Dassel, Grafen von

[537] Dassel, Grafen von (auch Edle von Nienover und Edle von Schonenberg genannt, nicht »Raugrafen«, wie in alten Chroniken), niedersächsisch-westfäl. Dynastengeschlecht mit Besitzungen in Westfalen (bei Soest), in Hannover (zwischen Einbeck und Höxter, Grafschaft D.) und Hessen (bei Hofgeismar), mit Burgsitzen in Dassel (s.d.), auf dem Hunnesrück (2 km nördlich von Dassel, jetzt nur noch schwache Spuren) und Schöneberg bei Hofgeismar, sowie Jagdschlössern in Nienover im Sollinger Wald (jetzt Oberförsterei) und Lauenberg (6 km südöstlich von Dassel, jetzt Ruine). Die ältesten bekannten Vorfahren des Geschlechts, das sich seit 1153 nach dem Burgsitz D. benannte, sind die Brüder Thiederich und Heinrich I. von Soest, 1043 Lehnsträger des Erzbischofs von Köln. Berühmt waren die Grafen Rainald (s.d.) und Graf Adolf, der Kühne zubenannt, der als Statthalter des Grafen Adolf von Schauenburg-Holstein 1189 mit Erfolg gegen Heinrich den Löwen kämpfte. Schon im 13. Jahrh. verlor das Geschlecht Ansehen und Reichtum, und der Letzte des Geschlechts, Graf Simon (gest. 1325 in Göttingen), verkaufte 1310 die Grafschaft D. an die Kirche Hildesheim. Die jetzt blühende Familie v. D. mit den Gütern Hoppensen und Wellersen bei Dassel in der Grafschaft D. ist vermutlich eine nachgeborne und daher unebenbürtige Seitenlinie der Grafen. Dafür spricht das gemeinschaftliche Auftreten beider Geschlechter in denselben Urkunden seit 1183 und in der gleichen Gegend (bei Dassel); allerdings sind die Wappen verschieden. Vgl. Letzner, Dasselische Chronik (1596); Büttner, Lüneburgsche Genealogien; »Archiv für Niedersachsen«, 1840; »Zeitschrift für westfälische Geschichte«, Bd. 8 u. 45; »Taschenbuch des Uradels«, 1. Bd. (1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 537.
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