. ein, welche Ziemowit zurücktrieb. Als Kasimir III. st., besetzte Ziemowit mehre polnische Städte u. kam deshalb mit dem Erzbischof von Gnesen in Händel, welcher ihn sogar in den Bann that, wovon er erst nach Abtretung einiger Städte befreit wurde; er st. 1381; sein Sohn Ziemowit IV. wurde 1382 nach dem Tode des[944] Königs Ludwig von Polen von mehren Landboten als Gegenkönig des Markgrafen Sigismund von Brandenburg gewählt, aber er mußte diesem u. dem nachmaligen König Jagello weichen, doch wurde er nachher dessen Freund, half ihm 1410 gegen die Deutschen Ritter u. st. 1426. Sein Sohn Ziemowit V. war ein Günstling des Königs Jagello. Als Ziemowit VI., Sohn des Herzogs Wladislaw von Plozko, 1462 ohne Erben starb, kam M. wieder an eine Seitenlinie, u. als das Geschlecht der Herzöge endlich 1526 mit Johann von Stanislas ausstarb, fiel M. an die Krone Polen zurück.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 944-945.
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