Federn [1]

[155] Federn, 1) die Hautbedeckung der Vögel. Nur wenige Körperstellen, meist Zehen u. Lauf, bei einigen (wie Geier u. Truthühner) der Kopf u. obere Theil des Halses, sind unbefiedert. Leichtigkeit, Weichheit u. Elasticität ist ihr allgemeiner äußerer Charakter, ihre Grundlage Faserstoff u. thierische Gallerte. Bisweilen ähneln sie, wie beim Kasuar, den Haaren; sie werden stets ölig erhalten, wozu die Vögel am Steiß eine besondere Öldrüse haben, welche sie mit dem Schnabel drücken, diesen dann durch die Feuchtigkeit ziehen u. die Feder damit anfeuchten. Die Federn dienen den Vögeln zur Bedeckung u. Erwärmung, zur Bewirkung des Flugs u. zum Schmuck. Sie sind theils Unter-, theils Ober- od. Deckfedern, erstere sind die erste Bedeckung, mit welcher die Jungen geboren werden, od. die sie doch sehr bald bekommen, während die Deckfedern erst später nachwachsen, u. auch periodisch abgeworfen werden (Mauser, s.d.), um sich durch andere, später gebildete, ersetzen zu lassen. Die F. sind eine Art Haargebilde, ja an einzelnen Stellen erscheinen sie den Haaren od. Borsten ganz gleich, wie z.B. die Schnurren od. Bartborsten am Schnabel, od. die Augenwimpern, der Kinnbart des Bartgeiers, die Borsten am nackten Halse der Riesenstörche u. anderer Vögel. Die ersten u. einfachsten F., welche der Vogel gewöhnlich mit auf die Welt bringt, u. die nur fadenartig u. weich sind, werden Dunen genannt. Sie haben sehr dünne Strahlen u. kleine od. gar keine Knötchen, sitzen eigentlich auf der Spitze der noch in der Haut verborgenen eigentlichen Federn u. fallen. ab, sobald jene sich entwickeln. Flaumfedern, oft ebenfalls Dunen genannt, sind die eigentlichen Federn, die sich zuerst entwickeln u. später meistens von den Deckfedern bedeckt sind; sie bestehen aus einem sehr kurzen, an der Basis geschlossenen Röhrchen u. mehreren von dessen Endpunkte ausgehenden, gegliederten, knotigen Ästen. Die Fahnen- od. Kümmerfedern entspringen einzeln u. paarweise mit den Oberfedern am Kopfe, Halse u. Rumpfe fast aus derselben Zelle; sie haben einen dünnen, starren Kiel u. marklosen, durchscheinenden, sehr schlanken Schaft, sehr seine runde Aste u. kurze fadenförmige Strahlen, ohne Wimpern u. Häkchen. Die Ober- od. Deckfedern, auch Contourfedern genannt, bestehen aus Kiel u. Fahne. Der Kiel ist gleichsam der Stamm od. die Achse der Feder u. sein unterer Theil heißt Spule, sein oberer Schaft; die Spule bildet eine hornartige Röhre, die an der Basis durch ein Häutchen geschlossen ist, welches in einen häutigen Cylinder, der aus vielen durch Scheidewände geschlossenen Zellen besteht u. gewöhnlich die Seele genannt wird, übergeht. Der Schaft ist auf der Rückseite gewöhnlich platt u. von einem Fortsatze der Spule überzogen, innen von schwammigem, weißem Zellgewebe gebildet, unterseits mit einer Längsfurche. Die Seitenflächen des Schaftes sind meist platt u. tragen die nach zwei Seiten gerichteten einzeiligen Äste, die zusammen die Fahne bilden. Diese Äste sind schmale, unten etwas breitere, lange Plättchen, die mit ihren Fächern platt od. rinnenförmig an einanderliegen u. an den Rändern mit kleinen Fasern (Strahlen) besetzt sind, die auch wohl wieder Fasern (Wimpern) od. Häkchen tragen. Die Häkchen der vorderen Strahlenreihe greifen in die hintere Reihe des folgenden Strahles u. so halten die Strahlen einander fest, so daß die ganze Fahne eine zusammenhängende Fläche bildet, die im Stande ist, eine Luftsäule niederzudrücken. Von den Deckfedern nennt man die langen, starken an den Knochen der Hand, die Schwungfedern od. Schwingen der ersten Ordnung; die am Vorderarme sind aber die der zweiten Ordnung; am Oberarme sitzen die Schulterfedern, die auch Deckfedern der 1. 2. u. 3. Reihe genannt werden. Der Daumen trägt noch einen besonderen Theil, den Eck- od. Afterflügel. Die großen starken Federn am Schwanzende nennt man Steuerfedern. Die übrigen Federn sind Deckfedern des Ober- u. Unterrückens, letzteren gegenüber die Bürzelfedern, dann die F. der Kehle u. des Vorderhalses, der Stirn, des Scheitels u. Hinterkopfes, des Nackens, so wie des Zügels, d.h. der Stelle zwischen Schnabel u. Auge. Die Deckfedern können durch besondere Muskeln, welche die Muskelhaut bilden, bewegt u. oft sogar ganz aufgerichtet werden. Der Vogel kann sie aber auch wieder niederlegen u. dann mit dem Schnabel wieder glatt streichen, u. meistens, bes. bei den Schwimmvögeln, sind sie so fettig, daß sie kein Wasser annehmen. Die F. wachsen sehr schnell; alle Vögel verlieren wenigstens einmal im Jahre, gewöhnlich im Frühjahre zur Paarungszeit, die Deckfedern (sie mausern); viele haben aber sogar eine Doppelmauser, im Frühlinge u. Herbste. Während des Federwechsels sind die Vögel kränklich u. Singvögel hören dann auf zu singen; bei der Doppelmauser werden die F. des schönern Sommerkleides mit weniger schönen F. des Herbstod. Winterkleides vertauscht. Auch nach Alter u. Geschlecht ändert die Farbe der F. oft ab, u. man nennt das Federkleid der Jungen das Jugendkleid. Der Farbenschmuck hängt übrigens von der Einwirkung des Lichtes ab, u. daher sind sie meist nur auf der Außenseite schön u. mannigfaltig gefärbt, u. Vögel der heißen Himmelsstriche haben das bunteste Gefieder. Einzelne F. zeichnen sich auch wohl durch besondere Feinheit u. großen Glanz aus u. heißen darnach bald Seiden- od. Atlas-, bald metallisch glänzende, bald Edelstein- u. Schuppenfedern. Bei manchen Vögeln sind die F. auch mit einem seinen, reifartigen Anfluge bedeckt, so z.B. beim alten gemeinen Pelikan, beim grauen u. Rüsselpapagei. Gewöhnlich sind die Fasern der F. dicht an einanderliegend; stehen sie weit von einander, so nennt man die letzteren weitgeschlitzt. Zuweilen verlängert sich der Schaft über die Fahnen hinaus u. endigt dann entweder in einer hornartigen Spitze od. einem hornartigen Plättchen, so ist z.B. ersteres bei den Stachelschwalben, letzteres bei dem Seidenschwanze der Fall. Zuweilen trägt die Spule nicht ein sondern zwei Schäfte, jeder mit seinen beiden Fahnen, so z.B. bei den Straußenvögeln, Fasanen etc.; manchmal sind die F. ganz plattgedrückt, nur wenig am [155] Rande gefasert, so daß sie wie Hornplättchen erscheinen, wie z.B. an den Flügeln beim Pinguin, od. wie Hornspäne, z.B. bei einem Pfefferfresser, dem Pteroglossus ulocomus auf dem Scheitel, u. so kommen noch manche andere Abweichungen vor. Wie bei den Säugthieren gibt es auch bei den Vögeln Albino's od. Kakerlaks, so z.B. bei den Krähen, Schwalben, Sperlingen etc., die dann weißes Gefieder u. rothe Augen haben. Bei manchen Vögeln, z.B. Schneeeule, Schneehuhn, Schneefinken, Schneeammer, färbt sich das Winterkleid auch ganz weiß, doch sind die Augen dann nicht roth. Verlängerte Federpartien haben oft einen besonderen Namen. Dahin gehört der eigne Federschmuck mehrerer Vögel am Kopf od. Halse; als: Federbusch (Haube), längre F., meist auf dem Scheitel, der Stirn od. dem Hinterkopfe, von vielfältiger Form; Federkreis, wenn sie im Kreise stehen. Nach den Stellen, die solche Federbildungen einnehmen, od. auch nach Ähnlichkeit, bekommen sie auch besondere Namen, wie Schleier (bei Eulen), Federohren (bei Ohreulen), Locken, Schnurrbart, zwischen dem Schnabel u. den Augen, Backenkragen, Backenbart etc. Die Flaumfedern tragen bes. zur Erwärmung des Vogels bei, sind sehr leicht, u. werden, so lange sie nochin Verbindung mit dem Körper sind, durch bloßes Reiben elektrisch. Die F. sind ein bedeutender Handelsartikel, bes. als Bettfedern (s. Bett). Den größten Handel mit Gänsefedern treibt Polen, Lithauen, Preußen, Mecklenburg etc. über Königsberg, Danzig, Memel, Elbing u. Hamburg. Über den Hadel mit Schreib- u. Straußfedern, s. b. Wichtig ist noch der Handel mit Rebhuhnfedern, die stark nach der afrikanischen Küste gehen, wo sie die Neger zum Putz anwenden. Auch Hahn-, Geier-, Reiher-, Marabuts- u. Paradiesvogelfedern kommen viel in den Handel; erstere liefert Italien, bes. Venedig; sie dienen zu Federbüschen auf Hüte u. Mützen. 2) In der Heraldik finden sich F. seltner im Schilde, meistens als Helmschmuck, wobei Zahl u. Farbe angegeben werden muß; dabei ist zu bemerken, daß die Straußfedern meist die Farbe des Schilds u. der Figur haben, die Pfauenfeder (Pfauenwedel) natürlich grün u. die Hahnenfedern schwarz sind. 3) Beim Wild die Rippen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 155-156.
Lizenz:
Faksimiles:
155 | 156
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Der Weg ins Freie. Roman

Der Weg ins Freie. Roman

Schnitzlers erster Roman galt seinen Zeitgenossen als skandalöse Indiskretion über das Wiener Gesellschaftsleben. Die Geschichte des Baron Georg von Wergenthin und der aus kleinbürgerlichem Milieu stammenden Anna Rosner zeichnet ein differenziertes, beziehungsreich gespiegeltes Bild der Belle Époque. Der Weg ins Freie ist einerseits Georgs zielloser Wunsch nach Freiheit von Verantwortung gegenüber Anna und andererseits die Frage des gesellschaftlichen Aufbruchs in das 20. Jahrhundert.

286 Seiten, 12.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon