Rantzan

[819] Rantzan (Rantzow, Ranzow u. Ranzau), eine holsteinische Familie, stammt vom Landherrn Kuno in Holstein, dessen Enkel Wolff eine dänische Prinzessin heirathete u. Großvater Wiprechts von Groitzsch, sowie auch Stammvater der Burggrafen von Leißnig wurde. Der in Holstein zurückgebliebene Theil der Familie spaltete sich in viele Linien, von denen noch jetzt bestehen: A) die ältere auf Rastorff, welche seit 1727 die Reichsgrafenwürde besitzt u. sich in einen älteren u. jüngeren Zweig trennt: a) Älterer, Aschberger Zweig: Chef: 1) Graf Christian, Sohn des 1848 verstorbenen Grafen Christian, geb. 23. Septbr. 1830, Mitbesitzer des Oppendorffer Fideicommisses, Auscultant beim holsteinischen Obergericht in Glückstadt. b) Jüngerer, Rastorffer Zweig: Chef: 2) Graf Emil, Sohn des 1857 verstorbenen Grafen Christian, geb. 12. Juli 1827, Erbherr auf Rastorff, Mitbesitzer des Oppendorffer Fideicommisses u. Propst des Klosters zu Ütersen; vermählt seit 1857 mit Karoline geb. Gräfin von Reventlow-Wittenberg. B) Die jüngere Linie von Breitenburg; Chef ist: 3) Graf Friedrich, geb. 11. April 1799, oldenburgischer Hofjägermeister; vermählt 1844 mit Rosa geb. Gräfin von Wedell-Wedellsburg; sein Sohn Kuno ist 1853 geb. C) Die von Schmoel u. Hohenfelde, bereits seit 1650 reichsgräflich, trennt sich in zwei Äste: a) Älterer Ast: Chef: 4) Graf Christian Friedrich Ernst, Sohn des 1860 verstorbenen Grafen Friedrich, geb. 1830 u. seit 1854 vermählt mit Marie geb. v. Amnitzböll; sein älterer Sohn Johann Friedrich Wilhelm ist 1828 geboren. b) Jüngerer Ast: 5) Graf Ludwig Karl, Sohn des 1822 verstorbenen Grafen Daniel, geb. 1786, königlich dänischer Residentgouverneur in Indien. Aus dieser Familie sind merkwürdig: 6) Johann von R., geb. 1492, Feldherr, reiste viel, wurde in Jerusalem zum Ritter geschlagen u. einer der Hauptbeförderer der Reformation in Dänemark. Ihm verdankte hauptsächlich Friedrich I. die dänische Krone; auch schlug er Christian II., als dieser in Norwegen einfiel, mehrmals; er st. 1565. 7) Graf Daniel, geb. 1529, studirte in Wittenberg, machte Reisen, diente unter Karl V., dann den Dänen als General u. schlug 1563 u. 1567 die Schweden; er blieb 1569 bei der Belagerung von Warberg. 8) Graf Josias, geb. 1609, wurde General in schwedischen Diensten, kam 1635 mit Oxenstierna nach Paris, trat in französische Dienste, befehligte 1643 ein französisches Corps (zum Theil die Reste des weimarischen) u. wurde bei Wöhlingen (Tuttlingen) geschlagen u. mit dem ganzen Corps in Schwaben gefangen. Dennoch wurde er später Marschall von Frankreich u. Gouverneur von Dünkirchen u. starb 1650. 9) Graf Christian, geb. 1614, wurde 1648 königlich dänischer Geheimer Rath u. Statthalter von Holstein, empfing 1649 als dänischer Gesandter die Reichslehn über Holstein u. für sich die Reichsgrafenwürde mit großen Freiheiten (erblichen Adelstand zu verleihen, Universitäten zu gründen, Ritter zu schlagen, goldene Münzen zu prägen etc.). Darauf wurde er katholisch, heirathete die Prinzessin Dorothea Hedwig von Schleswig-Holstein, wurde Reichshofrath u. kaiserlicher Kämmerer, war 1657 sehr thätig bei Leopolds I. Kaiserwahl, wurde 1661 auch dänischer Reichsrath u. Präsident aller Landescollegien u. Premierminister u. st. 1696. 10) Graf Christian Detlev, Enkel des Vor., geb. 1670, da er 1700 mit seinen Unterthanen in Zwist gerieth, wollten Holstein u. Dänemark sich der Grafschaft bemächtigen, aber ein Reichshofrathsschluß setzte den Grafen 1710 wieder ein. Er ging nun nach Berlin, u. da er hier den König beleidigte, wurde er bis 1720 in Spandau eingesperrt, worauf er auf kaiserliche Vermittelung frei kam; unterdessen hatte sein Bruder, Wilhelm Adolf (geb. 1688), die Grafschaft in Besitz genommen, als er aber von Wien aus gezwungen wurde, sie wieder an Christian abzutreten, ließ er diesen aus Rache 1721 meuchelmörderisch erschießen. Nun griff der König von Dänemark ein, ließ den Grafen Wilhelm Adolf bis zu seinem Tod auf das Schloß Aggerhuus gefangen setzen u. bemächtigte sich der Grafschaft trotz des kaiserlichen Verbots. Die Allodialgüter fielen an die Schwester der beiden Grafen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 819.
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