Poltāwa

[311] Poltāwa, 1) Gouvernement in Rußland, zwischen Czernigow, Kursk, Charkow, Jekatarinoslaw, Cherson u. Kiew; hat 893,36 QM., ist eben, ungemein fruchtbar, wenig bewaldet; gut bewässert vom Dniepr (Grenzfluß) mit seinen Nebenflüssen Trubesch, Sula, Psiol, Worskla, Orel etc.; hat mildes Klima, beste Bodencultur in Südrußland, doch nicht mit regelmäßigem u. sorgfältigem Ackerbau; Producte: Getreide aller Art, Ölfrüchte, Hülsengewächse, Tabak, viel Gartenfrüchte (Melonen, Spargel, Arbusen), Obst, weniger Holz, auf den Steppen schönes Gras, sehr ausgedehnte Schafzucht, auch viel Schweine, Rindvieh u. Pferde, viel Bienenzucht, Geflügel (Wasser- u. Sumpfvögel), polnische Cochenille, Fische (Hausen, Störe, Sterlete), aber auch viel Heuschrecken; Kreide, Thon, Kalk, keine Metalle. Der Kunstfleiß fertigt vorzüglich Branntwein u. einige Webereien. Der Handel, durch Mangel an guten Straßen zu Wasser u. zu Lande beschränkt, vertreibt viel Getreide. Einw 1,800,000, meist Kleinrussen. Seit 1802 zum Gouvernement erhoben, ist es eingetheilt in 15 Kreise; [311] 2) Kreis darin, am Psiol u. Worskla, fruchtbar, gut angebaut; 131,000 Ew.; 3) Hauptstadt des Gouvernements u. des Kreises, an der Worskla, ist Sitz eines Bischofs u. der Provinzialbehörden, hat einige alte Befestigungen, 13 Kirchen, darunter eine Kathedrale u. lutherische Kirche, Kloster, Seminar, Gymnasium mit adliger Pension, adliges Fräuleininstitut, Cadettencorps, Museum für Industrie, Irrenhaus, viele Fabriken u. Branntweinbrennereien, Handel u. 22,000 Ew. Am Eliastage hat die Stadt eine sehr besuchte Messe. P. ist der Geburtsort des Fürsten Paskewitsch. Hier 1076 Sieg der Polen über die Preußen; es kam 1667 durch den Tractat von Andruszow an Rußland. Seit dem 1. Mai 1709 wurde es von den Schweden belagert u. 9. Juli 1709 hier die Schweden unter Karl XII. von den Russen unter Peter dem Großen geschlagen, s. u. Nordischer Krieg; zur Erinnerung daran wurde 1809 auf dem Alexanderplatze ein Denkmal aufgestellt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 311-312.
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