Neckar

[762] Neckar, 1) (Nicer), Fluß im südwestlichen Deutschland, entspringt in der sogenannten Baar in dem Winkel zwischen der Alp u. dem Schwarzwald bei dem Dorfe Schwenningen im Oberamte Rottweil des württembergischen Schwarzwaldkreises, 2146 F. über dem Meere. Bei Untereisigheim verläßt er Württemberg auf der linken Seite, weiter unten, unterhalb Gundelsheim bei Böttingen, auch auf der rechten Seite u. geht hier ganz in das Großherzogthum Baden über, nachdem er vorher in einer Strecke von 3 Stunden die Grenze gegen Hessen-Darmstadt u. Baden gebildet hat. Vom Ursprung bis an die württembergische Grenze ist die Strombahn 74,5 Stunden lang, u. in dieser Länge wird der Fluß, wie das Thal, in den oberen, mittleren u. unteren N. eingetheilt. Nach einem Lauf von 106 Stunden mündet er bei Manheim in den Rhein; sein Stromgebiet beträgt 193 QM. Das Bett des Flusses liegt theils im Muschelkalk, theils im Keupersandstein; durch Überschwemmungen wird dasselbe bisweilen ganz verändert u. häufige Correction nöthig. Der Felsendurchbruch bei Lauffen ist ein Werk des Alterthums. Kanäle von ihm sind zu Eßlingen, Berg bei Canstatt, Besigheim u. (der Wilhelmskanal) bei Heilbronn. Außer für Gewerbe u. landwirthschaftliche Zwecke wird der Fluß hauptsächlich zur Fischerei (jedoch nur gewöhnlichere Sorten), zur Flößerei (von Rottweil an), zur Schifffahrt (von Canstatt an) u. der Kies u. Sand beim Straßen- u. anderem Bau benutzt; Einflüsse hat der N. vorzugsweise auf der rechten, der Alpseite, theils aber auch auf der linken, der Schwarzwaldseite, innerhalb der württembergischen Landesgrenze 25, worunter die bedeutendsten die Jaxt, der Kocher, die Murr, die Fils, die Enz u. die Eschach. Der N. floß früher mit dem Rhein parallel, noch viel weiter hinab u. mündete erst bei Triburg; doch ließ ihn der Kaiser Valentinian von Ladenburg aus nach Neckarau abgraben, wodurch ihm ein unnatürlicher Lauf gegeben wurde; längs der Bergstraße hinab kann man noch sein altes Bett deutlich sehen. Vgl. Dahl, Der Lauf des N. etc., 2 St., Darmst. 1807. Die Neckarschifffahrt ist wahrscheinlich zur Zeit der Römer, welche an ihm ansehnliche Niederlassungen hatten, entstanden; der obere Theil des N-s ist später wegen Seichtigkeit nicht befahren worden, wurde es aber im 18. Jahrh. durch den Herzog von Württemberg, trotz der Einsprüche u. Verhinderungen Heilbronns, durch Zubauen mittelst Mühlenwehre. Offen aber blieb immer die Schifffahrt auf dem unteren N., bis 1808 Manheim zum Umschlagsorte bestimmt wurde, wozu die Nothwendigkeit, die Waaren auf leichtere Schiffe umzupacken, zu rathen schien. Auf dem Congresse in Wien wurde die Freiheit des N-s antragsmäßig beschlossen u. Manheim u. Heidelberg darauf zu Freihäfen erklärt. Die Schifffahrt geschieht streckenweise mit Dampfbooten, vorzugsweise aber mit Segelschiffen, wovon die meisten hessische u. badische Fahrzeuge. Die bedeutendsten der am N. liegenden Städte sind: Sulz, Tübingen, Theilsingen, Kannstadt, Besigheim, Heilbronn, Wimpfen, Heinsheim, Eberbach, Heidelberg u. Manheim. Das Neckarthal, das Hauptthal des württemberger Landes, beginnt bei Rottweil u. zieht sich von da, in der Richtung von Süden nach Norden, bis an die entgegengesetzte Landesgrenze, wo es unterhalb Gundelsheim in das Großherzogthum Baden übergeht. Seine Länge beträgt (innerhalb Württemberg) einschließlich der Krümmungen volle 30 Meilen. Unter diesen vielen Krümmungen gibt es drei Hauptwendungen bei Horb, Plochingen u. Kannstadt. Der Charakter des Thales ist im Ganzen mild, freundlich u. fruchtbar; bei Tübingen, Eßlingen, Heilbronn u. Heidelberg ist dasselbe von romantischer Schönheit. Man theilt es in das obere, mittlere u. untere Neckarthal ein; die Theilungspunkte sind: Rottenburg u. Kannstadt, wenn man aber auch den badischen Antheil dazu nimmt, Rottenburg u. Heilbronn. Das untere u. mittlere Thal haben durchaus Weinbau; mit dem Beginn des oberen Thales aber hört dieser auf, s. Neckarweine. An das Neckarthal schließen sich (in Württemberg) nicht nur sämmtliche Thäler des Mittellandes, sondern auch die östlichen Schwarzwaldthäler u. die westlichen Alpthäler an. 2) Ehemals einige Landvoigteien im Königreich Württemberg: a) die am unteren N. mit 251/2 QM., 114,000 Ew. u. der Hauptstadt Heilbronn; b) des mittleren N. mit 181/2 QM., 106,000 Ew.; Hauptstadt: Rothenburg; c) des oberen N. mit 271/2 QM., 103,000 Ew.; Hauptstadt: Rottweil; 3) ehemals Oberamt des deutschen Ordens; jetzt Württemberg einverleibt; 4) so v.w. Necker 1).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 762.
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