Brand

1. A niade1 hat an Broand ein Oa'sch, brinnt e' nit, so schmöcht2 e'. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 39, 69.

1) Ein jeder.

2) Glimmt.


2. Brand macht arme Leute.Henisch, 477.


3. Brand um Brand.2 Mos. 21, 24; Schulze, 10.


4. Dât is Düerkop-Brand1, see Woltert, dô leh he de Viole up't Füer. (Ostfries.) – Hoefer, 1143.

1) Ein theuer erkaufter Brand, einer der viel kostet.


5. De Brand söcht de Nägel in der Wand. Schambach, 384.

Zur Bezeichnung der alles verzehrenden Gewalt des Feuers.


6. Der Brand nimmt die Schuhe von der Wand. Henisch, 477.


7. Der Brand wird vom Feuer leicht ergriffen.


8. Der brand zieret den krieg, wie das Magnificat die Vesper.Henisch, 477.


9. Ein Brand allein kieffet (brennt) nicht lauge. Bücking, 267; Henisch, 477; Simrock, 1280; Körte, 707.

Die Glückseligkeit in einer Ehe, wo blos einseitige Liebe stattfindet, ist nicht von Bestand. Wird auch [444] als Rath gegeben, wenn man sieht, dass jemand von einem Zornigen übel behandelt wird, um ihn zum Nachgeben zu vermögen.

It.: Un legno non fa fuoco, e due ne fanno poco; e trè lo fanno tale, ch' ognun si puo scaldare. (Gaal, 238.)

Lat.: Est amor ingratus, si non sit amator amatus.


10. Ein Brand erregt den andern.

Lat.: Torris torrem exurit. (Bovill, I, 11.)


11. Ein Brand wird leicht vom Feuer ergriffen. Eiselein, 91.

Lat.: Ignis ad torrem veniens.


12. Es ist kein Brand so gering, der nicht seinen Rauch hat.Winckler, XX, 44.


13. Es ist zeit brand zu ruffen, wenn vnsers nachbawren hauss brent.Henisch, 477.

Lat.: Tum tua res agitur paries si proximus ardet. (Horaz.)


14. Es wird oft ein grosser Brand aus einem kleinen Funken.


15. Jeder Brand hat seinen Rauch.


16. Jeder hat einen Brand, brennt er nicht, so glimmt er doch.


17. Kann das ein Brand werden, sagte Töffel, und klopfte seine Pfeife in den Karpfenteich.

Holl.: Dat gelijkt wel den tweeden brand van Troje, zei Jochem, en hij zag een' bos zwavelstokken branden. (Harrebomée, I, 82.)


18. Nach dem Brande bleiben die Ruinen.


19. Wer andern einen Brand schürt, verbrennt gewöhnlich seine eigenen Finger.Henisch, 477; Reinsberg II, 33.

Lat.: Faber compedes, quas facit, ipse gestat.


20. Wo'r man sick warpet mit Bränden, d'ar pustet de Düvel in de Kohlen.

Eifersucht, Hass, Neid u.s.w. sind Brände, die der Teufel gern zur Flamme anbläst.

*21. Auf den glogauischen Brand betteln.Fülleborn, Bresl. Erzähler.

Wahrscheinlich haben sich viele Bettler einen glogauischen Brand zu Nutze gemacht, um darauf zu sammeln.


*22. Den Brand schüren.

»Die Brandt schüren.« (Murner, Nb., 35.)


*23. Den glogauischen Brand singen. (Schles.)

Grossglogau hat mehrere beträchtliche Brände erlitten. Man machte früher sehr häufig Volkslieder auf dergleichen Unglücksfälle. Die Melodien derselben waren natürlich traurig und jammernd. Man will daher mit der obigen Redensart einen klagenden, die Ohren nicht erquickenden Gesang bezeichnen.


*24. Döer de Bränne goaen. (Westf.)

Ausreissen.


*25. Einen Brand zum Feuer bringen.Henisch, 475.

Einen Kriegslustigen in die Schlacht, einen Verliebten zu jungen Mädchen und Frauen u.s.w.; d.h. jemand dafür verwenden, wozu er grosse Neigung hat.


*26. Er hat ihm einen Brand weisgemacht. (Meiningen.)

Soviel wie einen Bären aufgebunden.


*27. Es ist ein Brand, der aus dem Feuer gerissen.

Ein Mensch, der grossen Gefahren entkommen.

Lat.: Torris de igne erutus. (Seybold, 606.)


*28. Nach Brand riechen.Zaupser, Idiot., Nachl.

Mit Hochzeitgedanken umgehen.


[Zusätze und Ergänzungen]

29. Ein Brand ist besser als ein Fieber.

In der Rheinpfalz steht Brand für Rausch.


30. En Brant allein brient nitt.Woeste, 65, 22.


31. Ist der Brand gelöscht, dann bringt jedermann Wasser herbei.Preussischer Volksfreund, Berlin 1845, 10. Jahrg.


32. Wenn de Brand nich mär brennt, sau kan he emer noch glimmen.Schambach, II, 458.


33. Wer im Brande kocht, muss in der Asche anrichten.

Dän.: Hvo der kaager paa branden, skal rette an i osken. (Prov. dan., 40.)


*34. Den rechten Brant wissen.

Den rechten Stich, d.h. die rechte Art und Weise kennen. (Vgl. Worterklärung zu Murner's Lutherischem Narren von H. Kurz, Zürich 1848.)


*35. Einen Brand aus dem Feuer holen.


*36. Einen Brand haben sie alle; und wenn's nicht brennt, so glimmt's doch.


*37. 'N Brand hebben.Stürenburg, 23b.

Betrunken sein. (S. Boden 38 u. Ansehen 29.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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