Federn

[19] Federn heißen zunächst bekanntlich diejenigen thierischen Theile, welche den Vögeln zur Bedeckung der Haut dienen und sich durch Leichtigkeit, Elasticität, die daher auch Federkraft genannt wird, und nicht selten durch Farbenpracht auszeichnen. Auf diesen Eigenschaften beruht die vielfache Anwendung der Federn, nach der sie Bettfedern, Putzfedern und Schreibfedern genannt werden. Zu den Bettfedern werden die leichtesten und weichsten Federn der Gänse, Eidergänse und Schwäne genommen, welche Flaumfedern, Dunen oder Daunen heißen. Auch die stärkern Federn dieser Vögel, Schwingfedern genannt, werden zu diesem Zwecke verbraucht, nachdem sie geschliffen worden, d.h. nachdem man den zartern Theil, die Fahne, von dem härtern, dem Kiele, abgerissen hat. Die schönsten, d.h. leichtesten und weichsten Dunen geben die Eidergänse (s.d.). Zu Schreibfedern werden vorzüglich die großen, starken Federn aus den Flügeln der Gänse genommen, welche Posen, Kiele, Spuhlen heißen. Nur fünf Federn in jedem Gänseflügel sind tauglich zum Schreiben, nämlich die runde, härteste, aber auch kürzeste Eckpose oder Ortpose, die beiden darauf folgenden Schlachtposen und endlich die zwei Breitfedern. Die Schlachtposen geben die besten Schreibfedern; sie zeichnen sich durch einen natürlichen, nach unten zu auswärts gekehrten Ausschnitt an der schmalen Seite der Fahne aus. Die besten Federn sind die, welche den Gänsen zur Mauserzeit im Mai und Jun. ausfallen. Überhaupt sind nur die in dieser Zeit gewonnenen Federn zum Schreiben tauglich. Die Federn werden von eignen Fabrikanten, Posenschrapern, zum Schreiben vorgerichtet, welche Operation das Ziehen heißt und im Allgemeinen darin besteht, daß den Federn durch Hitze das Fett ausgezogen wird, wobei sie hart und glänzend werden. Auch die Federn der Schwäne, der welschen Hähne und der Raben werden als Schreibfedern benutzt. Als die besten Schreibfedern gelten die holländ. Kiele und die hamburger sogenannten Seespulen. [19]Schon in frühern Zeiten hat man Schreibfedern aus Gold und Silber nachgemacht, seit einiger Zeit aber werden sehr viele Schreibfedern aus verschiedenen Metallcompositionen verfertigt. Auch andere Stoffe, z.B. Schildpatt, sind zur Verfertigung künstlicher Schreibfedern benutzt worden. Jene haben meist den Fehler, daß sie zu scharf sind, also in das Papier einschneiden, während diese zu stumpf sind. Doch haben die Metallfedern den Vorzug, daß sie länger halten als eine einmal geschnittene, natürliche Feder, doch kann man diese ausbessern, jene nicht. Personen, welche viel zu schreiben haben und überdies im Schneiden der Federn nicht geübt sind, werden die künstlichen Schreibfedern den natürlichen vorziehen. Man hat endlich auch viele Arten von sogenannten Tintefaßfedern gemacht, welche mit Tinte gefüllt sind, die langsam nach der Spitze der Federn sich ergießt, sodaß man nicht nöthig hat, einzutauchen und auf Reisen kein Tintefaß bei sich zu führen braucht. – Die Schmuckfedern machen einen bedeutenden Handelsartikel aus. Bei uns bedient man sich zum Schmucke vorzugsweise der Hahnen-, der Strauß- und der Reiherfedern. Gebräuchlicher als bei uns sind die Federn zum Schmuck bei den wilden Völkern. Namentlich lieben die Neger die Rebhuhnfedern, mit denen daher nach Afrika ein nicht unbedeutender Handel getrieben wird. Bekanntlich trägt man bei uns die Federn besonders zum Schmuck der Hüte, als Federbüsche, welche jedoch nur noch beim Militair im Gebrauche sind. Sehr häufig bedienen sich die Damen des Federschmucks. Eine eigne (nicht zünftige) Profession der Federschmücker beschäftigt sich mit Herstellung und Anordnung der Federn zum Schmucke. Auch zu einer Art Pelzwerk werden die Federn verschiedener Vögel (besonders die Schwanenselle, welche wie Pelzwerk verbraucht werden) verarbeitet, aus denen man Musse, Palatine, Mützen und dergl. herstellt. Endlich hat man auch die zum Theil künstlich, zum Theil von Natur schön gefärbten Federn zur künstlichen Herstellung von Blumen angewendet. Die Mexicaner stellten aus den herrlichen Federn des Kolibris die buntesten Gemälde mosaikartig zusammen. Bekanntlich finden die Federn noch eine vielfache Anwendung zu Pinseln, Zahnstochern, Pfeilen, Federbällen, zur Bekielung der Claviere und anderer musikalischer Instrumente u.s.w. – Federn, Springfedern heißen figürlich auch Platten oder Streifen von Stahl oder gehärtetem Eisen, welche eine große Elasticität (Federkraft) besitzen. Dieselben lassen sich durch einige Gewalt beugen, springen aber, sowie die haltende Kraft nachläßt, wieder in ihre vorige Lage zurück. Solche Federn finden eine sehr vielfache Anwendung zur Herstellung von Schlössern an Thüren und Gewehren, von Uhren u.s.w. Auch an Wagen bringt man verschiedene Arten von Metallfedern an, welche dazu dienen, die Stöße, welche der Wagen auf unebenem Boden erleidet, minder fühlbar zu machen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 19-20.
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