Bergmann [2]

[678] Bergmann, 1) Gustav Adolf, elsäss. Abgeordneter, geb. 6. Mai 1816 in Straßburg, gest. daselbst im Mai 1891, Kaufmann und seit 1848 Mitglied der Handelskammer, auch schriftstellerisch tätig (über Eisenbahn, Zollfrage), wurde 1877 Reichstagsabgeordneter für Straßburg und schloß sich den Autonomisten an. Bei den Neuwahlen 30. Juli 1878 unterlag er dem Protestler Kablé. 1880 ward er Mitglied des Staatsrates für Elsaß-Lothringen.

2) Ernst von, Chirurg, geb. 16. Dez. 1836 zu Ruyen in Livland, studierte seit 1854 in Dorpat, wurde 1860 Assistent an der chirurgischen Klinik in Dorpat und habilitierte sich 1864 daselbst. 1866 leitete er das Kriegslazarett zu Königinhof in Böhmen und 1870–71 die Barackenlazarette zu Mannheim und Karlsruhe. 1871 wurde er Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Kunik in Dorpat und 1877 konsultierender Chirurg der russischen Donauarmee. 1878 ging er als Professor und Oberwundarzt des Juliusspitals nach Würzburg und 1882 als Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Universitätsklinik nach Berlin, wo er zum Generalarzt ernannt wurde. B. schrieb: »Die Lepra in Livland« (Petersb. 1867); »Das putride Gift« (Dorpat 1868); »Die Lehre von den Kopfverletzungen« (2. Aufl., Stuttg. 1880); »Die Resultate der Gelenkresektionen im Krieg« (Gießen 1872); »Die Behandlung der Schußwunden des Kniegelenks im Krieg« (Stuttg. 1878); »Die Fermentintoxikationen« (mit Angerer, Würzb. 1882); »Erkrankungen der Lymphdrüsen des Kindes« (Tübing. 1882); »Die Unterbindung der Vena femoralis« (Würzb. 1882); »Die Schicksale der Transfusion im letzten Dezennium« (Berl. 1883); »Die chirurgische Behandlung vun Hirnkrankheiten« (3. Aufl., das. 1699); »Anleitende Vorlesungen für den Operationskursus« (mit Rochs, 4. Aufl., das. 1901); »Handbuch der speziellen Chirurgie« (mit Bruns und Mikulicz, Stuttg. 1899–1901, 3 Bde.); »Das Berliner Rettungswesen« (Berl. 1900). Mit Bruns setzt er die von Billroth und Luecke begründete »Deutsche Chirurgie« fort. Er gibt seit 1886 die »Arbeiten aus der chirurgischen Klinik der königl. Universität Berlin« heraus, mit Gussenbauer und Körte das »Archiv für klinische Chirurgie«, mit König und Richter das »Chirurgische Zentralblatt«, mit Erb und Winckel die »Sammlung klinischer Vorträge«.

3) Julius, Philosoph, geb. 1. April 1840 zu Opher decke in Westfalen, studierte in Göttingen und Berlin, wurde 1872 Professor der Philosophie in Königsberg und ist seit 1875 Professor an der Universität Marburg. B. ist Begründer der »Philosophischen Monatshefte«. Dem ältern Fichte nahestehend, erklärt er die Philosophie als Wissenschaft aus reiner Vernunft vom substantiell Seienden, als ihr allgemeinstes Ergebnis: die Identität von Vernunft und Seiendem. Von seinen Schriften erwähnen wir: »Grundlinien einer Theorie des Bewußtseins« (Berl. 1870); »Allgemeine Logik« (das. 1879, Bd. 1); »Sein und Erkennen« (das. 1880); »Das Richtige« (das. 1883); »Vorlesungen über Metaphysik« (das. 1886); »Über das Schöne« (das. 1887); »Geschichte der Philosophie« (das. 1891–93, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 678.
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